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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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sprechen können, ohne daß jemand dabeigewesen wäre.«
»Also, ich wollte Sie nicht nur sprechen, sondern … Sie besuchen, mich aber vorher vergewissern …«, er sah ihren Mann an, »Verzeihung …, ob die Luft rein ist. Ja, und sie war es eben nicht.«
»Hoffentlich klärt sich alles bald auf«, sagte Franz Kroniger. »Hörner sind wirklich ein ganz fieser Schmuck.« Jacob wollte kein Risiko eingehen. So probten sie noch eine Viertelstunde lang die polizeiliche Vernehmung, und dann ging er, suchte sich wieder ein Taxi und fuhr zurück zum Bahnhof. Als er in den BMW stieg, sah er auf dem gegenüberliegenden Stellplatz den Wagen seines Onkels. John selbst entdeckte er nicht, ahnte aber, daß er sich in Sichtweite aufhielt. Okay, Spürhund, dachte er, häng dich an meine Stoßstange, und wenn du hundertmal meinst, du hättest ihn schon gewonnen, der Kampf geht weiter!

26
    Sie waren seit drei Stunden unterwegs, erreichten die Gabelung, legten ihre Taschen ab und ließen sich zu Boden fallen. Vor allem Olaf brauchte eine Pause, doch auch die beiden jungen Männer waren froh, sich ausruhen zu können. »Gut, daß wir kein Baumaterial hoch schleppen müssen«, sagte Ernesto. »Ich glaub’, dann hätte ich das Kleingeschriebene in unserem Vertrag noch einmal nachgelesen.« Alle drei also waren erschöpft, obwohl sie den Vorteil hatten, nur mit ihren Flugtaschen beladen zu sein, deren lange Tragriemen sie über die Schultern gespannt hatten. Nun reckten und streckten sie sich auf der dünnen Grasdecke. Zwar war es in einem angenehm flachen Steigungswinkel nach oben gegangen, aber das stete Bergauf saß ihnen doch mächtig in den Knochen. Es war drei Uhr am Nachmittag. Am Morgen hatten sie, bevor sie zu ihrer zweiten Fahrt nach Petrohué aufgebrochen waren, in Puerto Varas einen Kompaß gekauft, wie Umberto Flores empfohlen hatte. Federico war es dann gewesen, der zu einer weiteren Anschaffung riet. Zwar könnten sie, so hatte er gesagt, nicht unbedingt damit rechnen, daß die Gutierrez-Brüder sich auf den Berg verkrochen hatten, aber sollten sie dort sein, dann mit Sicherheit bewaffnet, und es gäbe ohne eigene Pistolen oder Revolver keine Chance, auch nur an sie heranzukommen, geschweige denn, sie zum Reden zu bringen. Olaf war anfangs gegen eine Mitnahme von Schußwaffen gewesen, doch als Federico darauf hingewiesen hatte, daß einer der beiden ja immerhin mit Sprengstoff umzugehen wisse und möglicherweise die OLGA THEUNISSEN versenkt habe, demnach unter Umständen als äußerst skrupellos einzuschätzen sei, hatte er einem Waffenkauf zugestimmt. In einem Laden, der eine reiche Auswahl an Jagdwaffen führte, hatten sie sich dann versorgt. Federico war begeistert gewesen, eine MAUSER 7.63 vorzufinden, ein schon altes, aber bewährtes Modell, von dem er behauptete, Winston Churchill habe auch so ein Ding besessen und das sei vor zwanzig Jahren bei Sotheby’s für umgerechnet fünfunddreißigtausend Mark versteigert worden. Ernesto hatte sich eine 9mm PARABELLUM ausgesucht und Olaf einen kleinen, handlichen MARLEY 0.32, und schließlich hatten sie noch Munition, drei Taschenlampen und ein Fernglas gekauft.
    Die Waffen steckten in ihren Gepäckstücken. Später, bei Annäherung an die Hütte, wollten sie sie am Körper tragen, entweder in der Jackentasche oder hinterm Gürtel. Derbes Schuhzeug hatten sie, da von vornherein mit einer Inspektion des Schrottplatzes zu rechnen gewesen war, von Europa mitgenommen. Ernesto zeigte auf die Gravur im Felsen, den nach rechts weisenden Pfeil, und sagte: »Wenn sie nicht in der Höhle sind, sollten wir auch noch in der Club-Hütte nachsehen.« Das meinten die beiden anderen ebenfalls.
    »Wie gehen wir vor?« fragte Olaf. »Wir können uns ja wohl nicht bei Tageslicht fröhlich auf den Bau zu bewegen.«
    »Auf gar keinen Fall!« antwortete Federico. »Womöglich würden sie uns mit Schüssen empfangen. Ich schlage vor, auf der letzten Etappe bleiben wir alle zwanzig Schritte stehen und suchen mit dem Fernglas das Gelände ab. Sobald wir die Höhle entdeckt haben, gehen wir nicht mehr geradeaus weiter, sondern nach rechts oder links, je nachdem, wie die Bodenverhältnisse sind. Dann geht’s wieder bergauf und in großem Abstand an der Höhle vorbei, so daß wir abends, wenn es dunkel geworden ist, von oben kommen. Leider haben wir vergessen, Umberto zu fragen, ob das Refugio auch ein Fenster nach hinten hat. Ich glaub’s allerdings nicht, denn er sprach von zwei Fenstern und

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