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1Q84: Buch 1&2

Titel: 1Q84: Buch 1&2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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verkehrten, erklärte sich auch dessen Formulierung »mehrdeutig«. Auch dass Tsubasas Blick so leer und ohne Tiefe war, dass sie kaum den Mund aufmachte, ergab nun einen Sinn. Warum und wie die Daughter Tsubasa aus der Sekte geflüchtet war, entzog sich Aomames Vorstellung. Wie dem auch sei, vermutlich war sie in ihre Puppe aus Luft gesteckt und von der Mother zurückgeholt worden. Die blutige Ermordung der Hündin war eine Warnung der Little People gewesen. Ebenso wie die Erkrankung Torus.
    Die Daughters waren begierig, ein Kind vom Leader zu empfangen, hatten aber in Wirklichkeit überhaupt keine Periode. Dennoch bemühten sie sich ihm zufolge heftig um eine Empfängnis. Warum nur?
    Aomame schüttelte den Kopf. Es gab so vieles , das sie noch nicht verstand.
    Am liebsten hätte Aomame diese Dinge sofort mit der alten Dame besprochen. Ihr erzählt, dass der Mann vielleicht nur die Schatten der Mädchen vergewaltigt hatte und es womöglich gar nicht nötig gewesen wäre, ihn zu töten.
    Natürlich würde die alte Dame ihr nicht so leicht Glauben schenken. Aomame kannte sie. Sie – nein, überhaupt jeder, der bei Verstand war – würde abwinken, wenn man ihm Puppen aus Luft, Daughters, Mothers und Little People als Tatsachen präsentierte. Für jemanden mit gesundem Menschenverstand wären das erfundene Geschichten aus einem Roman. Ebenso unglaubwürdig wie die böse Herzkönigin und das Kaninchen mit der Uhr in Alice im Wunderland .
    Aber Aomame sah die beiden Monde, den neuen und den alten, wirklich am Himmel. Lebte wirklich in ihrem Schein. Spürte die veränderte Anziehungskraft auf ihrer Haut. Mit eigenen Händen hatte sie diesen Menschen, den sie »Leader« nannten, in dem dunklen Hotelzimmer getötet. Und noch immer haftete ihnen das unheilvolle Gefühl an, das sie empfunden hatte, als sie ihm die spitze Nadel ins Fleisch trieb. Allein der Gedanke rief immer wieder heftige Gänsehaut bei ihr hervor. Außerdem hatte sie kurz zuvor mit eigenen Augen gesehen, wie der Mann die schwere Tischuhr mindestens fünf Zentimeter über der Truhe schweben ließ. Das war keine Halluzination gewesen und auch kein Trick. Es waren nackte, kalte Tatsachen, die sie akzeptieren musste.
    Faktisch beherrschten die Little People durch ihre Machenschaften die Gemeinschaft der Vorreiter. Aomame begriff nicht, was sie letztendlich dadurch anstrebten. Vielleicht die Überwindung von Gut und Böse? Die Heldin in Die Puppe aus Luft hatte sie aber doch unmittelbar als etwas Unrichtiges erkannt und von sich aus einen Gegenangriff gestartet. Sie ließ ihre Daughter zurück und floh aus der Gemeinschaft, um, mit den Worten des Leaders, einen Impuls gegen die Little People auszulösen und so das Gleichgewicht der Welt zu erhalten. Sie wollte die Passage der Little People zurückverfolgen und an ihren Ursprung vordringen. Der Roman sollte ihr als Transportmittel dienen. Tengo wurde ihr Verbündeter und half ihr dabei, es in Gang zu setzen. Vermutlich hatte er damals die Bedeutung dessen, was er tat, selbst nicht begriffen. Wahrscheinlich begriff er sie nicht einmal jetzt.
    Wie dem auch sei, die Geschichte von der Puppe aus Luft war der große Schlüssel.
    Mit dieser Geschichte hatte alles angefangen .
    Doch wo um alles in der Welt passe ich, Aomame, in die Geschichte hinein? In dem Moment, als ich bei dem Stau die Nottreppe von der Stadtautobahn hinuntergestiegen bin und dabei die Sinfonietta von Janáček gehört habe, wurde ich in die Welt, in der zwei Monde, ein großer und ein kleiner, am Himmel stehen, wurde ich in dieses rätselhafte Jahr 1Q84 hineingesogen. Aber was bedeutet das?
    Aomame schloss die Augen und dachte scharf nach.
    Vielleicht war sie durch den »Anti-Little-People-Impuls« in den Durchgang gesogen worden, den Fukaeri und Tengo geschaffen hatten. Und war so auf diese Seite transportiert worden. Anders konnte sie es sich nicht vorstellen. Und ihre Rolle in dieser Geschichte war keineswegs klein. Nein, man konnte sogar sagen, dass auch sie eine Schlüsselfigur war.
    Aomame blickte um sich. Das heißt, dachte sie, ich befinde mich jetzt mitten in der Geschichte, die Tengo in Gang gesetzt hat. In gewissem Sinn bin ich in ihm , sozusagen in seinem Tempel. Das spürte sie.
    Vor längerer Zeit hatte sie einmal einen Science-Fiction-Film im Fernsehen gesehen. Den Titel hatte sie vergessen. Jedenfalls wurde darin eine komplizierte chirurgische Operation vorgenommen, durch die auf mikroskopische Größe verkleinerte Wissenschaftler

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