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199 - Schlacht der Giganten

199 - Schlacht der Giganten

Titel: 199 - Schlacht der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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»Lauf und bring uns morgen Nacht wieder etwas Leckeres.« Die Lupa verschwand in der Dunkelheit.
    Rulfan rutschte an den Gefährten heran und reichte ihm die gebratene Keule. »Hast du wieder von Aruula geträumt?«
    »Schon wieder von diesem verdammten Scheiterhaufen.«
    Matthew Drax nickte. »Diesmal aber stieg sie lebend aus dem Feuer.« Mehr erzählte er nicht, denn er wollte die Gefühle des Freundes nicht verletzen. Er biss in den Braten und aß begierig.
    »Sie ist nicht verbrannt?« Rulfan schien zu spüren, dass der andere ihm einen Teil des Traums vorenthielt. Aufmerksam musterte er den Freund und Blutsbruder.
    Die Sorge um Aruula quälte ihn genau wie Matt. Wo steckte sie? Lebte sie überhaupt noch? Oder hatte das mächtige Wesen, das unter dem Uluru lebte, sie schon verbrennen lassen? Genau das hatte der Finder angedroht, sollte Matt den Wandler nicht mit seiner präparierten Hand lähmen. Und der Mann aus der Vergangenheit hatte ihn nicht gelähmt. Schlimmer noch: Er hatte sich mit im verbündet!
    »Hat sie mit dir gesprochen in deinem Traum?« Rulfan konnte es nicht lassen und bohrte weiter. Nicht nur Sohn eines Technos war er, sondern auch Sohn einer Barbarin, und anders als sein blonder Gefährte hielt er es für denkbar, dass Wudan von Zeit zu Zeit durch Träume zu den Menschen sprach. Selbst zu solchen, die weder an ihn noch sonst einen Gott glaubten.
    »Ja«, sagte Matt. Hin und wieder musste man lügen, um einen Menschen nicht vor den Kopf zu stoßen. »Ja, sie hat mit mir gesprochen.« Trotz des Fleischgeschmacks auf der Zunge spürte er noch ihren Traumkuss. Ein warmer Schauer perlte ihm durch die Glieder.
    »Was hat sie gesagt?«, forschte Rulfan.
    Matt Drax gab ihm die Bratenkeule und wischte sich die fettigen Hände an der Hose ab. »Sie hat gesagt, es wird alles gut.« Noch während er sprach, bedrängte ihn wieder der Gedanke, Aruula könnte sich im Traum für immer von ihm verabschiedet haben. Es schnürte ihm das Herz zusammen.
    »Das klingt gut.« Ohne seinen Blick loszulassen, nickte Rulfan langsam. »Ich wünschte so sehr, dass alles gut würde. Für Aruula und für uns.« Er biss in den Braten und sprach mit vollem Mund weiter: »Betrachten wir deinen Traum einfach als gutes Omen, einverstanden?«
    ***
    Der erste Greis warf getrockneten Warankot in die Glut.
    Funken stieben auseinander, die Flamme lebte auf. Der uralte Anangu legte Holz nach. Es war Nacht geworden, ein erstaunlich milder Wind wehte von Südost.
    Der zweite Greis hockte auf der anderen Seite des Feuers neben Gauko’on. Er kühlte dem Schlafenden die Stirn, und hin und wieder, wenn der, Den die Wolken tragen, wohin er will, aus wildem Traum und unruhigem Schlaf erwachte und hochfuhr, tränkte der Greis den Ersten Diener des Ahnen mit frischem Wasser.
    Ein prachtvolles Schwert lag neben Gauko’ons Lager. Seit Tagen wachte und schlief der oberste Schamane der Anangu in ununterbrochenem Trancezustand. Ständig sprach er mit dem Ahnen – dem Finder –, und der Ahne sprach durch ihn. Die beiden Greise spürten, dass eine wichtige Entscheidung anstand. Fast wollte es ihnen scheinen, als läge der Ahne mit sich selbst im Streit.
    Irgendwann kurz vor Mitternacht war es so weit. Gauko’on, der Erste Diener des Ahnen und zugleich sein Mund, lag wie erstarrt und riss die Augen auf. »Ist die Entscheidung gefallen?«, fragte der erste Greis.
    Der zweite Greis flößte dem Erstarrten Wasser ein. »Was spricht der HERR?«
    Gauko’on schien in den Nachthimmel zu starren. In Wahrheit tauchte sein Geist durch die Flut von Bildern, die der Anne in ihn hineinströmen ließ. »Der Feind ist auf dem Weg hierher«, sagte er schließlich. Seine Stimme klang tiefer und hohler als sonst; nicht wie die Stimme eines Uralten, sondern wie die eines kräftigen, wütenden Jünglings. Der Ahne sprach durch ihn. »Nun nimmt alles seinen Lauf.«
    Gauko’on erhob sich ächzend. Auf steifen Beinen stelzte er bis an den Rand des Felsplateaus und spähte über das nächtliche Land und hinunter zum Lager der Gedankenmeister.
    Nur wenige schliefen dort unten am Fuß des Uluru. Auch die Gedankenmeister spürten längst, dass die Entscheidung nahte; und mit ihr das Ende, denn keiner von ihnen war dazu bestimmt, den Kampf zu überleben.
    Der Erste Diener des Uluru blickte in den Nachthimmel.
    Der Vollmond leuchtete hell, die dicht stehenden Sterne funkelten von einem Horizont zum anderen. Das Tor des Winters war tief im Osten aufgegangen. Der Rote Planet

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