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1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

Titel: 1994 Jagdzeit in Deutschland (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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die Tür, und ich hol’ den Eimer, sobald Sie rufen.«
Da endlich ein Nicken.
Frau Engert ging hinaus, und Kämmerer half ihm, ohne jedoch seine Handfesseln zu lösen, von den Fußfesseln ganz zu schweigen. Dann verließ auch er den Raum, und nach einer Weile kam der Ruf. Wieder half er, trug danach den Eimer nach oben, säuberte ihn, brachte ihn zurück.
Ein letzter Versuch: »Sie müssen doch einsehen, daß Sie keine Chance haben, von hier wegzukommen, aber durch Reden können Sie sich die Lage erleichtern.«
Auch jetzt blieb die Antwort aus.
Er prüfte noch einmal die Ketten, ging hinaus, schloß ab.

33
    Frank Kopjella war in Sorge. Er saß am Frühstückstisch, und die quirlige, erst vierzehn Jahre alte Blanquita, eine Nichte des Verwalters, scharwenzelte um ihn herum und fragte in ihrem holperigen Schulenglisch, ob sie vielleicht noch Pflaumenmus bringen solle, ob die Eier auch nicht zu hart seien und wann sie sein Zimmer herrichten dürfe. Er antwortete ihr freundlich, war aber mit seinen Gedanken ganz woanders.
    Lothar hatte sich seit Montag nicht mehr gemeldet, weder zum vereinbarten allabendlichen Termin noch vormittags. Nachdem der Anruf auch am gestrigen Abend ausgeblieben war, hatte er mehrmals versucht, Max, Lothars Kontaktmann in der Hamburger Herbertstraße, zu erreichen, jedesmal vergeblich, dann die Lübecker Nummer der HADEX gewählt und dort die Bitte um Kornmessers Rückruf aufs Band gesprochen. Aber auch der war bis jetzt nicht erfolgt.
    Er hatte Blanquita angewiesen, die Tür zum Flur offenzulassen, wollte sichergehen, daß das Telefon nicht überhört wurde. Zwar saß Bartolo an seinem Platz, doch pflegte er das Büro ja hin und wieder zu verlassen, um draußen nach dem Rechten zu sehen.
    Er bestrich eins der auf der Hacienda gebackenen knusprigen Brötchen mit Kirschmarmelade, biß lustlos hinein. Den heutigen Morgen eingerechnet, hatte Lothar schon vier Termine nicht eingehalten. Das ist verdammt nicht seine Art, dachte er. Da muß was passiert sein in Hamburg.
    Er griff nach der Serviette, wischte sich über den Mund, warf das Tuch auf den Tisch zurück und stand auf.
    »Mister Theo, Sie müssen mehr essen, oder mögen Sie die Sachen nicht?«
»Doch, doch! Alles schmeckt großartig, aber ich bin nicht hungrig. Ich geh’ jetzt an die frische Luft. Ruf mich bitte, wenn das Telefon klingelt!«
»Das mach’ ich. Wollen Sie nachher weiteressen, oder kann ich abdecken?«
»Kannst du.«
Unter den Arkaden rauchte er die erste Zigarette des Tages, ging dort hin und her. Auf dem Parkplatz, den er gut einsehen konnte, standen der Seat, der Ford und das Motorrad, das einem der Landarbeiter gehörte. Seit er die betriebseigenen Fahrzeuge, zu denen noch ein großer und ein kleiner Lieferwagen gehörten, kannte, war er darauf aus, eintreffende fremde Wagen sofort in Augenschein zu nehmen und Bartolo über deren Besitzer auszuhorchen. Dazu gab es häufiger Anlaß, als er anfangs gedacht hatte. Boten kamen und Lieferanten und Vertreter von Firmen wie von Behörden, ja, manchmal verließen auch Touristen auf ihrem Ausflug ins Landesinnere die alte Römerstraße und schlugen den Schotterweg ein, der sie dann zwangsläufig zur Hacienda brachte.
Jeder Neuankömmling weckte sein Mißtrauen, und wenn er sich dann nach ihm erkundigte, mußte er stets darauf achten, daß es wie beiläufig geschah. Bartolo durfte keinesfalls ins Vertrauen gezogen werden, denn für die einheimischen Angestellten galt auch hier – wie in Ribe und in den anderen Nestern – das Besitzermodell, das sich bewährt hatte. Die in Lübeck niedergelassene Düngemittel-Exportgesellschaft HADEX besaß, über Europa verteilt, eine Reihe landwirtschaftlicher Betriebe, die sie mit ihren Produkten versorgte und in die sie für befristete Zeiträume ihre deutschen Angestellten entsandte, sei es zur Kontrolle und gelegentlichen Mitarbeit, sei es zum Ausspannen.
Für Bartolo Mendez also war er ein HADEX-Mann, der sich einen allgemeinen Überblick zu verschaffen hatte und im übrigen zur Erholung gekommen war. Vielleicht, dachte er, sollte ich mich in Zukunft mit meinem Interesse an den Besuchern der Hacienda etwas mehr zurückhalten. Er könnte sonst stutzig werden.
Verflucht, Lothar, wo treibst du dich rum? Warum hör’ ich nichts von dir? Mußt doch wissen, daß ich mir Sorgen mache!
Er spürte, daß er nicht mehr der souveräne, kühle, Disziplin wahrende Mann war, den fast nichts hatte umwerfen können. War es das Älterwerden? Oder hatten

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