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1995 - Der Tod auf Terra

Titel: 1995 - Der Tod auf Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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so rätselhaft sein konnten wie die Terraner. Sie kannten den einzig wahren Weg, ihre Toten zu ehren, sie in den Kreislauf des Kosmos einzufügen.
    Bald würde ein unüberschaubares Heer dieser Kapseln die planetare Atmosphäre verlassen und in einem Feuerwerk explodieren ... Er, Ramihyn, wollte den Menschen helfen, ihre Bestimmung zu finden. Zum zweitenmal würde er über ihre Welt wandeln und ihre verlöschenden Existenzen genießen. Sein erster Schritt führte ihn zu jenem Inselpaar, von wo aus die Kapsel gestartet war.
    Übelkeit wühlte in seinen Eingeweiden und stieg quälend in ihm auf, dann brach es gallebitter aus ihm hervor. Immer noch mehr tot als lebendig, versuchte er sich herumzuwälzen, doch der Boden unter seinen tastenden Händen, überhaupt alles ringsum, bäumte sich in wilden, ruckartigen Bewegungen auf, denen er nichts entgegenzusetzen hatte. Irgendwie schaffte er .es dennoch, sich auf den Rücken zu wälzen und die verklebten Augenlider zu öffnen.
    Aus dem diffusen Wogen über ihm begannen sich Konturen herauszuschälen: grob zugehauene Balken, davor ein Gesicht, ausgemergelt und starr.
    Die Augen in diesem Gesicht schienen ihn zu durchdringen, und Gloom Bechner war es, als ließen sie neue Kraft in ihm wachsen. „Mein Gott ..."
    Auf den Ellenbogen stemmte er sich hoch und blickte in die Runde. Überall waren Menschen und andere Galaktiker zusammengebrochen. Einige kamen wimmernd auf die Beine und torkelten in Richtung Ausgang, andere schlugen nur um sich, als müssten sie sich unsichtbarer Gegner erwehren.
    Die Kameras! schoss es Bechner durch den Sinn. Sie schwebten draußen, im Nieselregen des Spätnachmittags. Vereinzelte Sonnenstrahlen huschten über das Themseufer und schufen eine seltsam irreale Atmosphäre. Gloom Bechner benötigte etliche Sekunden, bis er wirklich verstand, was die unbestechlichen Optiken übermittelten. Schon im Vorhof des Multi-Konfess-Zentrums lagen die ersten Toten. Sie waren tot, das wusste er in dem Moment, in dem er die Ungeheuerlichkeit der Bilder zu akzeptieren begann. Überall waren die Menschen zusammengebrochen; ein apokalyptisches, surreales Bild. Viele erweckten den Eindruck, als schliefen sie nur, andere hatten sich noch gegen das Schicksal aufzubäumen versucht, hatten die Arme zum Himmel gereckt oder die Münder zum Schrei aufgerissen.
    Verstreut lagen Nahrungsmittel, zerbrochene Flaschen, in der Nässe langsam aufquellende dehydrierte Konserven. Hier und da hingen vollbepackte Antigravtragen noch in der Luft. Innerlich bebend und aufgewühlter, je mehr von diesem Grauen er sah, jagte Gloom Bechner die Kameras den Boulevard entlang.
    Das Bild war nirgendwo anders. Kilometerweit nur Leichen. Endlich kamen Medogleiter und Einsatztruppen der städtischen Sicherheitsbehörden. Mit halbtransparenten Energieschirmen riegelten sie den Straßenzug ab, während den Medorobotern nichts anderes zu tun blieb, als die Toten zuzudecken. Unvermittelt blickte Gloom Bechner zu dem Gekreuzigten über sich auf. „Danke", murmelte er halblaut. „Ich weiß zwar nicht, wieso, aber mir ist klar, dass wir alle nur durch ein Wunder überlebt haben können."
    Früher hätte es ihn nicht im Mindesten berührt, doch an diesem Tag empfand er es als pietätlos, aus dem Inneren des Multi-Konfess-Zentrums auf Sendung zu gehen, und mochten die Aufnahmen noch so 'brisant sein. Was bedeuteten schon Zuschauerzahlen und Werbeeinnahmen angesichts der sich abzeichnenden Katastrophe? Gloom Bechner hatte sich längst eingestanden, dass die Dscherro-Invasion der Auslöser für sein Umdenken gewesen war.
    In was, um alles in der Welt, war Terra nun hineingezogen worden? Die Stille vor dem Gebäude war geradezu unheimlich. Nicht einmal ein Vogel sang. Der Regen wurde dichter. „Der Himmel über Neu-London weint dicke Tränen", begann er seinen aktuellen Bericht. „Hier meldet sich Gloom Bechner von TNR zu einer Sondersendung. Vor wenigen Minuten wandelte der Tod durch die hiesigen Hallen ..."
    Seine Stimme kippte und brach ab. Gleichberechtigt nebeneinander sendete er die Aufzeichnungen zweier Kameras, ohne sie vorher gesichtet zu haben. Was er in einer Sequenz zum erstenmal zu sehen bekam und mit ihm wohl mehrere hundert Millionen Zuschauer vor ihren Trividwänden, war der leibhaftige Grund, in Panik zu verfallen.
    Bericht Perry Rhodan.
    Ich kannte Karakoto aus früheren Jahrzehnten. Meist hatte ich den Stadtteil zwar nur überflogen, auf dem Weg von Imperium-Alpha oder aus dem HQ-Hanse zu

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