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1986 Das Gift (SM)

1986 Das Gift (SM)

Titel: 1986 Das Gift (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Ausfallstraße nach Chilpancingo, der Hauptstadt des Bundesstaates Guerrero, rechts nach Puerto Marqués. Sie fuhren aber weiter geradeaus, passierten den Golfplatz und sahen dahinter die Lichter des ACAPULCO PRINCESS. Dann folgte eine schnurgerade Strecke mit kleinen Hütten links und rechts, deren Bewohner tagsüber ihre Früchte am Straßenrand feilboten: Kokosnüsse, Bananen, Apfelsinen, Ananas, Papayas, Melonen.
Gegen halb zehn erreichten sie den Flughafen. Sie parkten, stiegen aus, betraten die Halle, deren marmorner Fußboden glänzte.
»Diese Idiotie!« schimpfte Manolo. »Ein moderner internationaler Flughafen und kein einziges Taxi zur Stelle, weil der Staat sich mit seinen Bussen ein Monopol gesichert hat! Die bringen zwar jeden ans Ziel, aber wer will denn schon, wenn er müde hier ankommt und vielleicht ein Zimmer am anderen Ende der Stadt genommen hat, erst zehn andere Hotels abklappern, ehe er in sein eigenes kommt? Und zahlen muß er dafür fast so viel wie früher für ein Taxi.«
Sie erfuhren, daß die AERO MEXICO-Maschine aus der Hauptstadt fünfzehn Minuten Verspätung hatte, und setzten sich an die Bar. Manolo hatte das an einen Stab genagelte Schild mit der Aufschrift HOTEL REFUGIO gegen den Tresen gelehnt.
»Sind es wieder Gäste aus Deutschland?« fragte er.
»Ja, elf Personen. Sie gehören zu einer Reisegesellschaft, die sich in der Hauptstadt geteilt hat. Einige bleiben dort, andere machen eine Rundreise durch Yucatán, und unsere Gäste wollen das Meer und die Sonne und sonst nichts.«
Um Viertel vor zehn wurde der Anflug der Maschine gemeldet. Paul Wieland und Manolo machten sich auf den Weg, gesellten sich zu den in der Halle Wartenden. Es gab noch mehr Schilder. Auf einem stand der Willkommensgruß in englischer und in französischer Sprache. Also fällt, dachte Paul Wieland, mal wieder ein Schwarm Kanadier ein. Seit einiger Zeit kamen starke Kontingente nicht nur aus den USA, sondern auch aus Winnipeg, Edmonton, Vancouver und anderen kanadischen Städten. Der harte Dollar ermöglichte es den nördlichen Nachbarn, trotz der großen Entfernung sogar Wochenendflüge nach Acapulco durchzuführen. Die Pazifische Perle reagierte darauf mit einem geradezu selbstmörderischen Emportreiben der Preise. Aber nicht nur in Acapulco, sondern in der ganzen von einer permanenten Inflation gebeutelten Republik, in der die Urlauber aus valutastarken Ländern eigentlich zu billigen Ferien kommen müßten, kostete die Drei- bis Fünf-SterneÜbernachtung zwischen hundert und zweihundert Dollar pro Doppelzimmer. Ohne Frühstück. Ein Telefongespräch von México nach Deutschland war etwa zwanzigmal so teuer wie eins in der entgegengesetzten Richtung. Die Folgen dieser Entwicklung zeichneten sich bereits ab. Viele europäische Touristen suchten sich neue Reiseziele. Aber Paul Wieland hatte Glück. Zu ihm kamen immer noch ein paar Gruppen, denn seine Zimmer waren nach wie vor für fünfzig Dollar zu haben.
»Ya viene«, sagte Manolo. Sie kommt. Die Maschine war zu hören, und nur wenig später landete sie. Die Abwicklung erfolgte schnell, weil die Zollformalitäten bereits in der Hauptstadt erledigt worden waren. Etwa hundert Passagiere drängten in die Halle. Begrüßungen, Umarmungen, laute Willkommensrufe oder auch das stille Ausschauhalten nach Gesichtern und Schildern.
Die elf Personen hatten sich schnell um Manolo geschart, ein Ehepaar aus Würzburg, beide in mittleren Jahren, eine Wolfsburger Familie mit drei kleinen Kindern, einem Jungen und zwei Mädchen, ein älterer Herr aus Osnabrück mit seinem erwachsenen Sohn und zwei junge Frauen aus Hamburg. Alle waren zu warm angezogen. Obwohl der Regen die Luft etwas abgekühlt hatte und, dank der Klimaanlage, auch in der Flughafenhalle eine gemäßigte Temperatur herrschte, sahen sie überhitzt aus. Schon die wenigen Schritte übers Rollfeld mußten ihnen zugesetzt haben.
Wieland blickte noch einmal in die Runde. Eine englisch sprechende Gruppe hatte die stattliche Anzahl von mindestens vierzig Personen, und die Abgesandte der TUI, ein hübsches blondes Mädchen, war von achtzehn bis zwanzig Reisenden umringt. Doch es gab auch Hotelangestellte, bei denen sich nur eine Handvoll Gäste eingefunden hatte.
Die Ankömmlinge bewegten sich auf den Ausgang zu. Als Wieland die Halle verlassen hatte, entdeckte er an der Haltestelle der Minibusse eine Menschenschlange. Manolo hat recht, dachte er. Wenn der Urlauber nach einer langen Reise mit viel Warterei bei den

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