199 - Das Monster aus dem Stein
nicht von ihm verlangen.« Vater und Sohn waren ein schlagkräftiges Team gewesen. Jedoch nicht von Anfang an. Zunächst hatte Mr. Silver überhaupt nichts von einem Sohn gewußt, denn die Hexe Cuca, Metals Mutter, hatte es ihm verheimlicht, und sie hatte Metal im Sinne der Hölle erzogen. Deshalb hatten die beiden Silberdämonen einander lange Zeit als Feinde gegenübergestanden und sich erbittert bekämpft. Ein verschlungener, gefährlicher Irrweg hatte sie schließlich zusammengeführt, und wir hatten geglaubt, Metal und Mr. Silver würden nun für immer zusammenbleiben und Seite an Seite gegen die Hölle kämpfen - aber wir hatten die Rechnung ohne Cardia gemacht.
Seit Metal mit ihr fortgegangen war, hatten wir nichts mehr von ihnen gehört.
»Hast du eine vage Ahnung, wo sie sind?« fragte ich.
Mr. Silver schüttelte den Kopf und blickte an mir vorbei durch das Bullauge. »Ich würde mich über ein Lebenszeichen von ihnen freuen, aber es kommt nichts.«
»Dann sind sie wohl sehr weit von uns entfernt.«
»Oder…« sagte Mr. Silver mit belegter Stimme, »es gibt sie nicht mehr.«
***
Pete Mason schluchzte. Wut, Enttäuschung und Verzweiflung bildeten in ihm ein peinigendes Gefühlskonglomerat. In Montreal, Quebec, Saskatoon und Calgary hatte ihn die Polizei gejagt. Sein Name hatte viele Fahndungslisten geziert, aber er war den Bullen immer wieder entwischt. Manchmal mit viel Glück, aber danach fragte hinterher keiner.
Viele Jahre hatte er ein unbeschwertes Leben geführt. Er war frei und ungebunden gewesen, hatte gehen können, wohin er wollte. Bei manchem Fischzug war so viel hängengeblieben, daß er monatelang auf der faulen Haut liegen konnte, und nun war er in dieser Einöde, wo sich die Füchse gute Nacht sagten, voll ins Fettnäpfchen getreten.
Wie hatte ihm das nur passieren können? Nun hing er an diesem Pfosten, abholbereit für den Sheriff, der morgen kommen und ihn einlochen würde.
Verzweifelt zerrte Mason an den Fesseln. Schmerzend schnitten sie ihm ins Fleisch. Befreien konnte er sich nicht davon.
Ein Geräusch ließ Pete Mason jäh zusammenzucken. Irrte er sich, oder näherte sich jemand der Scheune. So bald kam einer der Quayles schon, um sich um ihn zu kümmern? Ihm war, als hörte er das Knurren und Schnüffeln eines Tieres, und sein Herzschlag beschleunigte.
Pete Mason witterte Gefahr!
***
Vancouver, Kanadas drittgrößte Stadt, gilt wegen ihrer geographischen Lage an einem tief in das Land hineingeschnittenen Fjord, überragt von hohen Bergen, als eine der schönsten Städte der Welt. Ursprünglich stand an dieser Stelle nur ein Handelsposten wagemutiger, von Montreal aus den ganzen Kontinent ihren Handelsinteressen erschließenden Pelzhändler. Dann aber kam die Invasion Zehntausender aus aller Welt, die das Gold des oberen Fraser-Tals hierher lockte.
Wir hatten die zweite Etappe unserer Reise erreicht und verbrachten die Nacht im Dands Motor Hotel.
Nach dem Frühstück kümmerte ich mich um einen Geländewagen. Der Mann im Mietwagenbüro erkundigte sich nach dem Fahrtziel, um besser abschätzen zu können, welches Fahrzeug sich dafür eignete.
Die Mietautos standen auf einem großen Parkplatz, neben dem sich eine Waschstraße befand. Ein Mann in silbern glänzendem Overall und mit ebensolcher Kapuze unterzog die Wagen einer oberflächlichen Vorbehandlung und klebte lockere Zierleisten fest, damit sie von den rotierenden Bürsten nicht abgerissen werden konnten.
»Der Landrover würde sich für die Strecke eignen«, sagte der Mann von der Mietwagenfirma. Er ziegte mir ein Fahrzeug, das eben erst aus der Fabrik gekommen zu sein schien. »Hat erst ein paar Kilometer drauf. Der läßt Sie in den Rockies bestimmt nicht im Stich. Sir«
»Ich nehme ihn«, entschied ich.
Der Mann bat mich ins Büro. Während er den Papierkram erledigte, studierte ich die Landkarte, die er mir gegeben hatte. Wir würden nach Caggon und dem Leichentuch suchen müssen. Eine hundertprozentig präzise Ortsangabe hatte Yora nicht machen können, aber ich war zuversichtlich, früher oder später auf den »Meister der Tarnung« zu stoßen Immerhin verfügte Mr Silver über empfindliche Sensoren, die ihm schon oft geholfen hatten, einen Feind ausfindig zu machen. Vielleicht bekamen wir von den wenigen Menschen, die in der Einsamkeit der Berge wohnten, den einen oder anderen wertvollen Hinweis.
»So, Mr. Ballard«, sagte der Mann freundlich. »Nun fehlt nur noch Ihre Unterschrift.«
Ich las den
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