1992 Das Theunissen-Testament (SM)
übernehmen, setzt sie als Nacherben ein. Das ist, wenn man so will, noch einmal eine nette Geste gegenüber ihrem alten Freund.«
»Leuchtet ein«, sagte Olaf. »Und wie bringen wir das unseren Vettern und Cousinen bei?«
»Die geht es überhaupt nichts an«, erwiderte Krogmann. »Neuntausend Tonnen …« John reckte sich in seinem Stuhl und legte die gefalteten Hände hinter den Kopf. »Hab’ keine Ahnung, wieviel die wert sind.«
»Merino schreibt«, wieder blickte Krogmann in den Brief, »der Weltmarktpreis liegt zur Zeit bei zweitausendzweihundertfünfzig US-Dollar pro Tonne, also bei etwa viertausend Mark. Multipliziert mit neuntausend kommen wir auf ungefähr sechsunddreißig Millionen Mark.«
John pfiff durch die Zähne, und Olaf sagte: »Stolze Summe!«
»Ja«, Krogmann nickte. »Wenn Sie das Kupfer drüben verkaufen, bringt es weniger als hier bei uns. Schaffen Sie es aber herüber, fallen Frachtgelder und Versicherungsprämien an. Na ja, was da zu geschehen hat, müssen Sie entscheiden. Ich als Testamentsvollstrecker habe, zusammen mit Merino und López Vergara, nur dafür zu sorgen, daß laut Verfügung der Frau Muñoz dieser Teil ihres Nachlasses aus der Erbmasse herausgelöst und für Sie sichergestellt wird und daß jeder von Ihnen dann die Hälfte bekommt, und zwar als zusätzlichen Geschäftsanteil im Rahmen des testamentarisch festgelegten Wettbewerbs.«
»Ist das juristisch einwandfrei?« fragte John, wartete aber die Antwort nicht ab, sondern erklärte: »Ich meine, müßten diese sechsunddreißig Millionen nicht automatisch Olaf und mir zufallen, unabhängig vom Ausgang des Wettkampfes? Sie sind ja gar nicht aufgeführt in der Liste der Vermögenswerte, die außer der Reederei auf den Sieger übergehen.« Krogmann schüttelte den Kopf. »Da liegt ein Denkfehler vor. Sie beide sind hinsichtlich der Gesamterbschaft von den besonderen testamentarischen Bestimmungen Ihres Onkels betroffen. Also muß der Zuwachs in das zu Verwaltende eingebracht werden und unterliegt damit, genau wie alles andere, den Bedingungen des Wettstreits, und das heißt, am Schluß bekommt der Sieger auch diese neuerliche Erbschaft. Wie Sie jetzt technisch vorgehen, ist allerdings Ihre Sache. Sie können das Kupfer verkaufen und den Erlös teilen, es kann aber auch einer die Gesamtmenge übernehmen und den anderen auszahlen.« Die Vettern sahen sich an. Erst nach längerem Schweigen sagte Olaf: »Mir wäre beides recht.«
»Mir ebenfalls«, sagte John, »nur werden wir dieses kuriose Anhängsel an die Hinterlassenschaft von Onkel Claas wohl frühestens im nächsten oder übernächsten Jahr in Empfang nehmen. Man weiß ja, wie’s drüben mit den Behörden aussieht.«
»Irrtum«, warf Krogmann ein, »denn zu den chilenischen Erben gehören ein Richter und ein General, und die haben das bürokratische Vorgeplänkel schon erledigt. Sobald also Ihre Geburtsurkunden und einige weitere Dokumente dort eingetroffen sind, dürfen Sie über das Kupfer verfügen.«
»Dann hab’ ich einen Vorschlag zu machen«, sagte Olaf. »Die OLGA THEUNISSEN geht in diesen Tagen durch den Panamakanal, löscht in Baranquilla und lädt anschließend Edelholz in Talcahuano. Wir hatten vor, den restlichen Frachtraum mit billigem Holz aufzufüllen, aber das muß nicht sein. Begnügen wir uns mit tausend bis zweitausend Tonnen Radiata-Pine, so ist genügend Platz für das Kupfer vorhanden. Auf jeden Fall müßte es wegen seines Gewichts zuerst rein, und darum würde die OLGA auf der Fahrt nach Talcahuano in Valparaiso Station machen und es da an Bord nehmen.«
»Großartig!« meinte John. »Wirklich großartig! Wie Dr. Krogmann schon sagte, haben wir also zwei Möglichkeiten. Du wickelst den Transport und danach den Verkauf in Europa ab, und wir teilen den Reinerlös. Auf diese Weise wäre ich automatisch an den Fracht- und Versicherungskosten beteiligt. Oder aber einer übernimmt das Kupfer insgesamt, zahlt den anderen aus, und alles weitere ist seine Sache. Auch für diese Lösung wärest du besser geeignet, weil dein Schiff grad drüben ist.«
»Ja, für einen dieser beiden Wege sollten Sie sich entscheiden«, meinte Krogmann.
»Muß das jetzt geschehen?« fragte Olaf.
»Nein, nein«, antwortete Krogmann, »nur werden Sie mich, sobald Ihr Entschluß feststeht, bitte unterrichten, damit ich den Vertrag über die Aufteilung vorbereiten kann.«
»Wieviel Zeit gibst du mir?« fragte Olaf seinen Vetter. »Na, drei Wochen dürften genügen. Wovon hängt es
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