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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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ich weiß. Aber lachen kann ich auch nicht. Ich frage mich immer wieder, ob sie die Granate haben.«
»Vielleicht ist es besser, daß du es nicht weißt.«
»Manchmal denke ich, daß ich mich doch lieber stellen sollte, egal, was draus wird.«
»Bitte, Frank, tu das nicht! Ich könnte jetzt nicht ohne dich sein.«
»Und ich nicht ohne dich! Aber dieses Maulwurfsdasein ist kein Leben! Und dabei ist es nur die eine Seite des Dilemmas; die andere belastet mich noch viel mehr. Eine VX-Granate! Was können sie damit anrichten! Stell dir vor: eine Kaserne, eine Schule, ein Krankenhaus! Oder nimm ein Restaurant wie dieses oder eine überfüllte Diskothek! Sie wollten die Granate umbauen lassen, und bestimmt haben sie das auch getan, denn so ein zentnerschweres Geschoß wäre beim Transport zu auffällig. Sie haben mich nach Strich und Faden belogen, aber mit einzelnen – sagen wir mal – strategischen Angaben wird es schon seine Richtigkeit haben, und dazu gehört das Umfüllen in kleinere Behälter. – Und darin, daß sie klein sind, liegt kein Trost, denn erstens wissen wir, wie wenig man von dem Gift braucht, um eine Katastrophe auszulösen, und zweitens können sie ja zehn, zwanzig, fünfzig Behälter herstellen. Und nun mal dir aus: Da marschiert einer mit seinem Päckchen unterm Arm in ein Kino, legt es unter seinen Sitz, und nach einer Weile geht er wieder. Eine halbe Stunde später zündet das Ding. Und dann …, die Leute krümmen sich in ihren Stuhlreihen, kommen nicht mehr raus! Vielleicht ist es ein Kinderfilm …« Wieder, wie so oft in diesen Tagen, vergrub er sein Gesicht in den Händen, und das hieß Entsetzen und Angst und Scham zugleich. Katharina packte seine Arme, drückte sie auf den Tisch zurück. »Du mußt dir nicht immer gleich das Schlimmste ausmalen!«
»Aber wahrscheinlich wird es genau das werden! Wozu sollten sie sich das Zeug geholt haben, wenn nicht, um es einzusetzen? Wüßte ich, daß sie die Granate gar nicht haben – vielleicht, weil die entscheidende Tür nur mit einem Code zu öffnen war, den Haggerty ihnen nicht verraten oder den man sofort nach seinem Verschwinden geändert hat –, also wenn ich das genau wüßte, hätte ich weniger Skrupel, mich weiterhin zu verkriechen. Es ist ein Unterschied, ob man sich versteckt hält, weil man Schuld hat an etwas, was schon passiert ist, oder an etwas, was noch passieren wird. Aber darüber weiß ich nichts.«
»Wem würde es denn wohl nützen, wenn du dich stellst?«
»Ich könnte mich zum Beispiel mit einem Zeichner zusammensetzen und jeden einzelnen der Gruppe ganz genau beschreiben, auch die zwei Männer von der Tiefbaufirma, und dann würden so exakte Bilder entstehen, daß die Fahndung viel mehr Aussicht auf Erfolg hätte.«
»Ich glaube, du überschätzt den Dienst, den du für die Polizei leisten könntest. Wir selbst sind der Beweis. Von uns hat man sogar richtige Fotos veröffentlicht, und trotzdem wagen wir uns raus, vertrauen auf dies bißchen Maskerade.«
»Ja, das stimmt. Aber ich denke bei allem natürlich auch an mich. Wie soll’s denn weitergehen, Katharina? In dem Telefongespräch mit Schrader konnte ich nur das Allerwichtigste durchgeben, hab’ daher meine eigene Rolle bei dem Anschlag eher am Rande erwähnt. Wir haben’s ja auch in der Zeitung gelesen, wie man an mir herumrätselt. ›Der Mittäterschaft, vielleicht sogar der Planung und Organisation des Verbrechens dringend verdächtig …‹ und so weiter. Ich kann für die Leute vom BKA sogar der Kopf der VITANOVA sein und diese Funktion jahrelang geschickt getarnt haben. Du siehst, wie wichtig es wäre, sie aufzuklären. Wenn ich ihnen gegenübersitze, kann ich ihnen vielleicht klarmachen, wie es wirklich war.«
Sie schwiegen eine Weile, und dann sagte Katharina:
»Wechseln wir das Thema! Weißt du noch, wie wir uns sonst freuten, in unsere vier Wände zurückzukehren, egal, woher wir kamen? Jetzt, muß ich sagen, treibt’s mich nicht grad zurück in unser ›Zimmer mit Hafenblick‹.«
Er lächelte bitter. »Und diese Feststellung leitest du ein mit den Worten ›Wechseln wir das Thema‹! Wirklich, wir landen immer wieder bei meinem Fiasko, direkt oder indirekt. Aber mir geht’s genauso, ich will auch noch nicht zurück in unser blaugrüngetünchtes Verlies. Laß uns ein bißchen Spazierengehen!«
Sie brachen auf, gingen durch viele Straßen, kamen in einen Park, setzten sich im Dunkel auf eine Bank. Und es dauerte nicht lange, da knöpfte Katharina ihre Bluse

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