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1986 Das Gift (SM)

1986 Das Gift (SM)

Titel: 1986 Das Gift (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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noch immer nicht sehen.
»Was haben Sie geladen?«
»Umzugsgut«, antwortete Raúl. Und dann fragte er: »Bin ich etwa zu schnell gewesen?«
»Nein. Wir suchen nach einem Laster mit Marihuana, haben einen Tip gekriegt. Ich muß mir also Ihren Hausrat mal eben ansehen.«
»Bitte!« sagte Raúl, und dann ging er nach hinten, knotete die Plane auf, schlug sie zur Seite, ließ auch die Ladeklappe herunter. Und er sagte noch einmal: »Bitte!«
Der Polizist, ein mittelgroßer, schlanker Mann von ungefähr dreißig Jahren, stellte sich hinter den Laster und sah eine Weile auf die fachmännisch verstaute Ladung. Dann sagte er: »Es tut mir wirklich leid, aber ich muß Sie bitten, ein paar Teile herunterzunehmen.«
Raúl versuchte es noch einmal: »Wir sind schon drei Stunden verspätet, und Sie sehen doch die Möbel!«
»Laß nur«, sagte Richard.
»Wer sind Sie beide?« fragte der Polizist und sah Richard und Leo an.
»Uns gehört der Hausrat«, antwortete Leo.
»Darf ich mal Ihre Ausweise sehen?«
Sie holten ihre Papiere aus der Kabine und gaben sie dem Mann. Der blätterte eine Weile in den Reisepässen, und dann sagte er: »Deutsche also.«
»Ja«, erwiderten beide.
»Wo ist Ihre FM zwei?«
»Was ist denn das?« fragte Leo.
»Die beschränkte Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung für Ausländer. Ein rotbraunes Dokument, das jedes Jahr erneuert werden muß.«
»So etwas brauchen wir nicht«, sagte Leo. »Darf ich mal?« Er nahm dem Polizisten seinen Reisepaß wieder ab, fischte aus der Hülle ein Papier hervor und hielt es hoch.
Aber der Mexikaner schüttelte den Kopf. »Das ist ein Touristen-Visum«, sagte er, »und zu dem paßt kein Hausrat.«
Leo ereiferte sich. »Ich brauche kein anderes Visum«, antwortete er. »Ich lebe zwar in Deutschland, und da arbeite ich auch, und weil meine Arbeit wichtig ist, verdiene ich viel Geld und kann mir eine Ferienwohnung in Acapulco leisten. Für diese Wohnung sind die Möbel.« Energisch zeigte er ins Wageninnere. »Sie wollen doch wohl nicht die Touristen aus Ihrem Land vertreiben!«
Der mordelón nahm Leos Paß wieder an sich, blätterte erneut darin. »Sie heißen Sebastian Ulritsch?«
»Ulrich«, verbesserte Leo.
»Und Sie?« Er schlug Richards Paß auf.
»Lutz Engel«, sagte Richard.
Der Polizist gab die Pässe zurück und sagte dann: »Sie müssen mich verstehen! Vor zwei Stunden ging bei uns der Hinweis auf den Marihuana-Transport ein, und seitdem schwärmen meine Kollegen und ich wie die Hornissen durch die Gegend. Ich dürfte keinen Tag länger bei der Polizei sein, wenn ich in dieser Situation Ihren Laster nicht kontrollieren würde. Also los!« Und dann fügte er noch hinzu: »Ein paar Teile nur.«
Den dreien blieb nichts anderes übrig, als sich an die Arbeit zu machen. Raúl kletterte auf den Wagen und reichte Stühle, Schrankteile und einen Bettrahmen herunter. Leo und Richard nahmen die Sachen in Empfang und stellten sie im Sand ab. Als etwa die Hälfte des Umzugsgutes ausgeladen war, fragte Leo: »Genügt das?«
Statt eine Antwort zu geben, kletterte der Braune auf die Ladefläche und begann, einige der restlichen Möbel zu verrücken. Leo und Richard blickten sich besorgt an. Raúl sprang vom Wagen, um das zweite Frachtpapier zu holen. Nach einer Weile kam der Polizist ans Heck zurück. »Was ist in den Fässern?« fragte er.
»Das steht in den Papieren; der Fahrer holt sie gerade«, sagte Leo.
Raúl erschien, reichte beide Frachtbriefe hinauf. Der Polizist las darin, und dann sagte er: »In Anbetracht der Umstände muß ich die Fässer kontrollieren. ›Chemikalien‹ ist ein weiter Begriff. Was genau ist es denn?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Raúl. »Die Sendung ist für eine Fabrik in Guadalajara.«
»Kommen Sie! Helfen Sie mir!«
Raúl kletterte wieder hinauf, Leo folgte ihm, beugte sich aber noch einmal hinunter zu Richard und flüsterte ihm zu:
»Ich fürchte, es wird ernst.« Dann verschwand er in der Tiefe des Laderaumes.
Der Polizist leuchtete mit einer Stabtaschenlampe. Als der Strahl eines der Fässer traf, sagte er: »Schafft mir das Ding runter! Ich muß es mir genau ansehen!«
»Aber jedes Faß wiegt an die zweihundert Kilo«, sagte Raúl. »So schweres Marihuana gibt es nicht, und wenn man es noch so sehr preßt.«
Der Polizist lachte. »Wenn ich Gold drin vermute, und es stellt sich heraus, daß die Fässer ganz leicht sind, dann würde ich sagen: Okay, Leute, fahrt weiter! Aber umgekehrt funktioniert das nicht. Wir suchen was Leichtes, und

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