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1987 - Der Mörderprinz

Titel: 1987 - Der Mörderprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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paar Tage Zeit.
    Man munkelt, die Gravitationsbörsen von Pooryga hätten seit Bekanntgabe Eurer Thronbesteigung eine märchenhafte Hausse erlebt."
    Samaho ließ den Anblick der Hologramme auf sich wirken; Bilder aus den Vierteln, die den Palast umgaben, Millionen von Untertanen in Gleitern und auf den Schwebebändern des öffentlichen Nahverkehrs; sie alle bewegten sich mit dem höchsten nur denkbaren Komfort, geleitet von Sphärenmusik und Robo-Dienern - aber keiner benutzte seine Füße. Der Prinzregent erblickte seelenlose, lebensuntüchtige Kreaturen, denen er helfen mußte.
    „Karvencehl, ich wünsche die besten Genetiker des Hofes zu sprechen."
    „Aus welchem Grund, Hoheit?"
    Samaho wandte sich ruckartig um, er fixierte den körperlich hinfällig wirkenden Diener mit einem vernichtenden Blick. Bis hierhin und nicht weiter.
    Karvencehl hielt dem Blick einige Sekunden stand, dann senkte er den Kopf und murmelte: „Ich werde mich darum kümmern."
     
    *
     
    Samaho brauchte Jahre, bis er den Befehlsapparat richtig einzusetzen lernte. Solange er ein Kind gewesen war, hatte alles für ihn sehr simpel ausgesehen; sein Vater hatte Weisungen erteilt, die Untertanen hatten des Königs Befehle umgesetzt.
    Die Realität in der Crozeirenstadt sah anders aus.
    Es gab zahllose Möglichkeiten, die einfachste Anweisung fehlzuinterpretieren, fehlzuleiten oder in übertriebener Weise auszuführen.
    Samaho wußte, daß seine Untertanen bemüht waren, das Richtige zu tun. Hätte er ihnen Selbstmord befohlen, sie alle wären im Gomberach für ihn gestorben - weil er es so wollte und weil er nach crozeirischer Mentalität das Recht besaß, ihr Leben zu verlangen.
    Dennoch klaffte eine große Lücke zwischen dem, was er durchsetzen wollte, und dem, was wirklich geschah.
    „Regieren entpuppt sich als schweres Geschäft, Karvencehl...", murmelte er einmal, am Sonnenuntergang eines Tages, der nichts als Mißerfolg geliefert hatte. „Ich bin der Prinzregent. Aber die Herrschaft geht von anderen aus. Von Crozeiren, die dies nicht einmal wissen, die mich für allmächtig halten. Sie alle würden ihr Leben für mich opfern; keiner unter ihnen, der zögern würde. Aber sie können mir nicht geben, was sie nicht begreifen. Im Grunde sind sie... Sie sind nichts wert, Karvencehl."
    „Eine bedauernswerte Einstellung, Hoheit."
    „Der Meinung bin ich ebenfalls", bestätigte er düster.
    Wenn er etwas erreichen wollte, mußte er die Crozeiren auf seine Seite bringen. Er brauchte keine tumben Befehlsempfänger, deren Treue ihr Denkvermögen überstieg, sondern er brauchte Freunde, die in seinem Sinn handelten.
    Seltsamerweise erwies sich ausgerechnet Karvencehl als wertvolle Stütze.
    Die genetische Erneuerung der Crozeiren nahm ihren Anfang, indem er den Diener auf seine Seite zog.
    Gemeinsam ersetzten sie die Genetiker des Hofes durch neue, aufgeschlossene Mitarbeiter. Es dauerte ein Jahrzehnt, bis an den wichtigsten Schaltstellen der Macht Crozeiren saßen, die das Konzept der Gen-Erneuerung mit ihm tragen wollten.
    Aber das war nicht genug. Samaho benötigte Argumente.
    Ausgerechnet seine Erlebnisse im Kloster von Druu fielen ihm immer wieder ein. Er ließ von seinen Historikern die Ereignisse des vierzehnten Jahrtausends nachrecherchieren: Es hatte in der Tat einen Krieg gegeben, in dessen Folge die Menta-Quote jeder Person über die kritische, nicht mehr beherrschbare Grenze hinaus angewachsen war.
    Samaho ließ die schrecklichen Ereignisse des Krieges aufbereiten und als Dokumentation an alle Crozeiren senden, über den offiziellen Regierungskanal.
    Er wußte genau, was er seinem Volk antat. Die Bevölkerung von Crozeirenstadt war psychisch instabil, immer schon gewesen, einem Angriff auf das kollektive Gewissen schutzlos ausgeliefert.
    Die Schuld, von ihren Vorfahren längst verdrängt, wurde wieder lebendig.
    Samaho nutzte den Umstand für seine Zwecke aus. Die königlichen Demoskopen bewiesen, daß die Bevölkerung in den zurückliegenden Jahrtausenden stetig geschrumpft war. Heutzutage umfaßte ihr Volk noch vier Millionen Individuen. In tausendundfünfzig Jahren würden es drei Millionen sein, in tausendsiebenhundertzehn Jahren zwei Millionen, ziemlich genau in zweitausend Jahren nur noch eine Million.
    Der Zeitpunkt ließ sich absehen, da die kritische Grenze wieder unterschritten wurde.
    Das Menta des Volkes würde gleichbleiben - verteilt auf so wenige Individuen, daß es erneut zur Katastrophe kommen mußte.
    Und diesmal

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