1990 - Der Silberwolf
Hologramm flammte auf. Es zeigte den Minenwerfer im offenen Hangar des Kreuzers. Ein Signal wies darauf hin, dass die Kanone mit dem Torpedo einsatzbereit war. Die Ziffer 3 unter der Darstellung symbolisierte die Anzahl der eiförmigen Sender, die ins Innere des Torpedos zu laden waren. Drei Raumforts befanden sich in Schussweite. Noch dreißig Sekunden...
Bisher reagierten die Raumforts nicht. Ihre Ortungsgeräte waren nicht imstande, das anfliegende Schiff' zu erkennen. Rudyr bekam feuchte Hände.
Seine Augen brannten vom Starren auf das Hologramm. Er gab ein letztes Okay und handelte sich ein kurzes „Danke" von Domino Ross ein.
Zehn Sekunden.
Wie gebannt starrte Rudyr auf die Abbildung und dann auf den Bildschirm, der die Umgebung des Alls zeigte. Jetzt! Zu sehen war nichts. Draußen im Weltraum entstanden keine Explosionen. Lediglich die extrem feinnervige Ortung zeigte an, dass im Abstand von Sekundenbruchteilen an einer Stelle außerhalb der Umlaufbahn des sechsten Planeten ein winziges Gebilde materialisierte und sofort zahlreiche weitere Gebilde „ausstreute".
Die KORONA begann zu „hüpfen". Zwischen den Bahnen des sechsten und siebten Planeten vollführte sie winzige Hyperetappen rund um Vhaust.
Um das Risiko einer zufälligen Ortung auszuschließen, hielt sieden maximal möglichen Abstand von neunzig Millionen Kilometern zu den Raumforts ein. Achtzehn Minuten benötigte sie für die vollautomatisch gesteuerte Umrundung des Planetensystems. Es war die kritische Phase.
Wenn die Algioten über die interplanetare Kommunikation feststellten, dass in einem oder mehreren der Forts etwas nicht stimmte, würden sie sofort Alarm auslösen. Rudyr flehte inständig, dass die Invasoren ohne Ausnahme mit dem Betrachten des Sonnentresors beschäftigt waren.
Den reibungslosen Abschluss der Umrundung quittierten die Siganesen mit verhaltenem Beifall. Die KORONA vollführte eine kurze Hyperetappe in die Nähe des vierten Planeten. Diesmal blieben für die Feinjustierung nur vier Minuten Zeit. Der Ne-Ne-Werfer katapultierte drei Torpedo-Ladungen mit jeweils zwanzig Sendern in einen Orbit rund um Lynkor. Rudyr spürte den Schweiß der Erregung im Nacken. Es lag einzig und allein an ihm, ob der letzte Schuss exakt saß. Dreimal prüfte er die Werte des Syntrons, ehe er die Freigabe erteilte.
Es klappte. Der umgebaute Minenwerfer schickte den einzigen großen 1,50-Meter-Sender - er füllte den Torpedo komplett aus - exakt ins Ziel, in einen geostationären Orbit Über der Hauptstadt Arsynel. Aus den Augenwinkeln heraus nahm der Junge wahr, dass Kirk Albado ihn fixierte. Der Teamchef grinste plötzlich. „Glückwunsch, Kleiner", sagte er. „Keine Ursache, Kirk." Er bemühte sich, seiner Stimme einen gleichmütigen Klang zu verleihen. Es gelang ihm einigermaßen. Kobo Reaumyr meldete sich und teilte mit, dass kein einziger Hilferuf das Sonnensystem verlassen hatte. Die Sender hatten ihre Arbeit unbemerkt aufgenommen.
Auf das, was folgte, hatten die Siganesen keinen Einfluss mehr. Es lag allein in den Händen der Gharrer.
Mhogena schickte ihnen ein Hologramm.
Die dreidimensionale Abbildung zeigte eine Halle in der QUANTHUZ. Die fünf Meister standen in der Mitte eines Pulks ihrer Artgenossen. Die Abkömmlinge der Maahks aus Andromeda wirkten wie eingefroren. An ihren Körpern bewegte sich keine einzige Schuppe. Ein Wachsfigurenkabinett konnte nicht Überzeugender sein. Die Gharrer reflektierten mit Hilfe ihres Geistes. Der Vorgang war bekannt, seit Mhogena schwer verletzt ins Solsystem gekommen und dort gesund gepflegt worden war. Ein Psi-Reflektor spiegelte alle auf ihn einströmenden Gefühle, Emotionen und Paraströme wider und war in der Lage, sie in modifizierter Form an den Absender zurückzusenden.
Mit dieser Methode hatten die Gharrer einst ihre Galaxis befriedet und waren zum fünften Volk von Thoregon avanciert. Und sie hatten damit den ersten Angriff der Algiotischen Wanderer auf ihre Galaxis zurückgeschlagen. Bei den verschiedenen Völkern der Algioten analysierten die Gharrer erst einmal die Ausstrahlung dieser Wesen und gliederten sie in verschiedene Ströme wie Aggression, religiösen Fanatismus und missionarischen Eifer auf. Je nach Bedarf strahlten sie diese in unterschiedlicher Intensität zurück. Der Absender wurde so zum Empfänger seiner eigenen Strömungen und Vibrationen. Das führte zu starker Verwirrung, well er sich mit seinem eigenen parapsychischen Potential auseinandersetzen
Weitere Kostenlose Bücher