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2 ½ Punkte Hoffnung

2 ½ Punkte Hoffnung

Titel: 2 ½ Punkte Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Olson
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erstarrte, als ich mit Mühe den Kopf drehte. Diese Bewegung brachte meine Schwingung nach unten durcheinander und meine Beine gingen in die Gegenrichtung zu meinem Kopf. Ich entdeckte meine Mutter in dem Moment, in dem meine Beine in die andere Richtung flogen. Meine Füße knallten auf den Boden und brachten meinen Körper zu jähem Stillstand. Brody wurde langsamer und hörte schließlich ganz auf zu schaukeln. Ich würgte und hustete und meine Innereien drohten herauszusprudeln.
    »Wo hast du dich rumgetrieben?« Sie stand mit übereinandergeschlagenen Armen am Rand des Rasens.
    Ich erhob mich und die Schaukel knallte gegen meinenHintern. »Hier«, antwortete ich verwirrt und nervös und fragte mich, warum sie nicht im Büro war, warum sie mich gesucht hatte.
    »
Das
machst du also nach der Schule?«, fragte sie mit einem Seitenblick auf Brody.
    »Na ja, äh …« Ich suchte nach Worten und war schrecklich verlegen, weil Brody dabei war. »Normalerweise nicht.«
    War das ein Albtraum? War meine Mutter wirklich hier? Teile des Puzzles fehlten, trieben irgendwo draußen herum.
    »Ich muss dir etwas zeigen. Also los.« Sie fuhr herum und marschierte zurück zum Parkplatz.
    »Was ist passiert?«, flüsterte Brody.
    »Weiß ich nicht.«
    »Hast du Ärger?«
    »Sieht so aus.«
    Wir nahmen unsere Taschen vom Gras, und Brody beeilte sich, mit mir Schritt zu halten. »Kommst du klar?«
    »Sicher doch.«
    »Verdien hier bloß jetzt nicht jede Menge Punkte!«
    Ich holte tief Luft und drehte mich zum Auto um. Mom saß auf dem Fahrersitz. Ich öffnete die Tür – und das war das Ende.
    Da, achtlos auf meinen Sitz geworfen, lag ihr blauweißkariertes Kleid.
Oh Gott, nein. Oh bitte, nein.
    »Schon mal gesehen?« Mom riss es hoch und ließ es wieder fallen.
    »Ja«, antwortete ich schwach.
    »Rein mit dir.«
    Ich ließ mich in den Wagen fallen und zog die Tür zu. Mein Gesicht brannte.
Was jetzt? Wie schlimm wird das hier werden?
Diese Fragen wirbelten immer wieder durch meinen Kopf.
    Jetzt fuhren wir an So Gut Wie Neu vorbei. Ich musste einfach hinsehen, ich konnte nicht anders. Im Fenster stand eine nackte Schaufensterpuppe.
    »Da komme ich vom Zahnarzt und will gerade nach Hause fahren – und plötzlich sehe ich
mein
Kleid an der da!« Mom zeigte wütend auf die gesichtslose Figur.
    Ich senkte die Lider, mein Herz wurde schwer. »Kann ich kurz mit Anita reden?« Ich öffnete die Augen wieder in der Hoffnung, Mom nicken zu sehen.
    Sie packte das Steuerrad fester. »Wir haben genug geredet. Wir fahren nach Hause.«
    Wir fuhren schweigend weiter. Ich sah zu, wie die Häuser vorüberzogen. Rasen, Fenster, Bäume mit rosa Blüten, spielende Kinder. Ob die auch in ihren Schränken schliefen? Ob sie auch Kopfschmerzen hatten? Oder kannten sie nur Spiel und Spaß? Ich zitterte und starrte das Armaturenbrett an.
    Der Wagen hielt. Wir waren zu Hause. Mechanisch öffnete ich die Tür und folgte Mom ins Haus.
    »Setz dich.« Sie ließ ihr Kleid auf den Küchentisch fallen.
    Ich tat wie befohlen.
    »Die Frau mit den rotgefärbten Haaren hat gesagt, du hast das hier dorthin gebracht. Dass
ich
es verkaufen wollte. Wofür hältst du dich, zum Teufel? Gehst in mein Schlafzimmer, wühlst in meinem Schrank herum und
stiehlst
meine Kleider?«
    Ich zuckte bei ›stiehlst‹ zusammen und wusste, dass sie recht hatte. Ich war eine miese, nichtsnutzige Diebin.
    »Was hast du sonst noch mitgenommen?«
    »Nichts«, antwortete ich, erleichtert angesichts der Wahrheit. »Du trägst es doch nie. Ich dachte, du willst es nicht mehr.«
    Sie knallte die Hände auf den Tisch. »Das hast du also gedacht. Na, falsch gedacht. Und du arbeitest mir nicht mehr in diesem stinkenden, zweitklassigen Trödelladen!«
    Ich ließ den Kopf hängen.
    »Vier Wochen Hausarrest.«
    Ich schloss die Augen.
    »Und kein Sommerlager, kein S-L.«
    Meine Augen schossen auf und mein Kopf flog hoch. »NEIN, Mom, bitte, nur das nicht! Ich bleibe acht Wochenenden in meinem Zimmer. Zehn. Den ganzen Sommer. Aber nicht das Sommerlager.
Bitte

    »Das hättest du dir überlegen sollen, ehe du mein Kleid gestohlen hast. Und jetzt mach, dass du in dein Zimmer kommst.«
    Meine Beine konnten mich kaum tragen und meine Eingeweide hatten sich mehrfach verknotet.
    »Und versuch gar nicht erst, mich umzustimmen.«
    Meine tauben Füße trugen mich durch den Flur, in mein Zimmer. Ich schloss die Tür, sagte der ganzen weiten Welt Lebewohl und sah mich wieder in das schwarze Loch fallen, mich um

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