Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
Vom Netzwerk:
Sieglinde.
»Das glaube ich nicht. Wenn er sofort zur Polizei gefahren wäre oder auch nur zur nächsten Telefonzelle, um seine Hiobsbotschaft loszuwerden, hätten wir in der Falle gesessen. Die Amis wären aus dem Innern des Camps gekommen, die Deutschen von draußen. Wir hätten nicht die geringste Chance gehabt, den Tunnel als freie Leute zu verlassen. Wir haben’s aber getan, Gott sei Dank, und folglich hat er sich nicht gestellt, sondern irgendwo verkrochen. Ich glaube allerdings, es ist nur eine Frage der Zeit, daß er gefaßt wird. Also suchen wir ihn!«
»Aber wo?« fragte Sieglinde.
»Möglich, daß er sich jetzt erstmal an den Schürzenzipfel seiner Frau gehängt hat.«
»Die und Schürze!« sagte Sieglinde. »Du meinst wohl eher ihren Golfdreß.«
»Von mir aus. Wir wissen jedenfalls, sie ist auf Ibiza. Die Insel ist also der Startpunkt für unsere Nachforschungen. Ihr beide, Rüdiger und Fred, müßt ohnehin untertauchen, und ihr verlangt, daß wir euch dafür jede Menge Geld hinblättern. Werfen wir doch unsere Wünsche in einen Topf! Ihr nehmt die Jagd nach Frank Golombek auf, und wir zahlen euch pro Person hundertfünfzigtausend Mark, die Hälfte im voraus.«
Fred war blaß geworden. »Aber … wie würde denn, genau, der Auftrag lauten?«
Robert zögerte nicht eine Sekunde mit seiner Antwort:
»Unserem Plan nach hätte Golombek schon seit dreißig Stunden tot sein müssen. Das haben wir verpatzt. Also kann es nur darum gehen, das Versäumte schleunigst nachzuholen. Und wenn er tatsächlich zu seiner Frau gefahren ist, wird er ihr ’ne Menge erzählt haben, und darum ist sie natürlich auch dran.«
»Du meinst«, Rüdiger räusperte sich, »wir sollen die beiden liquidieren?«
»Wie sonst könnten wir verhindern, daß sie auspacken? Außerdem steckt ihr beide so tief mit drin in der ganzen Sache, daß es darauf nun auch nicht mehr ankommt.«
»Du weißt genau, daß ich diesen Dingen längst abgeschworen habe!«
»Bist aber zu uns zurückgekehrt.«
»Wo sollen wir denn suchen?« fragte Fred.
»Wie gesagt, erstmal auf Ibiza. Und wenn sie da nicht sind …«, er machte eine Pause, dachte nach, fuhr schließlich fort: »Also, wenn ich mich verstecken müßte, würde ich immer eine große Stadt nehmen. Von Ibiza aus gesehen, ist die nächstgelegene Barcelona. Natürlich können sie auch woanders unterkriechen, aber mit Barcelona würde ich es zuerst versuchen. Ich gehe davon aus, daß sie in Spanien bleiben, denn nach ihnen wird mindestens so intensiv gefahndet wie nach uns, und da sie vermutlich keine falschen Papiere haben, wäre jeder neue Grenzübertritt ’ne gewaltige Klippe für sie.«
Die beiden Männer vom Bau sahen ein, daß sie gar keine andere Wahl hatten, als Flucht und Jagd miteinander zu verbinden und dafür eine hohe Summe zu kassieren. Doch auch der Gruppe brachte diese Lösung einen Vorteil. Helga war tot, und Igor fiel durch seine Verletzung aus, und wenn Robert nun noch zwei weitere Mitglieder nach Spanien beordern müßte, wäre die ursprüngliche Stärke der VITANOVA um die Hälfte reduziert, und das unmittelbar vor dem großen Einsatz.

10.
    Das war neu für Frank und Katharina Golombek: in einer Unterkunft zu wohnen, die fast alle Wünsche offenließ. Sie, die zu Hause und auch auf ihren Reisen getrennte Schlafzimmer hatten, krochen diesmal zusammen, begnügten sich mit einem einzigen kargen Raum. Ihre Pension lag nun doch nicht im Barrio Chino, denn dort, in dem Viertel der finsteren Gassen und der finsteren Gestalten, hatte Katharina ihren Mut verloren. So waren sie weitergegangen, waren zum Hafen gelangt und hatten zwischen Trödlerläden und billigen Restaurants ein Haus gefunden, in das sie einzutreten wagten. Der Inhaber hatte ihnen eins seiner Zimmer gezeigt, und sie hatten es trotz aller vorhandenen Mängel genommen. Es lag zur lauten Straße hin; die Bettwäsche war zwar gewaschen, aber grau, und der abgewetzte Teppich auf den rohen Fußbodenbrettern wirkte schmutzig. Die Wände waren hellblau gestrichen, so daß die abgeplatzten Stellen, an denen ein altes Grün durchkam, wie Inseln auf einer Landkarte aussahen. Das Bad, in ihrem Zuhause ein Bereich voller Komfort, zu dem auch Sauna, Solarium und eine Musikanlage gehörten, war hier ein Ort des Unbehagens. Es gab zwar die Dusche, das WC und das Waschbecken, aber alles nur auf engstem Raum. Der Duschvorhang fühlte sich glitschig an und war an mehreren Ringen eingerissen.
    So beschloß Katharina, am nächsten Tag

Weitere Kostenlose Bücher