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1986 Das Gift (SM)

1986 Das Gift (SM)

Titel: 1986 Das Gift (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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zwar anläßlich einer Geburtstagsfeier. Auch Zusammenkünfte zu zweit und zu dritt habe es gegeben. Treffen solcher Art seien nichts Ungewöhnliches, hieß es in dem Bericht aus Lübeck, aber durch sie könne zumindest bestätigt werden, daß die Genannten untereinander Verbindung gehabt hätten. Außerdem seien in Leo Schweikerts Zelle spanische Lehrbücher gesehen worden.
Einige Informationen waren von besonderem Gewicht. So sollte der Chemiker nach den Aussagen seiner früheren Frau und deren Familie verschwunden sein. Er war, wie es hieß, aus der Haft entlassen worden und dann untergetaucht. Es war ein glücklicher Umstand, daß die Familie in diesem Punkt sozusagen vorgearbeitet hatte, denn Unauffindbarkeit wäre schwerlich binnen ein, zwei Tagen festzustellen gewesen; dazu hätte man Wochen, wenn nicht gar Monate gebraucht.
Bei Wobeser, Ortiz und Brüggemann war der Tatbestand der Unauffindbarkeit nicht eindeutig zutage getreten. Blitzumfragen bei den zuständigen Polizeidienststellen und Meldeämtern hatten lediglich ergeben, daß die Männer nach ihrer Entlassung zwar unter bestimmten Adressen registriert, dort jedoch über eine längere Zeit hin nicht gesehen worden waren. Die vor Ort in Aktion getretene Polizei hatte dann in den Fällen Ortiz und Brüggemann ermittelt, war dabei auf eine Monika Bartels gestoßen und hatte von ihr erfahren, daß sie die Beziehung zu Georg Brüggemann abgebrochen hatte. Sie wußte aber, daß er nach seiner Entlassung einige Wochen in Spanien verbringen wollte. Das wiederum paßte ins Bild. Und die für den Wohnbezirk Richard Wobesers zuständigen Beamten hatten Ähnliches zu hören bekommen. Da hatte es geheißen, der Betreffende sei – eigenen Aussagen zufolge – an seinen früheren bolivianischen Arbeitsplatz zurückgekehrt.
Die Wiesbadener Recherchen hatten noch mehr ergeben. Wobeser, Ortiz und Brüggemann waren vorzeitig entlassen worden, und so hatte man sie der Obhut von Bewährungshelfern unterstellt. Im Falle Wobeser war bereits aktenkundig geworden, daß dieser sich bei seinem Helfer nicht mehr gemeldet hatte. Bei Ortiz und Brüggemann hingegen lagen die einzelnen Meldetermine so weit auseinander, daß das Verschwinden der beiden den Behörden noch nicht aufgefallen war. Der Umweltsünder Schweikert schließlich war ohne jede Auflage entlassen worden.
Wir haben es also, resümierte Paul Wieland, mit vier Männern zu tun, die zur gleichen Zeit in demselben Gefängnis waren, etwa zum gleichen Termin entlassen wurden, danach nicht auffindbar oder zumindest nicht anzutreffen waren und von denen einer Chemiker ist und zwei als Tote aus unserer Bucht gefischt wurden. Schon das ergibt einen deutlichen Zusammenhang, aber da ist ja noch etwas!
Er entsann sich der letzten im Bundeskriminalamt verbrachten Stunden. Da war endlich jener Mann eingetroffen, von dessen Aussage die Beamten sich am meisten erhofft hatten: Julius Hollmann. Der Besitzer des Chemiewerkes, in dem Leo Schweikert über Jahre hin tätig gewesen war, einstiger Chef also und zugleich Schwiegervater des Hauptverdächtigen, war der Bitte des BKA, sobald wie möglich in die Dienststelle zu kommen, gefolgt. Er hatte sich in die nächste Maschine gesetzt und war nach Wiesbaden geflogen.
Nach einer kurzen Begrüßung kam man sofort zur Sache, und dann war innerhalb einer Viertelstunde der Charakter Leo Schweikerts in einer Weise beschrieben, wie sie vernichtender nicht hätte sein können. Hollmann erging sich in Formulierungen wie »aufbrausend« und »teuflisch«, nannte das einstige Familienmitglied einen »Gernegroß«, einen »Emporkömmling mit allen belastenden Merkmalen dieser unangenehmen Verquickung aus niederer Herkunft und gesellschaftlich hohem Anspruch«, doch dann machte der Beamte, der das Gespräch führte, dieser Großoffensive ein Ende, fragte nach konkreten Zuständen und Vorgängen.
Da kam zunächst die Umweltsünde auf den Tisch, das heimliche Ableiten chlorierter Kohlenwasserstoffe in einen See, in dem gebadet wurde, und anschließend fragte der BKA-Mann den Besucher, ob er Dr. Schweikert einen Dioxinanschlag auf Acapulco zutraue.
»Sie glauben, daß er dahintersteckt?« Hollmann war aufgesprungen.
»Wir haben Grund zu der Annahme.«
»Natürlich!« Hollmann ließ sich auf seinen Stuhl zurückfallen. »Er war es! Mein Gott, er war es! Und wir hatten nur gedacht, er wollte uns nicht mehr unter die Augen treten, nach allem, was er sich geleistet hat. Wir meinten, er hätte sich verkrochen,

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