2 Die Rinucci Brüder: Mein zärtlicher Verrführer
gut geht.“
„Das tut es. Wir müssen uns heute Morgen um die Autos kümmern. Wo lassen Sie Ihren Wagen reparieren?“
„In einer Werkstatt nicht weit von hier. Haben Sie wirklich vor, alles aus eigener Tasche zu bezahlen?“
„Natürlich“, antwortete er mit Nachdruck. „Wollen Sie eigentlich die Karten zum Valentinstag nicht lesen?“, wechselte er unvermittelt das Thema.
„Doch, das könnte ich jetzt machen“, erwiderte sie betont uninteressiert und öffnete eine der Karten.
Die Zeit mit Dir werde ich nie vergessen, las sie lächelnd, und ihre Miene wurde sanft und v erträumt. Dann las sie die beiden anderen Karten. Doch keiner der Absender hatte mit Namen unterschrieben. „Entschuldigung, was haben Sie gesagt?“ Es hörte sich so an, als erwachte sie aus einem Traum. „Offenbar kennen Sie die Leute, die Ihnen die Grüße geschickt haben.“
„Ja“, gab sie zu. „Sie bedeuten mir sehr viel.“
„Ist es nicht ziemlich kompliziert?“
„Wieso?“
„Na ja, wissen diese … Leute voneinander?“
„Selbstverständlich. Wofür halten Sie mich?“ Damit war die Sache für sie erledigt. Doch als sie aufstand, um in die Küche zu gehen, berührte sie die roten Rosen liebevoll, schloss sekundenlang die Augen und atmete den herrlichen Duft ein.
Plötzlich reichte es ihm. „Ich mache mich fertig“, erklärte er kurz angebunden und eilte ins Schlafzimmer.
In der Küche wählte Olympia eine Nummer auf ihrem Handy. „Dad?“, sagte sie leise, als sich am anderen Ende der Leitung jemand meldete. „Die Karten und die Geschenke sind wunderschön. Danke.“
„Ah ja, du hast sie bekommen. Das freut mich. Wir konnten uns nicht entscheiden, welche Karte schöner ist, und deshalb haben wir beide geschickt“, erklärte er.
Sie musste lachen. „Ihr seid ein bisschen verrückt. Welche anderen Eltern schicken der Tochter zwei Karten zum Valentinstag?“
„Liebes, die Zeit mit dir werden wir wirklich nie vergessen. Du hast uns sehr glücklich gemacht, nachdem wir schon die Hoffnung aufgegeben hatten, ein Kind zu bekommen. Moment, deine Mutter möchte mit dir reden.“
„Gefallen dir die Rosen?“, ertönte die fröhliche Stimme ihrer Mutter.
„Natürlich, Mom. Sie sind wunderbar. Was hat Dad dir geschenkt?“
„Auch rote Rosen.“
„Gut.“
„Vielleicht gibt es nächstes Jahr einen netten jungen Mann in deinem Leben, der dir Blumen schenkt.“ Die Stimme ihrer Mutter klang hoffnungsvoll. „Ich weiß, du hast erklärt, du hättest genug von Männern. Dennoch wünschen wir uns sehr, dass du jemanden kennenlernst, der dich dazu bringt, deine Meinung zu ändern.“
„Keine Chance, Mom. Du hast den einzigen anständigen Mann weit und breit geheiratet.“ In einem Anflug von Mutwillen fügte sie hinzu: „Momentan ist jemand bei mir.“
„Ein Mann hat bei dir übernachtet?“
„Ja.“
„In deinem Bett?“ Ihre Mutter schien begeistert zu sein.
„Mom, du solltest empört sein und mir vorhalten, ich hätte bis zur Hochzeitsnacht warten müssen.“ „Das haben dein Vater und ich auch nicht getan. Im Übrigen sind wir nicht altmodisch, sondern gehen mit der Zeit.“
„Okay, er hat in meinem Bett geschlafen, aber sei nicht zu euphorisch. Er hatte eine leichte Gehirnerschütterung, und ich habe mich um ihn gekümmert. Ich habe ihm mein Bett überlassen, weil ich kein Gästezimmer habe.“
„Sieht er gut aus?“
„Ja, er ist ziemlich attraktiv.“
„Beschreib ihn doch mal.“
„Er ist sehr groß, hat schöne Augen und ist Ende dreißig.“
„Was hat er denn zu den Karten und Geschenken gesagt?“
„Er war zumindest neugierig.“
„Hast du ihm nicht verraten, von wem sie sind?“
„Nein“, gab Olympia lachend zu. „Du hast mir beigebracht, vor einem Mann Geheimnisse zu haben.“ „Stimmt. Lass ihn ruhig eine Zeit lang zappeln. Was für eine wunderbare Neuigkeit.“
„Mom, du bist wirklich ziemlich hinterhältig.“
„Natürlich, Liebes. Das macht das Leben interessanter. Wirst du ihn wiedersehen?“
„Wir gehen heute Abend zusammen essen.“
„Harold, stell dir vor, was passiert ist!“, rief ihre Mutter aus.
Dann war einige Sekunden lang nur Gemurmel zu hören, bis ihr Vater wieder an den Apparat kam. „Viel Glück, Liebes.“
Mit ihren Eltern zu reden tat Olympia gut. Wie die beiden es geschafft hatten, so lange eine gute Ehe zu führen, war ihr rätselhaft. Für sie selbst war sowieso alles zu spät. Sie würde nie vergessen, was sie mit David erlebt hatte.
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