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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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noch anfangen zu segeln …, schüttelte den Kopf, wischte die Tafel sauber.

2.
    »Ich finde, unsere Pechsträhne setzt sich fort«, sagte Sieglinde. Sie, Hilario und Wladimir saßen in einem Restaurant. Sie hatten zu Abend gegessen und auch schon gezahlt. Der Nischenplatz schirmte sie ab gegen die anderen Gäste, so daß sie sich ungestört unterhalten konnten. Es war kurz nach elf Uhr.
    »Immerhin haben wir die Granaten«, sagte Hilario. »Die kleinen Pannen am Rande lassen sich korrigieren.«
»Na, daß Rüdiger und Fred die Golombeks noch nicht erwischt haben«, antwortete Sieglinde, »ist ja wohl mehr als eine kleine Panne! Gibt’s denn nicht mal eine Spur?«
»Doch«, sagte Wladimir, »aber eine, die nicht zu verfolgen ist. Die Frau ist abgedampft. Angeblich mit einem Segler. Der kreuzt jetzt irgendwo im Mittelmeer. Wie hätten sie da eine Verfolgung aufnehmen sollen? Außerdem wußte man in dem Golfhotel nichts von ihrem Mann. Daraufhin sind sie nach Barcelona geflogen, sollen da alle Hotels überprüfen. Ja, und die Sache mit dem WESTKURIER werden wir ja jetzt ausbügeln.«
»Hoffentlich!« Sieglinde sah auf die Uhr. »Ich will so schnell wie möglich zurück zu Igor. Robert hatte mich von allem freigestellt, damit ich ihn pflegen kann, und nun sitze ich hier!«
»In einer Stunde sind wir schon auf der Rückfahrt«, antwortete Hilario, »das verspreche ich dir. Also«, er zeigte auf die vor ihm liegenden Papiere, »hier sind die Aufrisse der einzelnen Stockwerke des Senders, aber uns interessiert nur das erste.« Er nahm das entsprechende Blatt zur Hand, legte es in die Mitte des Tisches und zählte die Räume und Einrichtungen auf, wobei er mit dem Zeigefinger auf die jeweilige Stelle im Plan tippte. »In dieser Ecke sitzt die Technik. Daneben ist das Studio für die Moderatoren, und da haben wir die Längsfront zur Straße mit etwa zwölf Fenstern, aber die Jalousien sind nachts runtergezogen. Weiter: Chef vom Dienst, daneben sein Sekretariat, dann Polizeifunk, Tagesthemen, Verkehrsbüro. Und hier – seht’s euch genau an! – ist unser Revier, die Nachrichtensektion mit dem Redakteur, dem Sprecher, der EDV-Anlage und den Tickern von AP, dpa und lno. Dann folgt die Sportredaktion, und hier gibt es nochmals Technik.«
»Das ist ja irre«, flüsterte Sieglinde. »Dann hocken auf dieser einen Etage an die zwanzig Leute! Wie sollen wir da zurechtkommen?«
»Halb so schlimm«, antwortete Hilario. »Nachts sind die meisten Räume nicht besetzt. Unsere Verabredung mit dem Redakteur ist um elf Uhr dreißig. Hab’ dem Mann auch schon gesagt, daß ich zwei Leute von Amnesty International mitbringe. Das seid also ihr. Er war ganz begeistert, plant nämlich seit langem eine Sendung über Chile, wollte mich am liebsten schon heute morgen vors Mikro schleifen. Ich hab’ ihm gesagt, mit euch dabei brächte es mehr, aber ihr kämt erst heute abend mit dem Flugzeug an und müßtest morgen wieder weg. Darum die Nachtsitzung. Natürlich will er mit uns keine Live-Sendung machen, sondern das Interview auf Band nehmen, aber das alles ist völlig uninteressant. Wichtig ist allein, daß wir in diesen Schuppen reinkommen. Wir erscheinen also im Foyer, legen unsere falschen Pässe vor, und dann läuft alles weitere ganz easy ab.« Er zog ein anderes Blatt aus dem Stapel. »Dies ist das Erdgeschoß. Hier …«, wieder tippte er mit dem Finger aufs Papier, »ist die Eingangstür, und gleich links davon steht der Tresen. Da erledigen wir die Formalitäten, und dann bringt die Empfangsdame uns nach oben. Danach übernehmen wir die Regie.« »Wann brechen wir hier auf?« fragte Wladimir.
»Wir haben noch etwas Zeit. Dieses Lokal ist nur drei Minuten vom Sender entfernt.«
»Aber so spät am Abend sitzen die meisten Menschen doch vorm Fernseher, oder sie liegen in ihren Betten«, sagte Sieglinde.
Hilario teilte ihre Bedenken nicht. »Es gibt viele Leute, die nachts Radio hören«, antwortete er, »Autofahrer zum Beispiel und auch andere. Glaubt mir, tagsüber wäre unser Auftritt nicht zu realisieren gewesen. Dann laufen zwei, drei Dutzend Figuren im Sender rum. Hab’ es doch heute morgen erlebt! Der Mann hat ’ne regelrechte Führung mit mir gemacht. Jeder Raum war besetzt. Diese Pläne hab’ ich übrigens aus dem Gedächtnis angefertigt, und darum kann es sein, daß – was weiß ich – Sportredaktion und Verkehrsbüro vertauscht sind; aber die für uns wichtigen Stationen sind exakt eingezeichnet; darauf habe ich

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