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1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

Titel: 1994 Jagdzeit in Deutschland (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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sollte er den mit Gisela abgeschlossen haben? Und dann auch noch so oft. Gabelfrühstück paßt genausowenig, denn ich glaube schon, daß unser Herr Vogt die Orthographie beherrscht.«
Kämmerer mußte lachen. Er freute sich darüber, daß sie ihren Humor nicht verloren hatte. »Sehen Sie, da bleibt doch nur sein Intimleben.« Er ließ sich das Notizbuch zurückgeben, schlug die Angaben zu Britta auf und hielt sie Frau Engert hin.
»Hier die Bilanz mit einer anderen Dame.«
Sie las und sah sich dann noch einmal das erste Verzeichnis an, sagte schließlich: »Es liegt mir fern, hier die Preisrichterin spielen zu wollen, und ich weiß auch gar nicht, welche Norm für die Dreißigjährigen gilt, aber über die Neun ist er nicht hinausgekommen, in keinem Monat, weder bei Gisela noch bei Britta.«
»Bei beiden zusammen doch, nämlich da, wo sie sich zeitlich überschneiden. Hier zum Beispiel …«, er las vor: »Mit Gisela im Dezember viermal, mit Britta im selben Monat achtmal, macht zwölf.«
»Trotzdem kriegt er keinen Preis von mir, weil ich glaube, daß das ganze Register ein einziger Schwindel ist, ein Bluff.«
»Wieso denn das? Und wozu?«
»Da die Neun nicht überschritten wird, könnte es sich um Telefonnummern handeln. Auch die Null ist vertreten, nämlich durch das Wort ›keinmal‹. Bleibt die Frage, wie die Ziffern zu lesen sind. Von oben runter? Von unten rauf? Oder zählt vielleicht nur jede zweite?«
Kämmerer überprüfte noch einmal beide Listen. »Sie verblüffen mich!« sagte er dann. »Haben Sie mal für einen Geheimdienst gearbeitet?«
»Ach was! Wahrscheinlich irre ich mich, und der Bursche hat es tatsächlich mit keiner mehr als neunmal geschafft.« Bei diesen Worten errötete sie, und Kämmerer hatte sie dafür umarmen mögen.
»Doch, doch«, antwortete er, »mit den Telefonnummern könnten Sie richtig liegen. Ich überleg’ grad, welches Merksystem ich denn benutzen würde, wenn ich eine lange Nummer verschlüsselt festzuhalten hätte. Vielleicht nähme ich die Einwohnerschaft irgendeines Dorfes, schriebe oben Engertsfelden oder Kämmerershausen hin und an die Seite keine Monatsnamen, sondern, Katholiken, Protestanten, Freikirchler, Juden, Buddhisten, Hindus, Moslems. Dann jeweils dahinter, keine, keine, acht, vier, neun und so weiter. Das System würde genausogut funktionieren wie Vogts Kalender, aber – und das ist ein ganz dickes Aber – eine solche Liste wäre, weil unrealistisch, nicht glaubwürdig und daher von vornherein als Täuschung erkennbar. Unser Mann versteht was von Psychologie. Wirklich, er hat ein Bravourstück abgeliefert, wenn es sich hier um Telefonnummern handelt. Der Leser, der getäuscht werden soll, erhält Kenntnis von höchst intimen Vorgängen, was ihn viel eher dazu bringt, die Angaben für echt zu halten, als wenn da lauter Glaubensrichtungen mit ihrer jeweiligen Gefolgschaft notiert wären.«
»Gehen wir also an die Arbeit!« sagte Frau Engert und schlug das Register von Gisela auf. »Es beginnt mit ›keinmal‹, ›keinmal‹ und geht dann weiter mit drei, vier, fünf, zwei und so weiter. Ich glaube, bei uns in Deutschland fängt keine Vorwahl mit zwei Nullen an.«
»Also Ausland.«
»Ja. Fragt sich, welches. Soweit ich weiß, sind es im europäischen Ausland vier Ziffern, die Nullen eingeschlossen. Leider geht die Auskunft entgegengesetzt vor. Man gibt das Land, den Ort und die Person an und bekommt dann die Nummer. Wenn man denen eine Nummer nennt, rücken sie nicht raus mit dem dazugehörigen Teilnehmer und dessen Standort.«
»Das stimmt, aber die Frage, zu welchem Land die Vorwahl
0034 gehört, würden sie wahrscheinlich nicht gleich abschmettern.«
Statt zu antworten, schob Frau Engert das Telefon noch ein Stück näher zu ihm hin.
Da er die Nummer der internationalen Auskunft im Kopf hatte, nahm er sofort den Hörer ab und wählte, mußte nicht lange warten.
»Ich hab’ hier eine ausländische Telefonnummer«, sagte er, »weiß aber nicht, ob die Vorwahl stimmt. Null, null, drei, vier … , ist das richtig für Frankreich?«
Die Frau am anderen Ende der Leitung brauchte nicht erst nachzuschlagen, sondern sagte spontan: »Nein, das ist die Vorwahl für Spanien.«
»Sind Sie sicher?«
»Absolut.«
»Und die Fünf und die Zwei bedeuten dann auch nicht Montpellier?«
»Mit Sicherheit nicht. Warten Sie!«
Er zwinkerte Frau Engert zu.
»Hören Sie?«
»Ja.«
»Die Fünf ist die Vorwahl vom Bezirk Malaga, und die Zwei gehört dann schon zu dem betreffenden

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