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1996 - Wenn Tazolen meutern

Titel: 1996 - Wenn Tazolen meutern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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auf Lynkor gewesen? Und er hatte zu den Tazolen gesprochen? „Ihr habt ihm zugehört?" fragte er langsam. „Aber ja. Wir waren verwirrt genug", antwortete Rochkothem. „Unser Feind, wie man ihn wohl bezeichnen muss, ist sehr effektiv vorgegangen. Diese Fremden aus der Milchstraße haben an uns eine neue Waffe ausprobiert: Sie nennt sich Netz-Neutralisator.
    Wie der Name schon aussagt, macht sie unsere APRE-Netze unwirksam. Wir waren der gharrischen Psi-Reflexion ausgesetzt."
    „Und fortan unfähig zu kämpfen?"
    „Ja, der Sinn ging verloren. Die Gharrer brachten uns zum Nachdenken. Wenn man so sagen will: Sie öffneten unseren vernagelten Verstand. Natürlich fanden wir es nicht in Ordnung, dass sie das Zentrum zerstörten. Doch es gab so viel nachzudenken und wir hätten den Kampf verloren, das war uns sofort bewusst." Corr starrte düster in die Ferne. „Wir haben den Krieg verloren", sagte er leise und gab damit zum ersten Mal seine wahren Gedanken preis. „Ja", stimmte Rochkothem zu. „Gegen diesen Netz-Neutralisator haben wir nicht die geringste Chance. Aber warum sollen wir auch weiterkämpfen? Überleg doch mal, Corr! Wir wollten Gaintanu befreien und die Unsterblichkeit erlangen. Dieses Ziel ist in weitere Ferne denn je gerückt. Gaintanu ist nicht hier. Vil an Desch hat es uns gesagt."
    „Was für ein Gefühl hattest du, als du ihn sahst?" Diese Frage brannte Carr schon bei der ersten Erwähnung auf der Zunge, aber er musste weiterhin seine Würde wahren und sich deshalb Zeit damit lassen. „Ich konnte riechen, dass er aus Angst vor uns schlotterte", berichtete der Tazole. „Aber ich konnte ebenso riechen, dass er die Wahrheit sagte. Und die Wahrheit ist genau das, was man eigentlich nie hören will. Doch wir mussten sie uns anhören, weil wir den Schutz der Netze nicht mehr hatten.
    Und wir glaubten ihm. Vil an Desch ist der wahre oberste Scoctore, wie Nan er Ovan ihn bestimmt hat. Ich bereue, so verblendet gewesen zu sein, einem, Größenwahnsinnigen wie Dro ga Dremm zu folgen."
    Das wurde Corr langsam zuviel. War es nun die Wahrheit, die er hörte, oder hatte er es mit einem „Umerzogenen" zu tun? Wie sollte er das feststellen? Sein Problem war, dass der Zweifel schon so lange an ihm nagte. Er glaubte selbst nicht mehr daran, dass Gaintanu im Sonnentresor gefangen war. Dass diese ganze Reise und der folgende Krieg ein schrecklicher Irrtum gewesen war. Und vielleicht wusste das auch Dro ga Dremm. Vielleicht konzentrierte er sich deshalb so sehr auf die Eroberung, um nicht das Gesicht und die eigene Achtung zu verlieren. Wie Rochkothem sagte: Wer sah schon gern der Wahrheit ins Gesicht?
    Andererseits konnte das auch ein raffinierter Trick des Feindes sein, um die Algioten endlich loszuwerden. „Wirst du uns nun als Verräter einstufen?" fragte Rochkothem vorsichtig an. „Niemandem außer dir hätte ich all dies sagen können. Ich habe mich in deine Hand begeben, Corr re Venth. Richte nun über mich und die anderen! Wir sind alle einer Ansicht." Der Scoctore blieb stehen. „Einer ,Ansicht? Und die wäre?" schoss er scharf die Frage ab.
    Der Tazole war unruhig. Seine Haut nässelte stark. Carr hatte genug Zeit, um seinen Geruch aufzunehmen. Es konnte kein Zweifel bestehen, Rochkothem war überzeugt von dem, was er sagte. „Wir sind der Ansicht, dass wir nach Hause fliegen sollten", sagte Rochkothem. „Die neue Waffe ist effektiv. Wir waren absolut unfähig zur Gegenwehr. Und unser großes Ziel, Gaintanu zu finden, können wir ebensowenig erreichen. Sie haben uns die Daten gegeben, und Vil an Desch hat sie bestätigt. Wenn du meinst, dass er umgedreht ist, dann sind wir es auch, und du musst uns hinrichten lassen. Aber du hast mich gefragt, und das ist unsere Meinung. Wir können diesen Krieg nicht gewinnen, vor allem deshalb nicht, weil er völlig sinnlos ist. Warum sollen wir uns aufreiben?"
    „Ich habe alles gehört", sagte Corr emotionslos. „Kehre jetzt zu den anderen zurück! Ich will nachdenken, was wir nun mit euch tun werden."
    Corr re Venth hob den Kopf und sog die feuchtaromatische Luft tief ein. Es war Nachmittag, und die schrägen Strahlen der Sonne schickten ein rötliches Licht über die Ebene, in der er stand, und färbten das Buschgras orange. Am Himmel wurde bereits das ferne, 340 Jahre alte Leuchten des Sonnentresors sichtbar. Dieses Licht war noch unschuldig. Es wusste nichts vom Untergang des Pulsars Wlaschos, der zu einem Schwarzen Loch geworden war, und von den

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