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1986 Das Gift (SM)

1986 Das Gift (SM)

Titel: 1986 Das Gift (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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bleiben.«
»Donnerwetter!«
»Sie wird schon vernommen, und noch heute abend erscheint das Phantombild dieses Mannes in den Zeitungen und im Fernsehen. Den Vermieter hat man auch schon befragt, und seine Beschreibung des Mannes deckt sich mit der, die das Mädchen gegeben hat.«
»Hat man im Haus irgendwas Verdächtiges entdeckt?«
»Noch nicht. Ich fahre jetzt hin. Wollen Sie mitkommen?«
»Gern. Wo ist denn Dr. Peralta?«
»Der war nur ganz kurz hier und hat sich die fahrbare Werkstatt angesehen.Wir haben ihn mit Blaulicht in die Stadt zurückbefördert. Den Plan hat er mitgenommen. Er und seine Leute suchen schon fleißig nach den Fässern. Wir können gleich starten; ich muß nur noch kurz mit dem Einsatzleiter sprechen.«
Paul Wieland sah sich unterdessen den Laster genauer an, kletterte auch hinauf, ließ sich von dem Polizeibeamten das umfangreiche Ersatzteillager zeigen, auch die Wagenpapiere. Nach wenigen Minuten rief ihn der Polizeichef.
Da der Jeep nicht in Los Órganos stehenbleiben sollte, die beiden Männer sich aber weiter unterhalten wollten, stieg der Polizeichef bei Paul Wieland mit ein und ließ den Wagen der Radio Patrulla vorausfahren.
Wieland, als der Laie, wollte sich dem Fachmann gegenüber mit seiner Theorie noch zurückhalten, und so fragte er, als sie auf der carretera waren, erst einmal: »Was halten Sie von dem Laster?«
»Viele Spuren! Zu viele! Das verdammte Auto ist so bestückt, als wäre es eine fahrbare Asservatenkammer. Daß es die Sachen der Täter sind, steht außer Zweifel. Die Geldbeutel zum Beispiel sind echt; Sie wissen, wir hatten sie markiert.«
»Ja. Sind auch Fingerabdrücke drauf?«
»Nein, und auf den herumliegenden Teilen, soweit wir sie schon untersucht haben, auch nicht. Wohl aber auf dem Laster. Da sind so viele, daß man meinen könnte, er ist als Schulbus gefahren.«
»Ob die Burschen Handschuhe getragen haben?«
»Handschuhe oder kleine Kunststoffkappen, die man sich aufklebt.«
»Trotzdem wird der Laster uns weiterhelfen, nehme ich an.«
»Es gibt jetzt mehrere Möglichkeiten«, antwortete der Polizeichef. »Vielleicht war es ihnen tatsächlich egal, ob der ganze Krempel da liegenblieb oder nicht. Vielleicht aber auch haben sie den Wagen gezielt in Los Órganos abgestellt, damit wir annehmen, sie seien in Richtung Hauptstadt gefahren, während sie in Wirklichkeit die Küstenstraße genommen haben, entweder in Richtung Manzanillo oder Richtung Salina Cruz. Und jetzt ist natürlich auch wieder die Frage auf dem Tisch, ob sie nicht doch mit einem anderen Schiff geflüchtet sind. Die vierte Möglichkeit wäre wohl die raffinierteste: uns ganz dick die Richtung anzugeben, nämlich México City, und die dann auch tatsächlich zu nehmen. Und die fünfte Version wäre, daß sie ganz einfach in Acapulco geblieben sind.«
Na ja, dachte Paul Wieland, da ist sie ja, meine Theorie! Aber er hielt sie nun nicht mehr für so bedeutend, weil der andere sie auch entwickelt hatte und gleich noch vier ebenso erwägenswerte dazu. Und fast schämte er sich, daß er erst durch die Vorstellung vom Futter ausstreuenden Mann auf die Idee gekommen war und daß er hatte bremsen müssen, um besser nachdenken zu können. Wirklich, dachte er, ich muß, wenn ich sie jagen will, noch eine Menge lernen.
»Und welcher Ihrer fünf Theorien geben Sie den Vorzug?« fragte er.
»Machen wir’s mal anders herum! Wenn ich die mit der geringeren Wahrscheinlichkeit ausscheiden sollte, würde ich zunächst die drei Landwege streichen, also Manzanillo, Salina Cruz und México City. Die Männer hatten zwar einen Vorsprung von mehreren Stunden, mußten aber trotzdem auf den Straßen mit erhöhtem Risiko rechnen. Sie konnten nicht wissen, wann die Kontrollen einsetzen würden. Wir waren ja auch tatsächlich vom ersten Moment an mit unseren Leuten unterwegs, allein schon, um die Trecks zu dirigieren. Also habe ich unter meinen Theorien zwei Favoriten: Sie sind übers Meer geflüchtet oder in Acapulco geblieben. Aber, wie gesagt, das sind nur Favoriten; die anderen Möglichkeiten kommen weiterhin in Betracht. Nehmen wir zum Beispiel an, die Täter sind unmittelbar nach dem Auslaufen ihrer Yacht an Land geschwommen, haben vielleicht das Haus benutzt, das wir uns gleich ansehen werden, dann hätten sie bis zur Explosion etwa fünf Stunden Zeit gehabt. Und nehmen wir ebenfalls an, sie hätten – im Vertrauen auf ihren Trick mit der Lagune – für den genannten Zeitraum nicht mit Kontrollen gerechnet und sich

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