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1995 - Der Tod auf Terra

Titel: 1995 - Der Tod auf Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihm die Poesie des Todes genügen, seine wachsende Sammlung von Gedichten und Metaphern über das Ende der Welt.
    Wie lange hielt er sich schon an diesem Ort auf, den die .Menschen Museum nannten? Ramihyns Blick streifte die leblosen Hüllen, die ihn an bunte Puppen erinnerten. Ihre Vitalenergie war erloschen, und bald würden die Zellstrukturen zu dem Staub zerfallen, aus dem sie hervorgegangen waren.
    Auch das Universum würde eines Tages nur noch Staub sein - ein verlockender Gedanke, jenes Nichts zwischen Werden und Vergehen bewusst wahrzunehmen. Die anderen Diener der Materie nannten ihn den „Totengräber", weil er den Anzug des Todes trug. Der Name sollte abschätzig klingen; sie wussten gar nicht, wie sehr sie damit den Sinn seiner Existenz offenbarten.
    Indes hatte Ramihyn, mit der Ausnahme, als er Torr Samahos RUF gefolgt war, schon seit langer Zeit keinen Kontakt mehr mit einem der anderen Diener gepflegt. Weil er immer dann gezwungen war, seinen Anzug abzulegen, und das erschien ihm längst wie ein Sakrileg. Wer in seine Nähe kam, musste sterben; der Anzug und er, das war inzwischen eine untrennbare Gemeinschaft: Ob Pan Fiorano, der Anzugmacher, gewusst hatte, welches Meisterstück er schuf? Nie wäre Ramihyn bereit gewesen, mit einem der anderen Diener der Materie zu tauschen. Und hatte Parr nicht davon gesprochen, dass jeder Anzug nicht nur ein niemals reproduzierbares Unikat darstellte, sondern vor allem die Fähigkeiten und Neigungen seines Trägers verstärkte?
    N ach wie vor spürte Ramihyn kein neues Leben in seiner Nähe. Hoch über ihm zogen zwei kleine, scheibenförmige Raumschiffe über den blauen Himmel mit den weißen Wattebäuschen. Ramihyn glaubte zu spüren, dass hochsensible Erfassungsgeräte in die Tiefe gerichtet waren. Es wäre ihm leichtgefallen, beide Diskusschiffe in glühende Schlacke brocken zu verwandeln, aber das war nicht die Art von Vergänglichkeit, nach der er sich sehnte. Lass sie noch rätseln, was geschieht. Ramihyn, der Totengräber, setzte seinen Weg fort.
    Bericht Perry Rhodan. Der Schmerz traf mich ohne Vorwarnung, jenes Ziehen im Schulter- und Nackenbereich, das für gewöhnlich nur bei Transmittersprüngen über viele tausend Lichtjahre hinweg auftritt. Dagegen ist die Entfernung Jupiter - Terra geradezu ein Katzensprung. Völlig unerwartet wurde mir schwarz vor Augen, meine neue Umgebung verschwamm in einem Konglomerat ineinanderfließender Farben und Formen. Ich taumelte, stolperte haltlos vorwärts und stieß gegen ein nachgebendes Hindernis. Du hast es geschafft, Perry, konstatierte ich. Ein wenig zerknittert vielleicht, doch du bist auf der Erde.
    Die Belastung war groß gewesen, über eine wesentlich weitere Distanz hätte der Sprung nicht führen dürfen. Ob WAVE Terra gezielt blockierte oder ob die Erschwerung des Transmitterverkehrs allein schon aus der Anwesenheit der Kosmischen Fabrik resultierte, blieb dahingestellt. Auf jeden Fall bestätigte sich im Nachhinein, dass es wohl mindestens ebenso gefährlich gewesen wäre, die Erde mit einem Beiboot der PAPERMOON anzufliegen.
    Feuchtigkeit in den Augenwinkeln verschleierte meinen Blick. Blinzelnd erkannte ich das vermeintliche Hindernis als Multikom-Tafel, ein antigravgesteuerter, fast mannsgroßer Projektorrahmen, dessen vielseitige Verwendungsmöglichkeiten ihn in den letzten Jahren zum absoluten Verkaufshit gemacht hatten.
    Der Zusammenprall hatte die Wiedergabefunktion aktiviert: Überrascht registrierte ich den Aufbau des Transmitterfeldes, von deutlichen Überladungen geprägt, und Sekunden später zeichneten sich schemenhaft die Umrisse eines menschlichen Körpers ab. Das war wie ein Pulsieren, ein Schwingen zwischen den Dimensionen, bis ich regelrecht ausgespien wurde. „Zwei weitere Aufzeichnungen sind vorhanden", erläuterte die Syntronstimme des Projektorrahmens. Ich befand mich im Wohnbezirk für Hanse-Mitarbeiter, nördlich des Regierungsviertels, nahe der Antares Road. Das Camelot-Rekrutierungsbüro lag in der Nähe, jedoch hatte der dortige Transmitter keine Aufschaltung zugelassen. Die kleine Sende- und Empfangsstation, über die ich nach Terrania City gelangt war, stand üblicherweise nur Diplomaten zur Verfügung. Die luxuriös ausgestattete Halle lag verlassen vor mir. Gebäudeschäden gab es nicht, obwohl der Beschuss von WAVE schon die benachbarten Straßenzüge ausgelöscht haben musste. „Aufzeichnungen wiedergeben", sagte ich. Immerhin war ich hier, um Informationen zu sammeln.

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