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1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

Titel: 1994 Jagdzeit in Deutschland (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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auf.
Kämmerer stand im Flur, und dann war es so, als gäbe es für sie beide gar keine andere Art der Begrüßung, als sich in die Arme zu fallen.
Gleich darauf, in der Küche, saßen sie sich gegenüber. Sie berichtete, und seine Bewunderung wuchs ins Grenzenlose.
»So, und jetzt hab’ ich Hunger!« sagte sie dann. »Im Flugzeug konnte ich, weil er ja schon gleich nach dem Start vor mir aufgetaucht war, keinen Bissen hinunterkriegen.«
Sie bereiteten sich eine Mahlzeit aus Brot, Schinken, Käse, Eiern, Gurken und Tomaten, aßen beide mit gutem Appetit, und währenddessen erfolgte nun sein Bericht, der nichts Dramatisches enthielt außer dem Umstand, daß Vogt noch immer weder gegessen noch getrunken hatte.
»Das macht mir Sorgen«, fuhr er fort. »Ein Mensch kann durchaus ein paar Tage hungern, aber Flüssigkeit braucht er unbedingt. Darum hab’ ich ihm schon Wasser ohne Gegenleistung angeboten, aber er weigert sich.«
»Wenn sich das nicht ändert, muß er womöglich irgendwann in die Klinik, und dann nützt er uns nichts mehr.«
»Wir gehen noch mal gemeinsam zu ihm, meine ich.«
»Ja, aber vorher ruf ich den Taxifahrer an. Mal sehen, was er zu erzählen hat.«
Das Telefon stand noch in die Küche. Sie holte die Karte aus ihrer Handtasche, wählte. Doch niemand nahm ab.
»Vielleicht wollte Kopjella ja nach Blankenese«, sagte sie und legte den Hörer auf, »oder noch weiter, und mein Fahrer wohnt, wie ich sehe, in Barsbüttel. Das wären dann ganz schöne Strecken. Versorgen wir also erst mal unseren Gefangenen!«
Sie taten es, das heißt, sie wollten es tun, doch Vogt weigerte sich, auch nur einen Schluck anzunehmen. So mißlich das nun auch war, ein bißchen imponierte es ihnen auch, denn der Mann mußte höllischen Durst haben. Aber sie kommentierten seine Haltung nicht, prüften nur noch die Ketten, an denen sich nichts verändert hatte, gingen hinaus, schlossen ab.
Zurück in der Küche, sagte Kämmerer: »Ein eisenharter Bursche! Ich könnte mir vorstellen, daß er drüben ein Mann der Top-Garde war und es noch weit gebracht hätte. Er ist ja noch sehr jung.«
Sie hatte schon wieder das Telefon zu sich herangezogen, wählte nun. Auch diesmal meldete sich niemand.
»Hoffentlich hat er mich nicht ausgetrickst und die siebenhundertfünfzig Mark für nichts und wieder nichts kassiert! Aber eigentlich wirkte er nicht wie ein Betrüger. Ich finde, wir sollten jetzt mal auf den Monitor gucken. Vielleicht taucht Kopjella drüben auf und womöglich mein Assistent dann auch.«
Sie gingen ins Gästezimmer, saßen dort eine halbe Stunde, doch die Kamera fing nichts Besonderes ein.
»Wir müssen noch abrechnen«, meinte Kämmerer, »der Flug, das Geld für den Taxifahrer, die anderen Kosten.«
»Das hat Zeit. Kommen Sie, wir versuchen’s noch mal!«
So gingen sie wieder in die Küche. Sie wählte, endlich mit Erfolg. Sie nickte Kämmerer zu, hatte die Stimme wiedererkannt. Dann lauschte sie lange in den Apparat und sagte schließlich in der ihr eigenen resoluten Art: »Junger Mann, ich lege Ihnen außer den siebenhundertfünfzig Mark zwei Hunderter als Prämie mit ein. Sie haben Ihre Sache großartig gemacht.« Sie verabschiedete sich, doch danach folgte noch: »Gut. Für den Fall, daß ich Sie wieder einmal brauche, habe ich ja Ihre Nummer.«
Sie legte auf. »Das PLAZA«, sagte sie. »Kopjella ist im PLAZA abgestiegen.«
»Jetzt kriegen wir ihn!«
»Und unser Mann hat Blut geleckt, bietet mir seine weiteren Dienste an.«
»Wer weiß«, meinte Kämmerer, »vielleicht können wir ihn noch einmal brauchen.«
»Er hat den Auftrag wirklich gut erledigt. Zuerst ging Kopjella mir nach ins ATLANTIC, sprach mit der Rezeption. Aber unser Fahrer sah, daß sein Taxi noch vor dem Hotel stand. Daraufhin blieb auch er. Kopjella kam dann bald wieder heraus. Falls man ihm, was ich bezweifle, Auskunft gegeben hat, dann nur über eine Alicia Burmeister aus Fuengirola.«
»Und warum hat es anschließend so lange gedauert?«
»Er war im Bordell. Vom ATLANTIC ging es direkt in die Herbertstraße. «
»Ist er etwa mit seinem Koffer da reingegangen?«
»Nein, wieder mußte sein Taxi warten, und unser Mann hat treu und brav ausgeharrt zwischen Puff und Polizei, wie er sich ausdrückte. Die Davidwache ist nämlich gleich nebenan. Danach ging’s zum PLAZA, und da hat er dann statt der vereinbarten Viertelstunde vierzig Minuten gestanden. Er wollte ganz sichergehen.«
»Also muß der Bordellbesuch ’ne Stippvisite gewesen sein.«
»So

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