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1986 Das Gift (SM)

1986 Das Gift (SM)

Titel: 1986 Das Gift (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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bamba ertönte, die noch lauter war als die vorher gespielte Musik. »Ich bespreche das alles mit den Panamesen. In Acapulco werden sie das Geld nicht entgegennehmen; wahrscheinlich in Mexico City oder irgendwo an der guatemaltekischen Grenze. Wie sie es dann aus dem Land bringen, ist ihre Sache; wahrscheinlich mit irgendeiner obskuren Airline . Ja, und wir kümmern uns dann um das gewaschene Geld, das bei einer Entdeckung natürlich allein schon wegen der Menge auffiele. Felix und ich haben einen Weg ausgetüftelt, wie wir unsere Anteile nach Deutschland schaffen. Die Frage ist, Richard, was du mit deinem machst. Vergiß nicht: Du kannst unmöglich reisen mit ein paar Millionen im Koffer!«
»Wie habt ihr es denn vor?«
»Leo hatte eine fabelhafte Idee«, sagte Felix. »Los, erklär’ es ihm selbst!«
»Das Haus«, sagte Leo, »das ich in Cuernavaca gemietet habe, ist eine Art Landsitz, ein ehemaliger Rancho. Ich hab’ schon von Deutschland aus mit den Besitzern, die in der Hauptstadt wohnen, telefoniert. Ich kenne das Haus von früher her. Es liegt etwas abseits und hat in einem der Stallgebäude eine Keramikwerkstatt, die aber aufgegeben wurde. Da richte ich mir eine Hobbytischlerei ein. Dann kaufe ich ein paar Kolonialmöbel aus Zedernholz. Die sind, nebenbei gesagt, sehr schön, und darum werde ich sie später in Deutschland auch benutzen. Die lasse ich also in meine Werkstatt bringen, um sie dunkel zu beizen oder sonstwie nach meinem Geschmack und nach meinen Zimmermaßen zu verändern. Das jedenfalls sag’ ich, falls mal jemand reinkommt und mich da arbeiten sieht. Was ich in Wirklichkeit machen will, ist folgendes: Unter den Möbeln werden auch zwei große Tische sein mit massiven Platten von mindestens sechs Zentimeter Stärke. Ich schneide sie von der Seite her auf, wie Tortenböden, und dann werden sie ausgehöhlt. Auf diese Weise schaffe ich im Innern der Platte einen Hohlraum von vier Zentimeter Höhe, achtzig Zentimeter Breite und zwei Meter Länge. Darin bringe ich unser Geld unter. Dann werden die Platten wieder zusammengefügt, verleimt und verschraubt und auch noch furniert, damit keine Nahtstellen zu sehen sind. Und dann geht ein ganzes Sortiment an Kolonialmöbeln als Umzugsgut nach drüben, in einem Container.«
»Das ist verdammt clever!« sagte Richard. »Und in Deutschland? Eure Fabrik soll ja erst in zwei Jahren gebaut werden. Wollt ihr etwa bis dahin von millionenschweren Tischen essen? Mir würde jeder Bissen im Halse steckenbleiben wegen der entgangenen Zinsen.«
»Natürlich holen wir drüben das Geld sofort wieder raus«, antwortete Leo. »Es kommt auf mehrere deutsche Konten und zum Teil auch in die Schweiz. Hör zu: Ich weiß nicht, auf welche Weise du dein Geld in die Kordilleren schaffen willst, aber wenn es zu riskant ist, kannst du unseren Weg mitbenutzen. Ob ich in meinem Umzugsgut nun zwei oder drei Tische habe, spielt keine Rolle. Überleg’s dir!«
»Ich mach mit! Auf jeden Fall! Ich muß ja auch mindestens zwei Jahre verstreichen lassen, ehe ich mir in Bolivien die Flugzeuge kaufe. Und ob ich da mein Geld sicher verstecken kann, ist noch die Frage. In La Paz oder Potosí oder Cochambamba kräht zwar kein Hahn danach, was einer auf seinem Konto hat, aber stellt euch vor, ich hab’ da meine Millionen untergebracht, auch abgesichert gegen Entwertung, indem ich mir Dollarkonten eingerichtet habe, und plötzlich putscht irgend so ein wildgewordener General, und eins, zwei, drei, beschlagnahmt er alle Ausländervermögen! Also: Eine bessere Methode als eure gibt es nicht. Daß ich da mitmache, ist beschlossene Sache.«
»Gut«, sagte Leo, »dann sind wir uns einig. Trinken wir darauf!«

7.
    Wie der Polizeichef vorhergesagt hatte: Eine Erholungsreise wurde es für Paul Wieland und den Licenciado Ortega nicht, nur ein eiliges Hin und Zurück mit nicht einmal vierundzwanzig Stunden Aufenthalt auf deutschem Boden. Doch um ihnen wenigstens während der Flüge einigen Komfort zu sichern, hatte er seine ganze Überzeugungskraft aufgeboten und bei den Behörden zwei Plätze in der ersten Klasse durchgesetzt.
    Sie befanden sich schon wieder auf dem Rückflug. Die LUFTHANSA-Maschine war in Dallas zwischengelandet, hatte aufgetankt und flog jetzt mit Südkurs an der Golfküste entlang. Es war vier Uhr nachmittags Ortszeit. Bis zur Ankunft in México City fehlte noch eine Stunde. Der Licenciado schlief.
    Paul Wieland sah aus dem Fenster, sah in das Wolkengebirge, unter dem er die bizarre,

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