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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM)
Autoren: Hinrich Matthiesen
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vielen Regreßansprüche, die letztes Jahr auf euch runtergehagelt sind, da ihr den Leuten Appartements verkauft habt, die noch im Bau waren und zumindest in den nächsten drei Jahren nicht fertiggestellt werden können. Zum Glück wart ihr in der Lage, diese Ansprüche zu befriedigen, weil über Nacht die Reederei auf euch gekommen ist, aber das alles würde bei einer Kontrolle zutage gefördert werden, und damit käme auch raus, daß der angebliche Erlös für die Ferienanlage nichts weiter ist als ein verkapptes Darlehen.«
»Hast du gewußt«, fragte Helga ihren Mann, »was für einen Schlaumeier wir uns da herangezogen haben?« Aber die Antwort wartete sie gar nicht ab. »Erstens«, sagte sie mit Nachdruck zu ihrem Sohn, »haben der Grund und Boden dort und die bisher erfolgten Bauleistungen durchaus ihren Wert. Das Hotel, das direkt neben unserem Gelände liegt, ist vor einiger Zeit an einen Araber verkauft worden, und zwar für einen astronomischen Preis. Also …«
»Das macht’s ja noch schlimmer!« Wieder unterstrich Carsten seine Worte mit großen Gesten. »Dann müssen wir davon ausgehen, daß es dieser Araber war, der den Baustopp für PLAYA HERMOSA bei den Behörden durchgesetzt hat. Vielleicht hat er es sich ’ne Menge kosten lassen, daß ihm die Konkurrenz vom Hals gehalten wird, und sei’s erst mal für ein paar Jahre.«
»Vielleicht, vielleicht!« Helga schüttelte den Kopf. »So kann man nicht argumentieren. Aber du hast recht, der Baustopp hat den Wert der Anlage gehörig heruntergeschraubt, nur ist Mortimer Finchley eben ein Mann, der auf die Zukunft setzt. Außerdem hat er da unten in Andalusien viel Einfluß und kann also – theoretisch – beim Ankauf die Erwartung gehegt haben, den Bau in Kürze wieder in Gang zu bringen. Wie gesagt, Finchley setzt auf die Zukunft, und kein Mensch hat ihm vorzuschreiben, wie groß oder wie gering seine Risikobereitschaft sein darf. Und vergiß bitte auch nicht, daß de facto überhaupt kein Risiko besteht, weil der Handel ja gar nicht stattfindet. Es kommt nur darauf an, Glaubwürdigkeit herzustellen.«
»Ist was dran«, sagte John, aber Carsten hatte erneut seine Einwände:
»Bei jedem großen Darlehen muß die geliehene Summe dinglich abgesichert sein. Ohne das läuft nichts, weder bei einer Bank noch bei einem privaten Geldgeber. Wo läge also für Mortimer Finchley die Garantie? In den Schiffen kann sie nicht liegen, denn die wären dann ja offiziell beliehen, und das stünde im Register, so wie Absicherungen durch Immobilien im Grundbuch stehen.«
Doch auch darauf wußte Helga eine Antwort: »Die Absicherung ist in dem geheimgehaltenen zweiten Vertrag enthalten. Da genügt ja ein einziges Schiff. Glaub mir, das alles kann durch Mortimers Notar in Marbella erledigt werden, darf allerdings nicht nach außen dringen. Nur der Kaufvertrag über die Ferienanlage und der Geldtransfer werden transparent gemacht, denn sie sollen ja den Zuwachs in der Bilanz belegen.«
»Mir wäre bei einem solchen Handel nicht wohl«, sagte John, doch von der Bestimmtheit, mit der er anfangs gesprochen hatte, war nicht mehr viel zu spüren. Helga hörte denn auch sofort heraus, daß sein Widerstand zu schwinden begann, und so legte sie noch einmal kräftig nach: »Sieh mal, John, du redest von den schönen Kindertagen mit Olaf. Akzeptiert. Die hat’s gegeben. Niemand kann sie dir nehmen. Aber in allem, was sich jetzt zwischen euch abspielt, haben sie nichts zu suchen. Du kannst sicher sein, daß sie deinen Vetter nicht daran hindern werden, seinerseits über Tricks und Winkelzüge nachzudenken.«
»Weißt du das so genau?«
»Aber ja! Erinnere dich doch nur an die Zeit, als es anfing mit dem Wettkampf! Onkel Claas war bei Olaf und dir von gleichen Chancen ausgegangen. Sie waren aber nicht gleich, denn wir standen vor der Pleite, und ich bin sicher, Olaf wußte das. Warum hat er das andalusische Finanzloch nicht aus dem Topf der noch ungeteilten Reederei gestopft, um einheitliche Startbedingungen zu schaffen?«
»Ich hätte das im umgekehrten Fall wohl auch nicht getan.«
»Natürlich nicht. Wer vor eine solche Bewährungsprobe gestellt wird, ist sofort von Kopf bis Fuß auf Kampf eingestellt und denkt nicht im Traum daran, sentimental zu werden. Also, irgendwelche Kindheitserlebnisse, mögen sie noch so schön gewesen sein, dürfen dir nicht das Konzept verderben.«
»Und wenn Mortimer nicht mitzieht?« fragte Carsten. »Dann haben wir Pech gehabt«, antwortete die Mutter.
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