1989 - Countdown für Chearth
irgendwelche Experimente gestartet hätten. Weshalb auch?
Corr re Venth hatte die Galaktiker als zögerlich kennengelernt, die sich eher selbst abschießen ließen, als andere - in dem Fall ein ganzes System! -zu gefährden. Wenn sie lediglich den Stützpunkt hätten angreifen wollen, hätten sie bestimmt nicht die Sonne aufgeheizt und das ganze System vernichtet. Im schlimmsten Fall hätten sie Kappan in tausend Stücke geschossen.
Was also war wirklich im System der Sonne Eleprysi geschehen?
Irgend etwas stimmte hier einfach nicht. Und je mehr Zweifel aufkamen, desto uneinsichtiger wurde Dro ga Dremm.
Er hat Wahnvorstellungen, es kann einfach nicht anders sein. Wir müssen ihn davon abbringen oder absetzen, es geht so nicht mehr weiter.
Beruhigend war, daß sogar Bor allmählich Zweifel anmeldete. Damit stand der Herrscher fast allein da - abgesehen von Arron, natürlich, und vielleicht noch dem einen oder anderen Umfaller, der sich hinterher wieder anders überzeugen ließ.
Bor fuhr fort: „Wir kennen die technischen Möglichkeiten des riesigen Schiffes nicht. Bisher hat es noch nicht einmal einen Einsatz gezeigt."
„Um so wichtiger ist, daß wir den Galaktikern ein für allemal zeigen, daß sie hier nichts verloren haben!" fuhr Dro ga Dremm ihn an. „Wir müssen die SHE'HUAN vernichten, um ihre Moral zu brechen! Wenn dieses Schiff nicht mehr existiert, werden sie sich jeden weiteren Schritt gut überlegen!"
Er riß mit eckigen Bewegungen an seinen Gebetsschnüren, als er nicht den erwarteten Beifall erhielt. Die Scoctoren tauschten Blicke aus, murmelten untereinander. Das ganze Bad war unruhig geworden, niemand fühlte sich mehr wohl. Die negativen Ausdünstungen überlagerten alles mit einem schlechten Geruch, so daß keiner mehr das Elcoxol genießen konnte. Statt der erwarteten Entspannung und des Gedankenaustauschs wurden sie alle nur nervös.
Versteht er denn nicht, daß wir verlieren werden? dachte Corr verzweifelt. Er wird uns alle ins Unglück stürzen!
Sehen wir ein, daß die Eroberung Chearths gescheitert ist, konzentrieren wir uns nur auf Gaintanu! Zu einem anderen Zeitpunkt mögen wir mehr Erfolg haben, vielleicht auch besser mit missionarischen als militärischen Mitteln!
„Worin siehst du eine Chance, daß uns das gelingt?" wollte jemand wissen.
„Mit einem demoralisierenden Überraschungsangriff! Wir werden sechzigtausend Raumschiffe in die Schlacht schicken. Wir werden sie wie die Sandhüpfer hetzen, bis sie keinen Ausweg mehr sehen! Vergeßt nicht, die Galaktiker befinden sich nicht in ihrer Heimat. Sie wollen die Chearther verteidigen, aber wenn wir ihnen vorführen, daß wir niemals aufgeben werden und zu allem entschlossen sind, werden sie sich zurückziehen! Sie werden sich niemals einer aussichtslosen Sache hingeben, bei der sie nichts zu gewinnen haben!"
„Und wie ist das bei uns?" meldete sich plötzlich wieder der besonnene Cran zu Wort. „Was ist, wenn die Galaktiker sich nicht provozieren lassen? Wenn die SHE'HUAN über eine Feuerkraft verfügt, der wir nichts entgegenzusetzen haben? Nicht zu vergessen diese weiteren achthundert Schlachtschiffe, die von diesen Riesenwesen gesteuert werden. Sie sehen aus wie gewaltige Kämpfer!"
„Wir sollten darüber abstimmen", rief Non ga Beth.
„Nein!" fuhr Dro ga Dremm ihm über den Mund. „Ich habe entschieden! Besinnt euch lieber auf eure Rolle, Scoctoren! Wir sind die Boten der Götter, und es ist unsere Pflicht, die Religion weiterzutragen! Wir sind nicht den weiten Weg gekommen, um dann wie jämmerliche Feiglinge vertrieben zu werden! Chearth ist unser, egal mit welchen Mitteln und zu welchem Preis!"
Damit stand er auf und verließ das Bad.
Zurück blieben elf verunsicherte Scoctoren.
*
„Wir haben es euch doch gesagt", erklang Nons Stimme in die besorgte Stille hinein.
Die Voranesen waren mittlerweile auch gegangen, die Tazolen waren unter sich. Musik und Projektionen erloschen, sogar die Temperatur wurde gesenkt.
Es wurde mehr als ungemütlich. Dro ga Dremm machte sehr deutlich, daß er ab sofort Herr über Leben und Tod aller Algioten war. Und daß sich jeder seinem Willen zu fügen hatte, wenn er am Leben oder wenigstens in Freiheit bleiben wollte.
„Laßt uns eine Entscheidung treffen, jetzt gleich!" forderte Corr. „Es liegt an uns, eine Katastrophe zu verhindern! Dro ga Dremm muß abgesetzt werden!"
Einige Scoctoren blinzelten besorgt. Sie befanden sich immerhin in den Privatgemächern des
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