1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)
sich die dritte Quote. Ich werde Ihre Angabe überprüfen, und wenn sie sich als richtig erweist, schicke ich Ihnen morgen per Brief die restlichen tausend Mark. Eine neue Tour können Sie also erst annehmen, nachdem wir miteinander telefoniert haben.«
»Mannomann!«
»Ist ein lohnendes Angebot, nicht wahr?«
»Kann man wohl sagen. Nur, welche Garantie hab’ ich, daß die beiden anderen Quoten mich auch wirklich erreichen? Sie sehen zwar nach Klasse aus, Lady, aber das tun manche, die es nicht sind, genauso.«
»Also, dies mal eben vorweg. Ich bin Klasse. Aber ich sehe ein, das läßt sich so schnell nicht überprüfen. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich erhöhe die Anzahlung auf siebenhundertfünfzig Mark, und den gleichen Betrag erhalten Sie nach Erledigung. Selbst wenn ich Sie hereinlegen würde, hatten Sie dann immer noch ein schönes Stück Geld in wenigen Stunden verdient. Aber Sie können sich fest darauf verlassen, daß Sie den Rest bekommen werden.«
»Einverstanden.«
Sie schob zwei Hunderter und einen Fünfziger auf die Konsole. Er steckte sie, zusammen mit dem Fünfhundertmarkschein, ein und sagte: »Ist wohl ’ne heiße Sache, was! Sitzt in dem anderen Taxi Ihr Mann?«
»Das war er mal.«
»Aber Zeugenaussage vor Gericht und so ist bei mir nicht drin.«
»Mit unserem Telefonat heute abend ist Ihr Auftrag beendet. Ach, eins noch! Eine Zeugenaussage gehört also nicht dazu, wohl aber Zeugnisverweigerung. Wenn nämlich, was nicht ganz auszuschließen ist, der andere Fahrgast mit Ihnen ins Gespräch kommen will, hat es zwischen uns keinerlei geschäftliche Verhandlungen gegeben. Ich hab’ Ihnen höchstens von den Stranden an der Costa del Sol erzählt und von der Wasserqualität des Mittelmeers, sonst nichts.«
»Alles klar.«
Sie hatten die Innenstadt erreicht, und der Verfolger war noch immer hinter ihnen. Sie blickte auf die Alster, nahm aber das abendliche Panorama mit den letzten Segelbooten gar nicht in sich auf, dachte an Paul Kämmerer, und ihr fiel ein, daß sie ihm durch den Funker der Boeing eine Botschaft hätte schicken können. Allerdings, sagte sie sich dann wieder, wäre die Angelegenheit dadurch wahrscheinlich zu offiziell geworden. Also hab’ ich mir wohl doch kein Versäumnis vorzuwerfen. Ich werde ihn vom Hotel aus anrufen … Nein! Wieder hatte sie eine Idee. Ich werde es ganz anders machen!
»Wir sind gleich da«, sagte der Fahrer, »und Freund Rothemdle hängt immer noch an uns dran.«
»Um so besser. Es läuft also, wie besprochen. Ich geh’ ins Hotel, und Sie bleiben auf seiner Fährte. Noch etwas! Wenn er aussteigt, wechselt er vielleicht nur das Taxi. Dann müssen Sie auf jeden Fall hinterher. Sie dürfen erst mit der Verfolgung Schluß machen, wenn er mit seinem Koffer in einem Gebäude verschwunden und mindestens eine Viertelstunde dringeblieben ist.«
»Sie sorgen mächtig für Spannung, muß ich schon sagen. So, wir sind da!«
Sie hielten vor dem Portal. Die Zähluhr zeigte einunddreißig Mark an. Luise Engert zahlte mit zwei Zwanzigmarkscheinen, ließ sich fünf Mark zurückgeben.
Ein Hotelboy nahm ihre Tasche auf, und sie folgte ihm, ohne sich noch einmal umzuwenden, trat an den Empfang, trug sich als Alicia Burmeister ein, Deutsche, wohnhaft in Fuengirola, Spanien, bekam ihren Schlüssel und fuhr in den dritten Stock.
Im Zimmer hielt sie sich nur wenige Minuten auf, grad so lange, wie sie brauchte, um sich umzuziehen. Dann trat sie, in einem eleganten dunkelgrauen Hosenanzug und das Haar unter einer schwarzen Baskenmütze versteckt, auf den Flur, eilte die Treppe hinunter und verließ das Hotel durch einen Nebenausgang.
Sie kam an die Alster, ging dort etwa zweihundert Meter auf der Uferstraße entlang, winkte ein Taxi heran, stieg ein, nannte dem Fahrer als Ziel zwar die Gegend, in der sie wohnte, aber nicht ihre Adresse. Unterwegs blickte sie von Zeit zu Zeit durchs Rückfenster, entdeckte keinen Verfolger. Nach zwanzig Minuten stieg sie aus, sah sich noch einmal gründlich um, entdeckte wiederum nichts Beunruhigendes, machte sich auf den Weg.
Und ein weiteres Mal war Aufmerksamkeit geboten, nämlich in ihrer Straße. Nach der Verfolgung bis zum ATLANTIC war das Haus von Paul Kämmerer ja vielleicht Kopjellas nächstes Ziel, und darum durfte sie sich ihrem Grundstück nur mit aller Vorsicht nähern. Erst als sie sich davon überzeugt hatte, daß weit und breit kein Mensch zu sehen war, trat sie an die Pforte, ging durch den Vorgarten, schloß die Haustür
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