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1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

Titel: 1994 Jagdzeit in Deutschland (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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besten Männer, Konrad Henke, nach Hamburg in Marsch setzen.«
»Kamerad Kornmesser, ich hab’ eine bessere Idee! Ich selbst übernehme den Fall. Was hältst du davon?«
»Gar nichts. Du bist in Kämmerers Schußlinie und mußt versteckt bleiben. Ich fürchte tatsächlich, der Mann hat Schmidtbauer in seine Gewalt gebracht, und wenn es so ist, erheben sich zwei Fragen. Wie hat er das geschafft, und was hat er mit ihm gemacht? Henke ist ein Fuchs. Der muß das klären. Du bist zwar auch gut, steckst aber zu tief drin in der Geschichte, und irgendwelche Emotionen können wir uns nicht leisten. Also, du bleibst auf der Hacienda. Ist das klar?«
»Ja.«
»Eine Frage noch. Wie schätzt du Schmidtbauer ein für den Fall, daß man ihn foltert? Wird er dichthalten?«
»Ich glaub’ nicht an Folter.«
»Danach hab’ ich nicht gefragt.«
»Aber wenn Folter auszuschließen ist, besteht doch gar nicht die Gef …«
»Du hörst mir nicht zu. Außerdem irrst du dich. Du vergißt, daß wir es nicht mit irgendwelchen westdeutschen Polizisten zu tun haben, die ihre Inhaftierten mit Samthandschuhen anfassen, sondern mit einem Privatmann, der wahrscheinlich auf Rache aus ist. Für den zählen keine Gesetze. Also, beantworte endlich meine Frage!«
»Wenn jemand dichthält, dann ist es Lothar.«
»Hat er die Kapsel?«
»Ja, und ich bin sicher, ehe man ihn brutal zum Reden bringt, nimmt er sie.«
»Wo trägt er sie?«
»Im Gehörgang. Von außen nicht sichtbar.«
»Mensch, Kopjella, dein Fall macht mir Sorgen! Ich hoffe nur, Henke hat Erfolg. Ich ruf dich an.«
»Wieder so umständlich für beide Seiten?«
»Kommt drauf an, wie die Sache sich entwickelt. Die Nester sind gewarnt. Da bis jetzt alles ruhig ist, könnte es noch einmal gutgegangen sein. Sollte sich das bestätigen, lassen wir die Vorsichtsmaßnahmen beim Telefonieren fallen.«
»Wann meldest du dich?«
»Das weiß ich noch nicht. Bis dann.«
»Ja, bis dann.«
Er hängte ein, rechnete am Schalter ab, stieg wieder in den Ford und trat die Rückfahrt an. Was Kornmesser berichtet hatte, war alarmierend. Lothar seit zwei Tagen nicht mehr in seinem Hotel! Es gibt keinen Zweifel, dachte er, die Sache ist umgekehrt gelaufen. Nicht er hat Kämmerer, sondern Kämmerer hat ihn hochgenommen. Henke, mein Gott, der schafft es dann doch auch nicht! Er ist ein guter Schreibtischmann, hat immer die Übersicht, aber nur in der Theorie. Verdammt, ich hab’ die Gesetze der HADEX noch nie verletzt, aber dieses eine Mal sollte ich sie vielleicht ignorieren und doch nach Hamburg fliegen! Im Außendienst bin ich besser als Henke, und Kämmerer ist schließlich mein Fall.
Er war schon wieder an der VENTA vorbei und näherte sich einem langsam fahrenden, großen Citroen mit spanischem Kennzeichen. Wahrscheinlich besahen die Insassen sich in Ruhe und Beschaulichkeit die Landschaft. Das lohnte sich auch, denn es ging jetzt über eine Strecke, von der aus linker Hand ein bizarrer Bergkamm der Sierra Nevada und rechts ein gewaltiges, mit Pinien bestandenes Hochplateau zu bewundern waren.
Er fuhr dicht auf, sah die vorn sitzenden Grauköpfe, einen Mann am Steuer und neben ihm eine Frau, und überholte, hatte den Wagen schon bald darauf nicht mehr im Rückspiegel. Wenig später bog er ein in den Schotterweg.
Auf dem Parkplatz wurde er aufgehalten. Bartolo stritt sich mit einem Arbeiter. Er verstand kein einziges Wort der heftigen Auseinandersetzung, aber der Gestik und der Lautstärke nach zu urteilen, handelte es sich um mehr als nur eine Bagatelle. Nun holte Bartolo sogar mit der Rechten aus, die – er mochte seinen Augen kaum trauen – einen Ziemer hielt. Ob es ein echter getrockneter Ochsenpenis war oder nur eine Nachbildung, konnte er so schnell nicht erkennen. Nach dem ersten Schlag, der den Arbeiter am Kopf getroffen hatte, riß er sich die Sonnenbrille vom Gesicht, legte sie eilig auf dem Sattel des Motorrads ab und warf sich zwischen die beiden Kampfhähne. Er wollte schlichten, dabei weniger dem Arbeiter zur Seite stehen als den Verwalter vor späteren Unannehmlichkeiten bewahren. Mit seiner Bärenstärke schaffte er es, die beiden Männer auf Distanz zu halten.
»Mischen Sie sich nicht ein!« fuhr Bartolo ihn an. Aber er kümmerte sich nicht darum, ließ den Arbeiter los, der sofort das Weite suchte. Nun erst gab er auch Bartolos Arm frei und sagte:
»Kein unbedachtes Handeln! Zahlt sich nicht aus.« Er nahm ihm den Ziemer ab, betrachtete den mächtigen Schlagstock und stellte fest, daß er

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