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2 ½ Punkte Hoffnung

2 ½ Punkte Hoffnung

Titel: 2 ½ Punkte Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Olson
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den Tisch. »Ich habe noch nie so viele alberne Erlaubnisformulare gesehen.«
    »Aber was ist mit …«
    Sie starrte mich an und stemmte die Hände auf die Hüften. »Du kriegst deine kostbaren Sommerlagerformulare schon noch.«
    »Wann denn?«
    »Wenn ich dazu komme!«
    Ich biss mir auf die Zunge. Fünfzig Punkte.

KAPITEL 23
Das wahre Ich
    Ich versuchte, bei der ganzen Erlaubniskiste cool zu bleiben. Ich stellte mir vor, dass Mom irgendein Spiel trieb, um mich zu nerven. Dann würde sie in letzter Minute die Formulare ausfüllen, und ich würde mir mein SL-T-Shirt holen, meine Tasche packen und in den Bus steigen. Aber die Angst, nicht mit zum Sommerlager zu dürfen, war ständig da. Die nächsten Tage nahm ich nur durch einen Schleier aus dichtem Nebel wahr.
    »Willst du zu So Gut Wie Neu ?«, fragte Brody.
    »Hm?«
    »Hope, aufwachen!« Er wedelte mit der Hand vor meinem Gesicht rum. »Du hast gerade den Bus verpasst. Arbeitest du im Laden? Du weißt schon. So Gut Wie Neu .«
    »Nein, ich glaube nicht.« Ich blickte ihn an, dann sah ich mich auf dem Schulhof um. Die Sonne durchschnitt meinen Nebel ein wenig, und ich roch den Frühling-bald-Sommer-Duft von frisch gemähtem Gras. Ich wollte nicht in den Laden, ich wollte nicht nach Hause, ich wollte einfach – nichts.
    Brody schleuderte seinen Schulranzen ins Gras. »Wer zuerst bei den Schaukeln ist!« Er stürzte los.
    »Unfair! Du hast einen Vorsprung!« Ich warf meine Schultasche ebenfalls hin und rannte hinter ihm her.
    Wir ließen uns auf die schwarzen Gummisitze fallenund schnappten nach Luft, während wir uns an die kalten Eisenketten klammerten.
    Brody drehte sich auf den Bauch und stieß sich in kleinen Kreisen herum.
    »Dir wird gleich schlecht«, mahnte ich, lehnte mich auf meiner Schaukel zurück und blickte in den weiten blauen Himmel.
    »Dir auch.« Er strecke die Hand aus und zog an meiner Kette.
    »He! Aufhören!« Ich lachte. Dann wurden wir beide still und unsere Schaukeln wurden langsamer.
    »Kommst du mit deinen Eltern gut aus?«, rutschte es mir plötzlich heraus.
    »Ja, glaub schon.« Er bückte sich und hob eine Handvoll Gummikügelchen auf.
    »Echt? Streitet ihr euch nie?«
    Er fing an, mich mit den Kügelchen zu bewerfen. »Nicht oft. Nur, wenn ich zuviel fernsehe.«
    »Ich glaube nicht, dass meine Mom mich mag.« Das fiel mir einfach aus dem Mund, als ob ich nichts damit zu tun hätte. Ich hatte das Gefühl, mich selbst zu beobachten, und fragte mich, was ich als Nächstes sagen würde.
    »Wie meinst du das?«
    Ich zögerte. Doch ich fühlte mich Brody so nahe, ich vertraute ihm …
    Und dann kam alles raus. Mein Schreibabyleben. Dad, der verschwand. Die verletzenden Worte. Engelsmoms. Mein Schrankbett und mein Punktesystem-Notizbuch.
    »Warum so viele Punkte für ›dumm‹?«, fragte er.
    »Ich hasse dieses Wort. Ich hasse es, mich dumm zu fühlen.«
    Er nickte und schwieg einen Moment lang. Dann fragteer: »Wie viele Punkte gibt es, wenn jemand aus einem anderen Zimmer brüllt: ›Sofort herkommen!‹? Du denkst, dass es wirklich wichtig ist oder gar ein Notfall, und du lässt alles stehen und liegen und schreist zurück: ›Schon unterwegs!‹ Du rennst ins Nachbarzimmer oder nach unten oder nach oben – und dann stellst du fest, dass sie dir nur irgendeinen Blödsinn zeigen wollen, oder du sollst eine Sekunde lang etwas halten, oder sie wollen sichergehen, dass du nicht telefonierst und deine Hausaufgaben gemacht hast.«
    Ich rechnete in Gedanken, als das aus ihm heraussprudelte. Als er fertig war, sagte ich: »Dreihundertfünfundzwanzig Punkte.«
    Er starrte mich an.
    Ich lächelte.
    Ich ließ ihn nicht aus den Augen, stieß meine Schaukel so weit nach hinten, wie ich nur konnte, und streckte meine Beine ganz weit aus. Dann jagte ich los, schoss an ihm vorbei und rief: »Lass mal sehen, wie hoch du kommst.«

KAPITEL 24
Auf Grund gelaufen
    Brody und ich machten ein Wettrennen zum Himmel. Wir zogen und stemmten, unsere Hände packten die dicken Ketten, unsere Rücken lagen fast platt auf dem Boden, unsere Füße streckten sich hoch, höher, dann kippten sie geradewegs nach unten. Die Luft fegte über unsere Gesichter. Wir lachten, wenn wir aneinander vorbeikamen, mal war ich auf dem Weg nach unten, mal er. Einmal lachte ich so herzhaft, dass Spucke aus meinem Mund lief und mein Ohr verschmierte.
    »Hope Marie.« Eine ferne Frauenstimme.
    »Hope Marie Elliot!« Jetzt schrie die Stimme.
    Mein Herz setzte aus und mein Körper

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