1996 - Wenn Tazolen meutern
noch als Chimäre aufgetreten, und sie wollte herausfinden, ob das nicht doch irgendwelche Veränderungen bei ihm hervorgerufen hatte. Am Morgen des 26. April war man bislang keinen Schritt weitergekommen. Tuyula Azyk lag auf einer Liege und schlief selig; Darla Markus war über ihren Kontrollen eingeschlummert. Vincent Garron war hellwach und munter und verfolgte die Diskussionen bis zum Schluss.
Schließlich verlangte Atlan Gehör von dem Bewusstseinsfragment der Superintelligenz Nisaaru: „Kannst du uns hören?"
„Ich habe alles mitverfolgt „, sprach Sirku durch sein Sprachrohr Vincent Garron. „Lasst uns handeln. Und dies habe ich euch mitzuteilen: Die SHE'HUAN soll zusammen mit den sechzig Yagan-Robero-Modulschiffen am Sonnentresor in Position gehen."
„Hoffentlich bedenkst du dabei, dass am Sonnentresor keinerlei Hyperfunk möglich ist", warf Atlan ein. „Das ist kein Problem. Ich kann die Koordination des Geschehens auf mentalem Wege und gleichzeitig über mein Medium regeln", antwortete die fremd hallende Stimme durch den Avatara-Körper. „Deshalb ist es notwendig, dass Vincent Garron an dieser Aktion teilnimmt. Er soll auf einem Raumschiff seiner Wahl mitreisen."
„In Ordnung", stimmte der Arkonide zu. „Vincent, bist du damit einverstanden?"
„Ja, natürlich", antwortete der Supermutant mit seiner gewohnten Stimme. Es schien ihm keinesfalls merkwürdig vorzukommen, seinen Körper mit jemand anderem teilen zu müssen. Er wirkte ruhig und ausgeglichen. „Es ist wirklich sehr wichtig", fügte er überflüssigerweise hinzu.
Icho Tolot, der dieser Unterhaltung gelauscht hatte, machte folgenden Vorschlag: „Ich werde nicht mehr zur SHE'HUAN zurückkehren,. sondern selbst die Steuerung eines unserer Modul-Kugelraumer übernehmen, und zwar der TAUCOON." Er lachte dröhnend. „In solchen Momenten möchte ich gern mitten im Geschehen sein und nicht alles passiv aus der Warte dieses Riesenraumers beobachten. Ich biete Ihnen an, Vincent Garron, mit mir zu reisen."
„Wenn das so ist, lade ich mich selbst ebenfalls an Bord ein", entschied Atlan. „Ich werde mir das ebensowenig entgehen lassen - schließlich muss ich wissen, worauf wir uns einlassen."
„Dieser Ansicht bin ich ebenso", meldete sich Myles Kantor zu ,Wort. „Als Wissenschaftler darf ich dem nicht fernbleiben."
„Also braucht ihr jemanden, der auf euch aufpasst", meinte Ronald Tekener, der bis dahin sehr wenig gesprochen hatte. „Ich bin logischerweise mit dabei."
Er blickte auffordernd zu Dao-Lin-H'ay. Die Kartanin nestelte nervös an ihrer Kombination. Es gefiel ihr nicht, dass auf einmal alle Unsterblichen auf diese ungewisse Reise gehen sollten. Einerseits war sie natürlich ebenso neugierig wie die anderen. Aber war es klug, dass sie alle dabei waren? Die Vergangenheit hatte zu oft gezeigt, dass so etwas leicht schief gehen konnte. Es erschien ihr besser, jemanden als Reserve zurückzulassen. Sie hielt sich selbst für am leichtesten entbehrlich bei der Expedition. „Die Chearther brauchen einen von uns als Ansprechpartner" ,murmelte sie. „Ich werde nicht mitfliegen."
Die Vorbereitungen wurden in aller Eile getroffen. Die Zeit brannte ohnehin unter den Fingernägeln - Gan Grango Ranka war für den 29. April um 24 Uhr angesetzt, und inzwischen schrieb man den 26. April um 10 Uhr. Es blieben also nicht mehr als ein paar Stunden. Niemand konnte wissen, wie viele Hindernisse bei diesem Vorhaben in den Weg geworfen werden konnten. Das war auch ein Grund, der die Kartanin an der Teilnahme hinderte.
Sie war plötzlich aufgestanden und hatte den Konferenzraum verlassen. Ronald Tekener war i4r gefolgt und hatte sie in ihren beiden persönlichen Räumen der MERLIN gestellt. „Was ist los?" wollte er wissen. „Nichts", antwortete sie. „Du tust, was du tun musst. Aber ich werde nicht mitgehen."
Dem Smiler lag eine heftige Entgegnung auf der Zunge. Aber er wusste genau, dass er bei seiner Lebenspartnerin andere Maßstäbe als bei allen anderen setzen musste. Er ging auf .sie zu und legte seine Arme um sie. Sie war fast so groß wie er, aber viel schmaler. „Wenn du dir Sorgen machst, werde ich bleiben", sagte er sanft. Sie richtete ihre Katzenaugen auf ihn. Die geschlitzten Pupillen waren weit geöffnet.
„Vergiss es, Tek", widersprach sie. „Ich weiß doch wie sehr du darauf brennst. Es ist nun einmal deine Art. Ich möchte nicht, dass du bei mir bleibst.
Ich möchte aber auch nicht, dass du von mir verlangst,
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