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1986 Das Gift (SM)

1986 Das Gift (SM)

Titel: 1986 Das Gift (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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eure Fässer sind schwer; also könnte unten Eisen liegen und oben Marihuana.«
Mit ein paar Handgriffen hatte er das vor ihm stehende Faß freigelegt. Er packte den metallenen Rand, versuchte, es zu bewegen, schaffte es nicht.
»Los, stellt es mir da unten hin!«
Leo wunderte sich über die Sorglosigkeit des Mannes. Wenn er tatsächlich Rauschgift in den Fässern vermutete, mußte er doch damit rechnen, daß sie jetzt etwas unternehmen würden, etwas Drastisches womöglich. Vielleicht, dachte er, hält er uns längst für sauber und ist nur noch auf ein Schmiergeld aus. Darum sagte er nun: » Compañero , wir haben es wirklich sehr eilig. Könnten wir nicht …« Er fischte einen Geldschein aus seiner Hosentasche, hielt ihn dem Polizisten hin. Der leuchtete die Banknote an, schüttelte den Kopf.
»Zwei davon«, sagte Leo, »oder auch drei.«
Die Antwort des Polizisten entmutigte ihn: »Jetzt will ich erst recht reingucken, und wenn das Ding verschweißt ist, schlagen wir es auf. Notfalls schieße ich ein paar Löcher in den Deckel.« Er lachte, zog aber doch die Pistole aus dem ledernen Futteral, das an seinem Gürtel hing. Das durchs offene Heck hereinfallende Licht reichte aus: Leo sah die Pistole. »Okay«, sagte er, »bringen wir es hinter uns!«
»Was haben denn Sie überhaupt mit diesem Teil der Ladung zu tun?« fragte der Polizist.
»Eine Menge«, sagte Leo. »Die Dinger halten mich auf. Los!« Er dirigierte Raúl mit einer Bewegung seiner Rechten an das Faß. Die vier Hände packten den Rand, hoben den schweren Behälter auf der einen Seite leicht an, und so, in Schräglage, drehten die beiden Männer ihn langsam nach hinten. Als das Faß auf der Kante stand, ging der Polizist in die Hocke, um hinunterzuspringen. Er konnte sich nicht abstützen, denn in der einen Hand hatte er die Waffe, in der anderen die Taschenlampe. Leo wußte, nur in diesem Moment gab es eine Chance! Er ergriff einen etwa vierzig Zentimeter hohen Kerzenhalter, ein schweres Stück aus gelbem Onyx, holte aus und schlug auf die Hand, die die Waffe hielt. Die Pistole fiel in den Sand. Bevor Raúl, der sich beim Aufschrei des Polizisten umgedreht hatte, eingreifen konnte, war die steinerne gelbe Keule zum zweiten Mal erhoben und sauste blitzschnell wieder herunter. Diesmal traf der Schlag die Schädeldecke. Der Braune sackte zusammen, fiel zunächst auf die Plattform des Lasters, kippte dann vornüber, rollte über die Kante und fiel zu Boden.
»Bist du verrückt geworden?« Raúl schrie die Worte heraus, und seine dunklen indianischen Augen spiegelten das Entsetzen wider, das ihn gepackt hatte. Er sprang vom Laster, kniete sich neben den Polizisten, hob vorsichtig dessen Kopf an, legte ihn aber sofort zurück in den Sand, starrte auf seine eigenen blutig gewordenen Hände und sagte: »Du … , du hast ihn erschlagen! Por dios , du hast einen Polizisten erschlagen!«
Auch Richard war das Entsetzen vom Gesicht abzulesen. Unbeweglich stand er da, doch Leo herrschte ihn an: »Los! Schieb seine Karre in den Sichtschatten des HANOMAG! Dann leg ein paar Decken drüber! Auf dem Laster sind genug davon.«
Er beugte sich hinunter, wollte den Toten aufheben, schaffte es nicht. »So hilf mir doch!« brüllte er Raúl an, aber der war wie gelähmt, flüsterte nur: »No le toco.« Ich rühr’ ihn nicht an.
Da ging Leo aufs Ganze. Er trat dicht an den Mann aus Quiroga, der immer noch kniete, heran, hockte sich hin, so daß beider Augen in gleicher Höhe waren, sah ihn an. »Du mußt!« sagte er. »Du mußt mit uns zusammen diesen Toten begraben.« Er zeigte mit dem Daumen über die Schulter.
»Da! Im Kieshaufen! Und auch sein Motorrad muß unter dem Kies verschwinden. Und dann mußt du noch einiges mehr tun, eine ganze Menge mehr. Aber du wirst gut bezahlt. Ich biete dir eine Viertelmillion Dollar.« Und dann wiederholte er mit Nachdruck. »Dollar! Die kriegst du, wenn du die Sache mit uns bis zum Ende durchziehst. Ich mußte den Mann töten. Warum, das erkläre ich dir später. Jetzt geht es erst mal um dich und deine Zukunft. Hombre , bedenke: zweihundertfünfzigtausend Dollar!«
Darauf sagte Raúl nur wieder: »Por dios!« Und im Moment war nicht klar, ob der Anruf Gottes immer noch mit seinem Entsetzen zusammenhing oder schon sein Erstaunen über die ihm gebotene unvorstellbar hohe Summe zum Ausdruck brachte. Jedenfalls packte er nun doch mit an. Zu zweit trugen sie den Mann an den Rand des Kieshaufens, legten ihn dort ab. Leo überprüfte den Puls,

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