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1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

Titel: 1994 Jagdzeit in Deutschland (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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denselben Flug besorgt. Doch diese Version hatte sie schnell wieder verworfen, weil er sich ihr unter einer solchen Voraussetzung bestimmt nicht gezeigt hätte. Überdies glaubte sie seinen Augen abgelesen zu haben, daß es auch für ihn ganz unversehens zu dem zweiten Zusammentreffen gekommen war.
    Jetzt, auf dem Hamburger Flughafen, spitzte ihre Lage sich zu. Zum einen war nicht auszuschließen, daß Kopjella, aufgeschreckt durch die merkwürdige Duplizität der Fälle, sie nun tatsächlich verfolgen würde, und das hieße, daß sie keinesfalls direkt nach Hause fahren durfte. Zum anderen aber durfte auch sie ihn nicht aus den Augen verlieren, wollte sie ihren schönen Erfolg nicht aufs Spiel setzen. Zwar war er den Fängen seines Jägers nun ein gehöriges Stück näher gerückt, doch diese Nähe trog, denn natürlich wäre Kämmerer mit einer präzisen andalusischen Adresse mehr gedient als mit dem Wissen, der Gesuchte sei irgendwo in Hamburg.
    Wirklich, nun war guter Rat teuer.
    Vor der Zollschleuse stießen sie noch einmal aufeinander, nickten sich kurz zu. Sie zögerte, wollte ihm den Vortritt überlassen, denn falls er die gleiche Absicht hatte wie sie, würde derjenige, der als erster ein Taxi nahm, der Verfolgte sein.
    Auch er zögerte, setzte seinen Koffer ab, machte sich daran zu schaffen. Sie sah es mit Unbehagen, überlegte verzweifelt, was sie tun könnte, damit der Erfolg der Spanienreise ihr nicht durch die Finger glitt, denn sie wußte genau. Darüber wurde in diesen Minuten entschieden! Und endlich, da war er, der Einfall, den sie so dringend brauchte. Zumindest war er einen Versuch wert. Mit neu gewonnener Energie marschierte sie an dem Zollbeamten, der sie ohne Kontrolle hindurchgewinkt hatte, vorbei in Richtung Ausgang. Erst auf der Straße – sie hatte bereits die Tür eines Taxis geöffnet –, wandte sie verstohlen den Blick und sah, daß Kopjella ihr gefolgt war und das nächste Taxi ansteuerte. Sie warf ihre Reisetasche auf den Rücksitz, stieg ein, gab als Ziel das Hotel ATLANTIC an.
    Die Fahrt begann, und sie stellte fest, daß auch Kopjellas Taxi startete. Das Tageslicht war schon schwächer geworden, aber doch noch hell genug, um im Rückspiegel ausmachen zu können, daß dessen Fahrer ein Hemd in leuchtendem Rot trug.
    »Hören Sie«, sagte sie zu ihrem Chauffeur, »ich habe eine interessante Aufgabe für Sie.«
»Bin ganz Ohr«, kam die Antwort von vorn.
»Wenn mich nicht alles trügt, werden wir von dem Taxi, das hinter uns fährt, verfolgt. Es kann aber auch sein, daß ich mich irre, und dann müßten wir die Sache umdrehen, so daß wir die Verfolger sind. Der Fahrer trägt ein rotes Hemd, das hilft vielleicht. Sehen Sie ihn?«
»Ziel aufgefaßt, Lady.«
»Sobald Sie merken, daß der Kollege Ihnen verlorengeht, müssen Sie das Tempo drosseln und versuchen, ihn wieder in den Spiegel zu kriegen. Am besten wäre es, wenn er Sie überholt. Aber dann gilt das ATLANTIC fürs erste nicht mehr. Die Verfolgung hat absoluten Vorrang. Alles klar?«
»Alles klar, Lady. Und was winkt dem Macher dafür?«
»Eine ganze Menge. Hier ist schon mal ein Drittel davon.«
Sie schob einen Fünfhundertmarkschein auf die Mittelkonsole. Der Fahrer stieß einen leisen Pfiff aus.
»Soweit das erste Drittel von Auftrag und Honorar. Der zweite Akt ist ähnlich, nur läuft der ohne mich ab. Ob er allerdings überhaupt stattfindet, hängt von unserem Hintermann ab, aber ich bin jetzt sicher, daß er uns verfolgt; er klebt ja förmlich an uns. Also bringen Sie mich zum ATLANTIC. Da steig’ ich aus, und Sie werden ihn dann Ihrerseits verfolgen, so gewissenhaft und unauffällig wie möglich.« Sie atmete tief durch.
»Junger Mann, schaffen Sie das?«
»Ich streng’ mich an. Versprochen.«
»Gut. Sie geben mir Ihre Adresse und Ihre Telefonnummer.«
Er holte eine Visitenkarte aus dem Handschuhfach, reichte sie nach hinten. »Das Private finden Sie rechts unten.«
»Danke.« Sie steckte die Karte ein. »Und nun der dritte Akt, der Ihnen noch einmal fünfhundert Mark einbringt. Ich weiß nicht, wie lange Sie den Wagen verfolgen müssen. Vielleicht geht es erst mal nach Bremen oder Buxtehude oder einfach ein paarmal kreuz und quer durch die Stadt. Ich nehme aber an, daß der Fahrgast schließlich irgendwo in Hamburg aussteigt, und diese Adresse, ob Hotel oder Privathaus, werden Sie mir, wenn ich Sie anrufe, durchgeben. Das heißt also, Sie müssen nach beendeter Mission für mich erreichbar sein. Damit verdienen Sie

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