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1995 - Der Tod auf Terra

Titel: 1995 - Der Tod auf Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Waren des täglichen Lebens ein. Vergessen sind Heimsyntrons und Lieferservice, viele befürchten Lieferengpässe, denen sie mit Hamsterkäufen begegnen.
    Ursache ist die Kosmische Fabrik WAVE. Die ungeklärten Todesfälle in mehreren großen Städten, die in die Zehntausende gehen, gelten als Auslöser des Runs. Nur in den eigenen vier Wänden fühlt man sich noch sicher, das behaupten zumindest 58 Prozent der repräsentativ ausgewählten Befragten.
    Ein übriges dazu beigetragen hat die Aufforderung des LFT-Kommissars, Ruhe und Besonnenheit zu bewahren und den Diener der Materie, Ramihyn, nicht zu provozieren."
    Der Text war archiviert, nur an den Aufzeichnungen feilte Bechner noch. Schwitzende Gesichter in Großaufnahme, Männer und Frauen die sich um dehydrierte Konserven ebenso drängelten wie um die letzten Flaschen Vurguzz. In Extremsituationen zeigte sich, wie dünn die Tünche der Zivilisation tatsächlich war.
    Aber keineswegs alle jagten nur ihrem leiblichen Wohl nach. Gloom Bechner verließ die Tower Bridge und ließ sich von der Menge mitreißen. Wo einst die Kirche St. Maryat-Hill gestanden hatte, war 1220 NGZ das erste Multi-Konfess-Zentrum errichtet worden, eine Begegnungsstätte vor allem für die terranischstämmigen Religionen, aber genauso ausgerichtet auf die Bedürfnisse vieler Galaktiker.
    Der siebeneckige Platz vor dem nüchtern wirkenden Bauwerk trug die Symbole aller vertretenen Religionen als Platinskulpturen. In Form einer Acht waren sie angeordnet, des Zeichens für Unendlichkeit, einer Figur ohne Anfang oder Ende. Unter dem Kreuz der Christenheit verharrte Gloom Bechner für einen Augenblick und schaute in die Höhe. „Du bist gekommen, Bruder, um für die Erlösung zu beten. Aber nur wenn alle Menschen gemeinsam handeln, werden unsere Gedanken das Böse hinwegfegen. Wir Morphogenetiker sind die wahre Religion, sind eins mit dem Kosmos und der Schöpfung ..." Die ihn angesprochen hatte, bemerkte den Netzhautprojektor und eine der Minikameras. „Dies ist die richtige Zeit, es allen Galaktikern zu verkünden: Jeder von uns ist ein Teil des Kosmos, auch Ramihyn. Wenn wir uns zusammentun, können wir die Macht ausüben, die ..."
    Gloom Bechner ließ die Frau einfach stehen. Wie lange hatte er keine Religionsstätte von innen gesehen? Wenn er es recht bedachte, war ein Tempel der Herreach das letzte Objekt dieser Art gewesen. Vor zweieinhalb Jahren, anlässlich einer Dokumentation. Es war ihm, als betrete er eine andere Welt. Tief atmete er ein, sog die Atmosphäre aus würzigen Düften und dem Aroma brennender Kerzen in sich auf und fühlte dass Stress und Druck von ihm abzufallen begannen. Die Zeit schien hier stehengeblieben zu sein. Kindheitserinnerungen stiegen in ihm auf. Er war gerade neun Jahre alt gewesen, als die Nachricht kam, der Forschungsraumer, auf dem sein Vater Dienst getan hatte, sei in einer fremden Galaxis verschollen. Seine Mutter hatte damals nahezu wöchentlich eine Kirche aufgesucht und gebetet, doch irgendwann war dieses Ritual wieder eingeschlafen, und Jahre später hatte sie einen neuen befristeten Ehekontrakt geschlossen. Das Schicksal seines Vaters war bis heute ungeklärt.
    Der Energievorhang des Eingangsbereichs schloss sich hinter ihm. Nach der lärmenden Hektik des Hauptverkehrsbereichs war die Stille eine Wohltat. Gloom Bechner spürte die alte Faszination wieder. In Großaufnahme hielten seine Kameras die entspannten Gesichter der Betenden fest.
    Räucherstäbchen brannten vor dem großen goldenen Buddha. Daneben das Holzkreuz mit der stilisierten Figur des gekreuzigten Christus. Anhänger des Islam knieten und verneigten sich gen Mekka. Nur NATHAN wusste, ob ihr Heiligtum, die Kaaba, noch das Original war oder längst eine Rekonstruktion - aber das Mondgehirn schwieg dazu.
    Unvermittelt hielt Gloom Bechner inne. Da war etwas - er vermochte nicht zu sagen, was, doch das Gefühl nahen Unheils zog seinen Brustkorb zusammen. Ein klägliches Ächzen drang über seine Lippen. Einige Meter weiter, vor der nachgebauten Klagemauer, brach ein Kind zusammen. Und die bei den Blues, die unter dem Hologramm zweier Maahtran-Priester verharrten, fielen in konvulsivische Zuckungen. Etwas Unheimliches sprang ihn an. Wie durch ein Meer von Watte hindurch hörte Gloom Schreie, sah Menschen zeitlupenhaft langsam zusammenbrechen und begann selbst zu taumeln. Stechende, glühende Schmerzen tobten in seinem Brustkorb. Sein Herz raste, in den Schläfen dröhnte das Blut. Jeder

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