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1986 Das Gift (SM)

1986 Das Gift (SM)

Titel: 1986 Das Gift (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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das erst heute nacht.«
Sie waren schon in der Stadt, fuhren auf der Costera , als Paul Wieland plötzlich sagte:
»Darf ich eine persönliche Bitte äußern?«
»Wenn Sie sich nicht gerade Ihren Lösegeldanteil von mir pumpen wollen, dürfen Sie mich alles fragen.«
Wieland nahm das Stichwort sofort auf. »Ich will mir die Dollar nicht von Ihnen leihen, sondern Sie nur um die Erlaubnis bitten, daß ich sie mir zurückholen kann, meine und die der anderen Hoteliers.«
»Was wollen Sie tun?«
»Ich weiß es noch nicht. Sehen Sie, ich bin kein Polizist, bin nur ein Zimmervermieter, und davor war ich ein paar Jahre lang Seemann. Das ist alles, was ich gelernt hab’. Nicht viel also. Aber nun sind ein paar rüde Typen mit meinem Geld abgehauen, und dagegen hab’ ich was. Also, ich möchte dabeisein, wenn Sie die Männer jagen. Wie gesagt, ich hab’ so was nie gelernt, aber ich hab’ eine faustdicke Motivation: erstens den Wunsch, mir mein Geld zurückzuholen. Zweitens meine Wut über die Unverfrorenheit dieser Männer. Drittens meine Liebe zu Acapulco, und viertens glaube ich mehr und mehr, daß derjenige, der die ganze Sache organisiert hat, ein Deutscher ist. Und zu meinem einfältigen Weltbild paßt es nun mal, daß, wenn ein Deutscher so ein Ding dreht, ein anderer Deutscher ihm die Beute wieder abjagt oder es zumindest versuchen sollte. Das also wäre es, was ich bieten kann. Zugegeben, wenn man es summiert, kommt noch immer kein Polizist dabei raus, aber doch ein Mann, der ein klares Ziel vor Augen hat und entschlossen ist, dieses Ziel zu erreichen.«
Der Polizeichef blickte nach links, musterte den neben ihm Sitzenden von oben bis unten, und dann sagte er: »Sie machen mir Spaß! Reden davon, mitmachen zu dürfen, und sind doch von Anfang an dabei.«
»Beim Krisenstab, ja. Aber dazu gehören schließlich auch der Chemiker, der Psychologe, der Pressesprecher, der Direktor vom REINA DEL PACIFICO, die Dolmetscher und viele andere; lauter Leute, die ebensowenig Polizisten sind wie ich und deren Beteiligung heute oder morgen zu Ende geht. Ich möchte mehr, möchte weitermachen! Und das ist nicht etwa Heldentum, ist nicht besonderer Mut, sondern nur ein ganz primitives Bedürfnis. Aber eben ein sehr starkes. Ich glaube, Sie könnten mit einem Federstrich dafür sorgen, daß ich weiter dabeisein kann. Hab’ so was manchmal im Film gesehen: Der Sheriff – vielleicht ist er verletzt oder sonstwie verhindert, oder er braucht plötzlich einen zweiten Mann – also, der Sheriff holt einen Stern aus seiner Schublade, klemmt dem Mann das Blech ans Hemd und hält ihm die Bibel hin. Der spricht den Eid, und schon gehört ein Outsider zur Mannschaft. Verstehen Sie mich recht, ich will keinen Stern und keine Uniform, und wir kommen bestimmt auch ohne Bibel aus. Ich will nicht mal ’ne Waffe; die hab’ ich selbst. Und ich will auch nicht im Sold der Stadt Acapulco oder des Staates Guerrero stehen und beanspruche kein Begräbnis auf Staatskosten. Ich möchte nur dabei sein, wenn Sie die Männer jagen.«
Wieland bog von der Costera ab, fuhr langsam über den Schotterweg, der, an den Pinien vorbei, zum fraccionamiento Playa del Guitarrón führte.
»Und Ihr Hotel?« fragte der Polizeichef. »Wollen Sie das so lange dichtmachen? Ausgerechnet jetzt, wo Sie einen Haufen Schulden machen mußten? Die Gäste kommen doch nun wieder.«
»Das Hotel übernimmt mein Vater.«
»Und wenn die Burschen Sie abknallen? Der Ort der Handlung … ich hab’ keine Ahnung, wo der sein wird, aber ich weiß mit Sicherheit, wo er ab heute nicht mehr ist: im Zimmer 1610.«
»Das ist mir klar. Und was ich tu, geschieht auf eigenes Risiko. Das gebe ich Ihnen schriftlich, wenn Sie wollen.«
Noch einmal musterte der Polizeichef den Deutschen.
»Ich glaube«, sagte er dann, »Sie sollten erst mal ein bißchen schlafen. Sie sehen aus, als hätten Sie mindestens drei Hochzeiten hinter sich.«
»Okay, ich schlaf mich fit, und dann melde ich mich zum Dienst.«
»Ja, aber so ohne jede … Sagen Sie mal, haben Sie nicht doch zufällig eine Bibel im Auto?«
»Nein.« Wieland öffnete das Handschuhfach, spielte das Spiel, das da in Gang geraten war und von dem er wußte, wie ernst es war. »Da liegt nur ein Buch über Pannenhilfe und ein Stadtplan von Acapulco.«
Der Polizeichef zog seinen Haustürschlüssel aus der Tasche, hakte den Anhänger ab. Es war eine Silbermünze mit eingestanztem Aztekenkalender. Er gab sie Paul Wieland: »Hier ist schon mal Ihr

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