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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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sie spontan. »Er ist ein prima Chef.«
    Das klang schon mal gut. Er sah ihren Mann an, und der sagte ohne Zögern:
»Ich finde ihn auch sehr sympathisch, und es tut mir leid, daß er in diese böse Geschichte hineingeraten ist.«
»Er ist unschuldig«, sagte Jacob.
»Daran hab’ ich nie gezweifelt, denn er wäre zu einer solchen Tat nicht fähig«, erwiderte Anita Kroniger. »Manche sehen das anders.« Jacob trank einen Schluck, setzte die Tasse ab und sagte: »Von Ihrem Kaffee schwärmt mein Vater seit Jahren. Aber nicht nur von dem. Er sagt immer: ›Wenn wir Anita nicht hätten, wäre die Firma längst zusammengebrochen‹.«
Sie wurde sogar ein bißchen rot.
»Ich glaube, er meint damit in erster Linie, daß man sich hundertprozentig auf Sie verlassen kann.«
»Ja, aber ich bin auch wirklich gern in der Firma.«
»Wissen Sie, daß er verschwunden ist?« Beide nickten.
»Und das legt man ihm jetzt als Schuldeingeständnis aus.«
»Vielleicht hätte er, eben weil er unschuldig ist, lieber bleiben sollen«, sagte Anita Kroniger. »Er sucht nach Beweisen, die ihn entlasten.«
»Ein triftiger Grund«, sagte Franz Kroniger. »Ich habe vor einer Stunde mit ihm telefoniert. Er ist im Ausland. Ich war glücklich, daß ich ihn gesprochen hatte, aber dann gab es, leider, doch eine Panne. Man hat mich, obwohl ich verschiedene Tricks benutzte, heute früh von zu Haus wegfahren und am Hauptbahnhof die Telefonzelle betreten sehen, zu so einer verrückten Zeit.«
»Wer hat Sie gesehen?« fragte Anita Kroniger, »John Theunissen, mein Onkel. Ausgerechnet der! Er hat mir aufgelauert und mich nach dem Telefonat zur Rede gestellt. Und er hat mir erklärt, er müsse das selbstverständlich melden. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu schwindeln. Und auch nachher werde ich schwindeln müssen, wenn die Kripo zu uns kommt. Ich bin fast sicher, die erwarten mich schon zu Haus. Ich hab’ …, also, ich redete mich damit heraus, daß …«, nun stieg auch ihm eine leichte Röte ins Gesicht, »ich mit einer verheirateten Frau befreundet bin und sie vorhin unbedingt sprechen mußte. Aber mein Onkel lachte mich aus.«
»Und da haben Sie meinen Namen genannt?« fragte Anita Kroniger. Sie fragte es sehr ernst, aber nicht böse. Und dann lächelte sie.
»Nein, noch nicht. Aber ich muß, wenn die Polizei mich in die Mangel nimmt, einen Namen nennen. Man würde sonst meine Mutter, meine Schwester und mich erneut verhören, immer wieder, und die Selbstmord-Theorie, die wir zum Schutz meines Vaters aufgestellt haben, würde man endgültig vom Tisch fegen.«
»Wie wär’s«, meinte Franz Kroniger, »wenn Sie eine andere Frau aus der Firma nähmen?« Man spürte, daß dieser Vorschlag ihm nicht leichtgefallen war. »Vielleicht eine«, ergänzte er, »die auch verheiratet ist, aber getrennt von …«
»Dann hätten wir keinen Grund, die Beziehung geheimzuhalten. Aber was wichtiger ist. Die anderen …, na ja, ich will hier nicht groß bewerten, aber es geht dabei ja auch um die Glaubwürdigkeit.«
Da lächelten beide, und das war bestimmt schon die halbe Zusage.
»Sie können ganz sicher sein«, fuhr er fort, »daß außer der Polizei und der Staatsanwaltschaft niemand etwas davon erfährt.«
»Auch nicht Ihre Mutter?« fragte Anita Kroniger. »Ihr sag’ ich die ganze Wahrheit. Sie weiß ja auch von dem Telefongespräch heute morgen.«
»Ich bin einverstanden.« Anita Kroniger sah ihren Mann an, und der nickte. Sie fuhr dann fort: »Man wird also zu mir kommen und mich fragen, ob ich Ihre Aussage bestätigen kann.«
»Ja, so ungefähr stell’ ich mir das vor, und Sie müssen, genau wie ich, auf Diskretion bestehen.« Er sah Franz Kroniger an: »Tut mir wahnsinnig leid, Ihre Rolle in diesem Spiel ist scheußlich.«
»Ich spiel’ sie und hoffe auf den Tag, an dem bekannt wird, wie es wirklich war.«
Anita Kroniger kehrte zum Praktischen zurück: »Wir beide haben also heute früh miteinander telefoniert.«
»Ja.«
»Und wenn man Sie fragt, was Sie gesagt hätten, wenn mein Mann am Apparat gewesen wäre?«
»Dann sag’ ich denen, ich hätte aufgelegt. Und ich werde erklären, ich sei davon ausgegangen, daß er Frühdienst hat. Er ist doch Krankenpfleger.«
»Ja, das bin ich, aber heute fängt mein Dienst erst um zehn an.«
»Die Kripo«, sagte Anita Kroniger, »ist nicht auf den Kopf gefallen. Man wird Sie fragen. Was war denn wohl so wichtig, daß es nicht Zeit gehabt hatte, bis ich im Büro bin? Da hätten Sie doch stundenlang mit mir

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