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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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geachtet.«
»Und was ist mit den anderen Stockwerken?« fragte Wladimir.
»Nichts. Archiv, Küche, Verwaltung, Schneideräume und jede Menge Redaktionen, alles Abteilungen, in denen nur tagsüber was los ist. Wirklich, dies hier ist unsere Chance, und wir können froh sein, daß wir sie überhaupt gekriegt haben. Robert sagte vorhin, Moskau hätte ihm via Stockholm ganz schön eingeheizt, weil die Granaten in Nachrichten und Zeitungen mit keinem Wort erwähnt worden sind. Wir konnten ja auch nicht damit rechnen, daß der Scheiß-WESTKURIER es wagt, die VX-Stelle zu kippen. Also muß schnellstens was anderes her, und diesen Sender kannte Robert als einigermaßen zugänglich. Da gibt es ganz andere, zum Beispiel solche mit Sicherheitsschleusen und Leibesvisitationen. In die kommt man vielleicht rein, aber bestimmt nicht wieder raus.«
»Was passiert denn nun mit dem WESTKURIER?« fragte Sieglinde. »Wir hatten den Leuten doch Vergeltung angedroht für den Fall, daß sie nicht spuren.«
»Robert hat bis jetzt nichts darüber gesagt, aber er denkt wahrscheinlich wie Pierre und ich: Die Panne schnellstens zu beheben, ist hundertmal wichtiger. Habt ihr eure Kanonen parat?« Er selbst klopfte nur leicht gegen seine Jakkentasche, in der die WALTHER steckte, aber Sieglinde zog ganz kurz den Pullover hoch und ließ die im Hosenbund steckende 7,63-er TOKAREV sehen, und auch Wladimir zeigte im Schutz der Nischenwände seine 9-mmMAKAROV.
»Und die Plastiktüte?« fragte Hilario.
»Ist auch da«, sagte Wladimir.
»Okay, dann marschieren wir jetzt ins Bad und überprüfen Perücken, Kontaktlinsen und so weiter. Danach geht’s los.«
    Wenige Minuten später trafen sie sich draußen auf dem Bürgersteig. Sie überquerten die Straße, gingen einen Häuserblock weit, bogen um die Ecke, und dann standen sie auch schon vor dem Sender. Hilario klingelte. Der Summer ertönte, und sie traten ein, begrüßten die hübsche Blonde hinter dem Empfangstresen. Hilario nannte den Namen, der in seinem Paß stand: »Manuel Uruarte.« Und er fuhr fort: »Wir haben ein Interview mit Herrn Böckler.«
    Die Frau sah in einer Liste nach, nickte, winkte ab, als Hilario seinen Paß vorlegen wollte, sagte: »Es ist oben die zweite Tür links. Nur eine Treppe hoch.«
    Aber sie blieb hinter dem Tresen stehen.
War das schon die erste Panne? Natürlich hatte er damit gerechnet, daß es mitten in der Nacht eine andere Empfangsdame sein würde als bei Tage, doch er war sicher gewesen, auch sie brächte eintreffende Besucher persönlich hinauf.
Er antwortete also: »Ich hab’ mich heute morgen da oben gründlich verirrt; ob Sie uns freundlicherweise begleiten?«
»Besser, ich rufe Herrn Böckler herunter.«
Dagegen war nichts zu machen, und so mußte er sich wohl oder übel in den veränderten Ablauf fügen. Die Frau telefonierte, und wenig später erschien der Redakteur, ein großer, schlanker Mann mit eisgrauem Haar. Er begrüßte seine Gäste und bat sie nach oben, indem er auf die Treppe wies.
Aber die drei wußten: Auf keinen Fall durfte die Frau am Empfang bleiben! Bei dem geringsten Verdacht, daß etwas nicht in Ordnung sei, könnte sie telefonieren.
Ein kurzer Blick von Hilario genügte, und Sieglinde und Wladimir hatten, wie er selbst, die Waffen gezogen. Er und Sieglinde kümmerten sich um den Mann, und Wladimir winkte mit seiner achtschüssigen MAKAROV die Frau hinter dem Tresen hervor.
Sie gehorchte sofort, stellte sich neben den Redakteur. Der hatte zwar weisungsgemäß die Hände erhoben, war aber offenbar nicht gewillt, weiteren Anordnungen zu folgen. Auf das kurze, energische Kopfheben des Südamerikaners reagierte er störrisch, betrachtete ostentativ seine Schuhspitzen.
»Los!« sagte Hilario. »Wir sind von der VITANOVA, die Ihnen bekannt sein muß. Unser Anschlag auf das Waffendepot von Wasloh wurde auch in Ihren Nachrichten gebracht. Vierzehn Menschen haben dabei dran glauben müssen. Es liegt an Ihnen, ob sechzehn daraus werden.« Er schob dem Redakteur die Mündung des Schalldämpfers von unten her gegen den Hals.
Die Frau war schon drei Stufen hinaufgestiegen, und angesichts der massiven Bedrohung setzte sich nun auch Böckler in Bewegung. Aber auf dem Treppenabsatz hielt er bereits wieder an. »In wenigen Minuten kommt die Ablösung«, sagte er. »Fünf Mann. Wenn die nicht reingelassen werden, schlagen sie Alarm.«
Doch am Morgen hatte er seinem südamerikanischen Gast den nächtlichen Dienstplan ganz anders beschrieben, und so

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