1985 - Ein Köder für MATERIA
derbes Schnippchen geschlagen und sich aller seiner Widersacher an der Führungsspitze der Guardians entledigt hatte, war er untergetaucht und lebte seither überall und nirgends. „Grannet und seine Umtriebe", sagte der Cameloter leise. „Was weißt du über ihn?"
„Nicht viel. Persönlich kenne ich ihn überhaupt nicht. Viele sprechen sehr lobend von ihm."
„Wir garantiert nicht", stellte der Abwehrchef eingedenk der Berichte fest, die Gia de Moleon ihnen einst zur Verfügung gestellt hatte. „Bei uns hält man ihn für einen krankhaften, geltungssüchtigen und gemeingefährlichen Psychopathen."
„Vielleicht nur ein krankhafter Träumer, wer weiß. Seine Organisation ist auf keinen Fall zu unterschätzen.
Sie übt bereits heute mehr Macht und Einfluss aus, als die meisten ahnen."
„In welcher Beziehung?"
„Politisch wie wirtschaftlich. Beides zu gleichen Teilen. Die Organisation wächst im stillen. Sie ist vermutlich bereits mächtiger, als das Kristallimperium oder die LFT nur ahnen können. Sie ist eine Art Mafia, falls du mit diesem Ausdruck etwas anfangen kannst."
Armin Assitar strich sich über die zerzausten Haare und rieb sich den Hals, wo es noch immer wie verrückt juckte. Er schwor sich, nie mehr eine solche Maske anzuziehen. Oder wenn, dann musste vorher so viel Zeit sein, dass er das Material auf Hautverträglichkeit hin testen konnte. „Camelot hat andere Ziele und sich bisher so gut wie nie mit den Galactic Guardians auseinandergesetzt", fuhr Yorgan Pittker fort. „Vielleicht ändert sich das in der Zukunft."
„Deshalb wendest du dich an uns und nicht an die LFT oder den TLD?"
„Auch. Aber hauptsächlich deshalb, weil der Kontakt zum Camelot-Büro auf Olymp aufgrund persönlicher Kontakte vergleichsweise einfach zu bewerkstelligen war. An den TLD oder die LFT wäre ich zwar ebenfalls herangekommen, aber dort sind die Büros mit Guardian-Agenten durchsetzt. Ich hätte bei meinen eigenen Leuten zuviel Aufsehen damit erregt." Er lächelte. „Camelot ist sauber. Da haben die Guardians keine Agenten."
Dieses Argument leuchtete Assitar ein. Er ließ den Terraner zu Ende essen und erhob sich anschließend. „Unser nächstes Flugziel wirst du mir sicher nicht verraten." Pittker grinste verhalten. „Du sagst es. Schließlich soll es eine Überraschung sein. Quasi als Willkommensgruß in der freien Welt."
Assitar übertrieb maßlos, aber das hörte der andere schon am Tonfall. Die Sicherheitsbestimmungen schrieben zwingend vor, dass ein Überläufer keinerlei Informationen erhielt. Sie schafften Pittker auf Schleichwegen nach Olymp in das Museumsschiff ISTANBUL. Dort unterhielten die Camelot-Agenten einen geheimen Stützpunkt. Dort nahmen die Spezialisten Yorgan Pittker in die Mangel. Verglichen damit waren die bisherigen Untersuchungen ein Kinderspiel gewesen.
Die THALASSA und ihre Crew kehrten nach der Übergabe auf direktem Weg nach Camelot zurück. Früher hätten sie das nie gewagt. Nachdem praktisch jeder wusste, dass es sich bei Camelot um den Planeten Phönix unter der weißgelben Sonne Ceres handelte, erübrigte sich solche Geheimnistuerei in den meisten Fällen. „Es ist prominenter Besuch eingetroffen", sagte Milton Oboque nach der Rückkehr aus dem Hyperraum und dem ersten Funkgespräch mit der planetaren Leitstation. „Reginald Bull und Gucky sowie zwei ehemalige TLD-Agenten namens Monkey und Trabzon Karett weilen im HQ-Camelot."
2.
Gegenwart: 21. März 1291 NGZ
Vorman Kitissen unterhielt sein Büro in einem Seitenkorridor von Wohnebene vier. An der Tür prangte eine holographische Darstellung seines Namens, sonst nichts. Hinweise auf seinen Beruf und seinen Titel fehlten.
Perry Rhodan blieb stehen und musterte die verschnörkelten Buchstaben. Von ihnen auf eine gewisse Verspieltheit des Mannes zu schließen war mit Sicherheit ein Fehler. Der Terraner nahm an, dass die Schnörkel einem fein ausgeklügelten Plan folgten. Sie sollten sich über das Auge dem Unterbewusstsein einprägen und dort wirken. Es steckte die Absicht dahinter, den Besucher sanft und ausgeglichen werden zu lassen.
Einen kurzen Augenblick zögerte der Unsterbliche, ehe er die Hand in Richtung der Sensorfläche ausstreckte. Der Bewohner der Kabinenflucht kam ihm zuvor. Lautlos glitt die Tür zur Seite und gab den Blick auf das Wartezimmer frei. „Komm herein, Perry", erklang eine tiefe, gutturale Stimme. „Du findest mich im Behandlungszimmer."
Rhodan nickte und trat ein. An der
Weitere Kostenlose Bücher