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1Q84: Buch 3

1Q84: Buch 3

Titel: 1Q84: Buch 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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wirkendes Maklerbüro ins Auge. Ein alter Mann mit gelblicher Gesichtsfarbe hütete es. »Ach ja, das«, sagte er, als Ushikawa ihn nach dem Holzhaus fragte, und erzählte ihm von sich aus eine ganze Menge. Der Alte, der das Aussehen einer ausgedörrten, zweitklassigen Mumie hatte, kannte das Viertel wie seine Westentasche und schien begierig, seine Kenntnisse mitzuteilen.
    »Das Haus gehört Frau Okata. Ja, früher einmal war es ein Mietshaus. Warum Herr Okata es besaß, weiß ich nicht. Eigentlich hatte er es nicht nötig, Wohnungen zu vermieten. Anscheinend wurde es sowieso meist als Unterkunft für die Dienerschaft genutzt. Was jetzt damit ist, weiß ich nicht. Ach ja, doch, jetzt ist es wohl so eine Art Stift für misshandelte Frauen«, sagte der Alte und lachte keckernd wie ein Specht.
    »Ach? Ein Frauenhaus?«, sagte Ushikawa und bot ihm eine Seven Stars an. Der Alte nahm die Zigarette, steckte sie sich mit Ushikawas Feuerzeug an und rauchte genüsslich. So genussvoll möchte die Seven Stars wahrscheinlich selbst geraucht werden, dachte Ushikawa.
    »Ja, sie verstecken dort Frauen, die Dresche von ihren Männern bezogen haben und mit geschwollener Nase abgehauen sind. Natürlich verlangen sie keine Miete.«
    »Aha, ein Dienst an der Gesellschaft«, sagte Ushikawa.
    »Ja, so ungefähr. Sie hatte das Haus quasi übrig, deshalb dient es jetzt dazu, Menschen in Not zu helfen. Und weil sie unermesslich reich ist, kann sie tun und lassen, was sie will, ohne sich um Gewinn und Verlust zu kümmern. Im Gegensatz zu uns, dem gemeinen Volk.«
    »Aber warum hat Frau Okata ausgerechnet ein Frauenhaus gestiftet? Gab es dafür einen besonderen Anlass?«
    »Sie ist eben sehr reich, und vielleicht ist es so was wie ein Zeitvertreib.«
    »Aber es ist doch eine gute Sache, wenn jemand zum Zeitvertreib von sich aus etwas für Hilfsbedürftige tut«, sagte Ushikawa und lächelte. »Nicht alle, die Geld haben, tun das.«
    »Ja, klar, ganz bestimmt ist das gut. Ich habe meine Frau früher auch immer vermöbelt«, sagte der Alte. Er lachte und riss dabei den Mund mit den fehlenden Zähnen weit auf. Als sei es eine der größten Vergnügungen des Lebens, die eigene Frau zu schlagen.
    »Und wie viele Frauen leben jetzt dort?«, fragte Ushikawa.
    »Obwohl ich jeden Morgen auf meinem Spaziergang dort vorbeikomme, habe ich noch nie jemanden gesehen. Aber es scheinen immer mehrere Personen dort zu wohnen. Männer, die ihre Weiber verdreschen, gibt es ja im Überfluss.«
    »Ja, es gibt mehr Menschen, die nichts Gutes tun, als solche, die Gutes tun.«
    Der Alte riss wieder den Mund auf und lachte. »Sie sagen es. Auf dieser Welt gibt es weitaus mehr Übeltäter als Wohltäter.«
    Anscheinend hatte der Alte aus irgendeinem Grund Gefallen an Ushikawa gefunden. Ushikawa fühlte sich entspannt.
    »Wie ist diese Frau Okata denn eigentlich so?«, erkundigte er sich leutselig.
    »Ach, ich kenne sie gar nicht«, sagte der Alte und zog grimmig die Augenbrauen zusammen wie der Geist eines alten, abgestorbenen Baums. »Sie lebt sehr zurückgezogen. Wir haben das Büro hier schon ewig, und trotzdem habe ich sie nur ein paarmal von weitem gesehen. Wenn sie ausgeht, lässt sie sich chauffieren. Die Einkäufe macht ihre Haushälterin. Eine Art Sekretär hat sie auch, der erledigt wohl das meiste für sie. Diese stinkreichen, vornehmen Pinkel geben sich nicht mit uns gemeinem Volk ab.« Er zog eine Grimasse und zwinkerte Ushikawa aus seinem runzligen Gesicht zu.
    Dem »gemeinen Volk« fiel in dem Gespräch offenbar eine besondere Rolle zu. Aus irgendeinem Grund schien der Alte sie beide dieser Gesellschaftsgruppe zuzuordnen.
    »Wann hat Frau Okata denn dieses Haus für Opfer häuslicher Gewalt gegründet?«, fragte Ushikawa.
    »So genau weiß ich das auch nicht. Ich habe nur von Nachbarn davon gehört. Wann war das nur? Dieses plötzliche Kommen und Gehen in dem Haus hat vor ungefähr vier Jahren angefangen. Vier, fünf Jahre, so um den Dreh.« Der Alte nahm seinen Becher und trank von seinem erkalteten Tee. »Damals wurde das Tor erneuert und das Haus plötzlich streng bewacht. Wie eine richtige Festung, wissen Sie. Da kommt keiner so leicht rein, und die da drin haben ihre Ruhe.«
    Dann sah der Alte Ushikawa forschend an, als sei er plötzlich in die Realität zurückgekehrt. »Und Sie, Sie suchen eine geeignete Mietwohnung?«
    »Ja, genau.«
    »Da müssen Sie sich woanders umsehen. Sie sind hier in einer Villengegend. Es gibt ein paar Mietobjekte, aber

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