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1987 - Der Mörderprinz

Titel: 1987 - Der Mörderprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Sailent unwillkürlich frieren ließ: „Mein Name ist Cairol. Ich bin ein Handelsreisender."
    Die Sprache, die der Fremde benutzte, hatte er niemals vorher gehört. Doch Sailent verstand jedes Wort so deutlich, als sei die Sprache seine eigene.
    Handelsreisender.
    An den Gestaden der Zeit besaß das Wort einen geheimnisvollen Klang.
    Sailent dachte mit einemmal nicht mehr an den Kosmokraten Hismoom, auch nicht an das Unrecht, das in Vergessenheit geraten war und das die Maunari-Fischer doch bis heute büßen mußten.
    Er versuchte, seiner Stimme einen freundlichen Klang zu geben: „Ich bin Guantamari Sailent. Das ist meine erste Frau."
    „Ich weiß das. Ich habe dich hundert Jahre lang beobachtet."
    „Du hast...?"
    Sailent konnte nicht zu Ende sprechen. Er war mit einemmal zu verblüfft, um noch einen klaren Gedanken zu fassen.
    „Ich habe dich und deine Frauen ausfindig gemacht. Seit hundert Jahren wird mir jedes Wort berichtet, das ihr sprecht. Ich weiß, daß du drei Frauen verloren hast, Guantamari Sailent. Und ich weiß auch, daß du im terminalen Ozean heute beinahe dein Leben verloren hättest. Das wäre mir nicht recht gewesen. Denn dein Leben, das benötige ich."
    Sailent wußte nicht mehr, wohin er schauen sollte. Er sandte hilflose Blicke zur blauen Walze hinauf, die kurz über der Oberfläche wie ein schwereloser Berg am Himmel hing. Von seiner ersten Frau stand Hilfe nicht zu erwarten, er konnte ihre Verwirrung und auch ihre Furcht riechen. Sie hatte niemals eine Situation erlebt, in der sie schnelle Entscheidungen treffen mußte.
    „Du willst... Ich meine..." Es war ihm peinlich, die klaren Aussagen des Raumfahrers mit Gestammel zu beantworten. Sailent versuchte, seine Konfusion beiseite zu schieben, er schloß für eine stille Sekunde sein Auge und formulierte: „Angenommen, du sprichst wirklich die Wahrheit. Angenommen, du weißt wirklich über mich Bescheid. Was willst du dann von uns? Wir sind in großer Not. Wir können dir nicht helfen."
    „Wie ich bereits sagte, ich benötige dich, Guantamari Sailent."
    „Das klingt nicht sehr präzise."
    Cairol sprach mit einer Stimme, die plötzlich traurig klang: „Ich will dich mit mir nehmen, Sailent. In meinem Raumschiff.
    Du wirst den terminalen Ozean und deine Frauen niemals wiedersehen. Aber ich verspreche, daß deinem Leib nichts geschehen wird."
    „Du willst... daß ich Thekarou verlasse?"
    „Ja."
    Einen Moment hielt Sailent inne. Dem Planeten der Verdammten zu entfliehen, das war ein Traum; eine nächtliche Illusion, der sich jeder aus seinem Volk einmal hingegeben hatte. Guantamari Sailent stellte keine Ausnahme dar, sondern die unbestimmte Sehnsucht war aus seinem Herzen niemals gewichen. Er war sich dieser Tatsache bewußt. Und er konnte sich denken, daß das wunderschöne Geschöpf namens Cairol ebenfalls darüber Bescheid wußte.
    „Weshalb sollte ich mich auf eine solche Forderung einlassen?" wollte Sailent plötzlich mißtrauisch wissen.
    „Weil ich dir einen Lohn bieten kann, der für dich von großem Wert ist. Ich bin nicht umsonst heute gekommen.
    Ich weiß, daß dein Boot RUHARION gekentert ist, der Ozean hat es an sich genommen und wird es nicht wieder hergeben.
    Vielleicht ist das Boot schon tausend Jahre und eine Galaxis weit entfernt."
    „Und?"
    „Ohne dieses Boot werdet ihr sterben. Du allein könntest vielleicht den nächsten Hafen erreichen, Sailent. Aber nicht deine Frauen. Du müßtest sie sterben lassen, wenn du leben willst."
    „Das werde ich niemals tun!"
    „Ich weiß das, Guantamari Sailent."
    Er ließ einen langen Moment verstreichen, den er dazu benutzte, seine Fassung zurückzugewinnen. „Du hast gesagt, Cairol, du bist ein Handelsreisender. Also, welchen Handel hast du mir anzubieten?"
    „Ich will, daß du in meinem Raumschiff mit mir kommst, Guantamari Sailent. Dann bist du mein. Als Gegenleistung werde ich deinen Frauen ein neues Boot geben. Ein Boot mit einem elektrischen Motor und einer Kernzerfallsbatterie, die fünfzigtausend Jahre lang Strom liefert. Das Boot wird ein Netz besitzen, das aus Carit gemacht ist. Deine Frauen werden am terminalen Ozean niemals wieder Hunger leiden."
    „Und ich? Ich gehöre dir?"
    „So ist es. Ich glaube nicht, daß du jemals an die Gestade der Zeit zurückkehren wirst. Das ist der Handel."
    Sailent blickte zu Boden.
    Die Erde über der Grabstelle, worin der Leichnam seiner siebenten Frau lag, war noch frisch und glitzerte feucht, doch die Nässe würde im Zeitwind

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