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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Putzmittel zu besorgen, weil sie Zimmer und Bad säubern wollte.
»Ich kaufe auch Bettwäsche«, sagte sie im Weggehen.
Frank Golombek rückte einen Stuhl ans Fenster, setzte sich, sah auf den Hafen von Barcelona. Wie lange wir das wohl aushalten? dachte er und strich sich übers Kinn. Der Bart war schon fast eine Woche alt, denn im Hinblick darauf, daß er nach dem Raub der Granate zunächst untertauchen wollte, hatte er sich auch an den letzten zu Hause verbrachten Tagen nicht rasiert. Nun würde er ihn weiterwachsen lassen, jedenfalls am Kinn. Er hoffte, daß er dann, unterstützt durch die Sonnenbrille, ausreichend getarnt wäre und selbst ein in den spanischen Zeitungen veröffentlichter Steckbrief ihm nichts anhaben könnte.
Am Abend würden sie im Schutz der Dunkelheit gemeinsam einkaufen gehen, denn er brauchte dringend Kleidung, und auch Katharina war mit dem Inhalt ihres kleinen Koffers nicht ausreichend versorgt. Bargeld hatten sie genug, jedenfalls fürs erste, einen Teil davon in Dollars und Peseten.
Nach einer Stunde kehrte Katharina zurück. Sie packte Apfelsinen, Äpfel und eine Melone aus, legte sie auf den Tisch. Die Putzmittel stellte sie auf dem Fußboden ab.
»An Bettwäsche«, sagte sie, »habe ich noch nicht das Richtige gefunden. Die kaufen wir heute abend. Aber hier sind Zeitungen, auch eine deutsche dabei. Alle von heute.«
»Hast du schon hineingesehen?«
»In die deutsche. Auf der ersten Seite ist ein Foto von uns. Aber gelesen hab’ ich noch kein einziges Wort. Ich wollte so schnell wie möglich runter von der Straße.«
Frank nahm das Blatt zur Hand, schlug es auf.
»Wie mögen sie an dieses Foto gekommen sein?« fragte er. Es war eine Aufnahme aus dem letzten Winter. Er erinnerte sich gut, sagte: »Marianne haben sie weggeschnitten.«
»Wahrscheinlich«, meinte Katharina, »haben sie unsere Schubladen durchwühlt.«
Er warf einen Blick auf den neben dem Foto stehenden Text. »Mein Gott, Katharina! Hör dir diese Überschrift an! ›Terroranschlag mit vierzehn Toten!‹ Wieso mit vierzehn Toten?«
»Lies vor!«
Und er las vor: »Wiesbaden. Wie das Bundeskriminalamt mitteilt, wurde in der Nacht zum Freitag auf das in der Nähe von Wasloh gelegene amerikanische Sondermunitions-Depot ein Anschlag verübt. Dabei wurden neun Besatzungssoldaten getötet. Obwohl das Attentat mit großem technischen Aufwand durchgeführt worden ist, hat sich bis jetzt noch keine Terrororganisation zu dem Verbrechen bekannt. Die Täter haben von einem in der Nähe gelegenen Gestüt aus einen etwa hundert Meter langen Tunnel gebaut und die dabei entstandenen Geräusche, auf die sonst die akustischen Warnanlagen angesprochen hätten, durch den Bau eines Schwimmbads kaschiert. Die eingesetzten Maschinen und Materialien wurden von einer Stuttgarter Baufirma bereitgestellt. Der Mitarbeit, wenn nicht gar der Planung und Organisation des Attentats dringend verdächtig ist der Besitzer des Gestüts, der dreiundfünfzigjährige Frank Golombek. Bei der Freilegung der Tunnelzugänge machten die zur Aufklärung des Anschlags eingesetzten Sondereinheiten der Polizei einen grausigen Fund. In dreieinhalb Metern Tiefe entdeckten sie weitere fünf Leichen, bei denen es sich um Zivilpersonen handelt. Vier von ihnen waren Angestellte des Gestüts. Sie wurden, wie acht der neun amerikanischen Soldaten, mit Schußwaffen getötet. Eine junge, bisher noch nicht identifizierte Frau wurde den bisher vorliegenden ärztlichen Befunden zufolge erwürgt.
Frank Golombek, sh. nebenstehendes Foto, ist 1,82 in groß, schlank, hat dunkles, leicht angegrautes Haar, braune Augen. Seine Frau, Katharina Golombek, ebenfalls auf nebenstehendem Foto abgebildet, ist sechsundvierzig Jahre alt, 1,68 in groß, vollschlank, hat dunkles Haar und blaue Augen. Sie befand sich bis gestern auf Ibiza, hat aber in den Morgenstunden, offenbar fluchtartig, ihr Feriendomizil verlassen. Hinweise zu den beiden genannten Personen nimmt das BKA in Wiesbaden, aber auch jede andere Polizeidienststelle entgegen.
Die Polizei vermutet, daß auch der erst kürzlich verübte Mord an dem ehemaligen Depotleiter Colonel Braden sowie das Verschwinden und der Tod des in Wasloh stationiert gewesenen Sergeant Haggerty mit dem jetzt erfolgten Anschlag zusammenhängen. Ob ein weiterer, ebenfalls in der Nacht zum Freitag verübter Mord an einem Wasloher Einwohner mit dem Attentat in Verbindung steht, ist noch nicht erwiesen, wird jedoch vermutet. Der zweiundsechzigjährige Apotheker

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