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1989 - Countdown für Chearth

Titel: 1989 - Countdown für Chearth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verlieren. Nicht aus persönlichen Gründen darfst du das Reich regieren, du bist sein Diener. Durch deinen inneren Zwiespalt könntest du alle in große Gefahr bringen, wenn du deine Macht mißbrauchst."
    Vil an Desch schaute seinen Rivalen direkt an, bevor er weitersprach.
    „Ich habe nicht viele Vorteile dir gegenüber, Corr, aber einen ganz gewiß: Ich bin älter und weiser. Doch nicht weise genug, um mich für unfehlbar zu halten. Ich brauche Ratgeber, Vertraute. Ich teile meine Macht. Ich trage die Last der Verantwortung, daß mein Name für alle Entscheidungen bürgt - und ich allein auch die Konsequenzen tragen muß. Du aber, Corr, hast die Möglichkeit, Einfluß auf mich zu nehmen und somit auch deine eigenen Interessen zu verfolgen, ohne daß dich jemand zur Verantwortung ziehen wird. Ich kann dich in hundert Jahren lehren, was es bedeutet, ein oberster Scoctore zu sein - und du wirst dafür sorgen, daß ich immer der Allgemeinheit diene und alle Seiten beleuchte, bevor ich eine Entscheidung fälle."
    Das war doch sehr geschickt von ihm, mußte sich Corr re Venth im nachhinein eingestehen. Er nahm mir den Zorn, und somit mußte ich zugeben, daß er der Richtige war. Und mir blieb die Hoffnung, daß ich dafür das nächste Mal an der Reihe sein werde.
    Widerwillig hatte Corr re Venth einsehen müssen, daß Vil an Desch ein guter Anführer war. Er war diplomatisch geschickt, erkannte aufkeimende Konflikte schon im Vorfeld und ging beredt dagegen an. Er setzte seinen Willen durch, ohne die anderen unterdrücken zu müssen.
    Nach einer Weile war Vil an Desch bei den meisten Scoctoren akzeptiert - und Corr re Venth tatsächlich sein Berater wie auch bei Nan er Ovan.
     
    *
     
    „Ich frage mich, wie es weitergehen soll", eröffnete Illus an Sick die Unterhaltung.
    Er war etwas kleiner als sein Freund und fülliger. Sein Hinterkopf war ausladender, wies aber an der Spitze eine leichte Deformation auf - Folge eines schrecklichen Unfalls in seiner Jugend. Er litt heute noch häufig an Kopfschmerzen, was ihn manchmal zu heftigen Gefühlsausbrüchen reizte und seine Beliebtheit nicht gerade steigerte. Er war auch ziemlich direkt in seinen Meinungsäußerungen und daher nicht allzu diplomatisch. Durch seine unverblümte Ehrlichkeit war er geachtet, aber er lebte auf gefährlichem Posten.
    „Ich wünschte, wir hätten die Gelegenheit zu einem persönlichen Gespräch mit Vil an Desch", knurrte er.
    „Mich würde auch interessieren, was wirklich mit ihm geschehen ist", stimmte Corr re Venth ihm zu. „Es paßt überhaupt nicht zu Vil an Desch, sich derart von allem zu entfernen."
    „Nun, allzuviel wissen wir nicht über seine Befähigung als Anführer. Er hat es stets verstanden, sich selbst im besten Licht darzustellen. Die Begegnung mit diesen Galaktikern aus der Milchstraße aber war seine erste Bewährung, und er hat versagt", schränkte Illus an Sick ein.
    Die beiden Scoctoren hatten es sich im Wohnbereich gemütlich gemacht. Corr re Venth hatte die Einrichtung großzügig gestaltet - wenige, dafür weit ausladende Sitzmöbel, ein paar Teppiche und viele künstlerische Bilder an der Wand, die verschiedene Ansichten von Tazolars Kontinenten aus unterschiedlichen Epochen repräsentierten.
    An einer Wand des Raumes befand sich eine Nische, in der ein Altar aufgebaut worden war. Nur eine einzige Götterstatue war dort präsent - Xion der Geflügelte, Herrscher der Nacht und der Schatten, in dessen Zeichen Corr geboren war.
    Der tönerne Altar war relativ schlicht gehalten und sehr schmal, so daß nur ein kleiner, verschlossener Krug geweihten Elcoxol-Wassers darauf paßte, um dessen Ausgießer das Liandos gewickelt war, und ein Topf mit der seltenen, stachligen und hochgiftigen Xial-Pflanze, die nur alle hundert Jahre in sieben Nächten blühte. Der austretende Saft besaß eine äußerst stimulierende Wirkung, wenn er dem Elcoxol-Bad beigefügt wurde.
    Die Xial war überaus kostbar und Corrs wertvollster Besitz; nur er allein pflegte sie hingebungsvoll und ehrfürchtig. Statt des Liandos trug er immer eine eifersüchtig bewachte kleine Phiole mit sich, in der sich noch ein paar Tropfen Xial-Nektar von der letzten Blüte befanden. Manchmal, wenn er sich nach einer Trancevision Xions sehnte, mischte er etwas davon seinem Bad bei - das er dann mit niemandem teilte.
    Nach dem damaligen Gespräch mit Vil an Desch hatte er ein solches Bad genommen, und ihm war in der Trance offenbart worden, daß er nur bis zur nächsten

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