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1995 - Der Tod auf Terra

Titel: 1995 - Der Tod auf Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ernst Ellerts Mausoleum, aber hier waren wenig Veränderungen zu sehen. Karakoto machte einen gediegenen Eindruck, die Zeit schien in diesem Bereich weitgehend stehengeblieben zu sein, und nur die Pflanzen in den schmalen Parks und den Hängegärten der Wohnsiedlungen wucherten unaufhörlich. Niemand störte sich daran, dass Karakoto, obwohl ursprünglich nicht so geplant, längst zu einer der grünen Lungen von Terrania City geworden war.
    Eigentlich nur drei oder vier Kahlschläge .beeinträchtigten den Eindruck von Harmonie und Natürlichkeit. Die Dscherro hatten einige Hochhäuser zusammengeschossen. Zwei davon waren abgerissen worden und glänzten mittlerweile als architektonisch gelungene Neubauten, die sich mustergültig in ihre Umgebung einfügten, ein halb zerstörter Straßenzug wurde noch zur Begegnungsstätte ausgebaut. Hundert Meter hoch ragte eine verschlungene, neomoderne Skulptur auf zum Gedenken der Opfer und als Ansporn einer umfassenden Völkerverständigung.
    Ich hatte das Leben in Karakoto anders in Erinnerung, quirliger, wenngleich nicht wirklich großstadtmäßig. Die unsichtbare Bedrohung durch die Kosmische Fabrik dämpfte die Geschäftigkeit. Es gab keine endlosen Schlangen von Prallfeldgleitern, die sich auf Dutzenden Fahrbahnen neben- und übereinander dahinquälten, kein buntes Gewimmel von Antigravgleitern, die Hausdächer und -abätze als Ladeplätze auserkoren. Zwei Space-Jets brachen aus den tief hängenden schweren Wolkenbänken hervor und glitten nach Süden, eine Frachtkorvette folgte ihnen mit viel zu hoher Geschwindigkeit. Zweifellos war ihr Ziel der Flottenraumhafen, und das erinnerte mich daran, dass ich noch nicht ein Raumschiff hatte starten oder landen sehen. Dabei hatte gerade auf den Raumhäfen von Terrania ein unaufhörliches Kommen und Gehen geherrscht, anders ließ sich eine solche Stadt auch nicht als funktionsfähiges Gebilde erhalten.
    Wie lange würde Terrania die Blockade ertragen? Zwei Wochen, drei vielleicht, aber dann mussten unweigerlich die ersten Engpässe auftreten. Mein blauer Raumanzug erregte Aufmerksamkeit. Obwohl Passanten mich interessiert musterten, schien mich niemand zu erkennen. Eine offene Antigravrampe hob mich in die nächsthöhere Etage. Ungewollt tangierte ich die Induktionsschleife eines virtuellen Erlebnisgeschäfts. Ich wurde erst aufmerksam, als ein Hologramm mich jäh der Umgebung entriss und eine Sphärenstimme die himmlischsten Genüsse versprach.
    Sonnenwindsegeln zwischen den Asteroiden - ungefährlich, da rein virtuell, doch mit dem Kick der regelmäßig stattfindenden echten Großsportveranstaltung. „Genieße es, für einen Bruchteil der Kosten dabeizusein ..."
    „Kein Interesse!" wehrte ich unwillig ab. Das Hologramm gab mich augenblicklich frei, es zerplatzte in einem Regen von Seifenblasen, die nach neuen potentiellen Kunden Ausschau hielten wie ein Schwarm gieriger Energiewesen.
    Zu meiner Uberrasch1.W.g sah Ich viele, vor allem jüngere Personen um die Fünfzig, das Geschäft betreten. Versuchten sie angesichts der Bedrohung aus dem Orbit der Realität wenigstens vorübergehend zu entfliehen oder wollten sie das Leben einfach noch' einmal so genießen, wie sie es für begehrenswert hielten, ehe alles zu Ende ging?
    Ich war im Begriff, mich in Details zu verbeißen während mir die Zeit davonzulaufen drohte. Warum um alles in der Welt war ich nicht ehrlich zu mir selbst? Vielleicht zum erstenmal seit meiner Mondlandung im Jahr 1971 wusste ich nicht, was mich antrieb. Ich, der Sofortumschalter, war innerlich blockiert. Nicht, dass ich vor WAVE kapituliert hätte, ganz sicher nicht. Aber was konnte ich allein schon ausrichten?
    Laufe ich vor mir selbst davon? Ramihyn will mich, davon bin ich überzeugt. Nur, wird er sich wirklich mit der Kosmischen Fabrik zurückziehen, sobald ich mich ihm stelle? Wenn ich darauf eine Antwort wüsste... Eines ist sicher: Die Erde darf nicht ohne kompetente Führung sein. Deshalb habe ich Cistolo auf der PAPERMOON zurückgehalten. Er wird verstehen, welche Verantwortung ich ihm damit aufgebürdet habe. Ich liebe meine Menschheit. Und ich bin bereit, das größte Opfer zu bringen, das ein Unsterblicher bringen kann.
    Reginald Bull würde jetzt sagen: „Vergewissere dich vorher, dass dein Bauernopfer nicht doch ein Schachmatt bedeutet." Das tue ich, Bully, mein impulsiver, dicker Freund. Ich weiß, du hast das „Dicker" immer geflissentlich überhört, dein Gewicht setzt sich nicht aus Speck

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