Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2 ½ Punkte Hoffnung

2 ½ Punkte Hoffnung

Titel: 2 ½ Punkte Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Olson
Vom Netzwerk:
mich selbst drehen, außer Kontrolle. Mein Mund füllte sich mit Spucke und meine Knie wurden zu Pudding. Ich stolperte zum Papierkorb. Mein Magen krampfte sich zusammen und lockerte sich wieder, schlingerte und wogte. Wie krass, in meinen Papierkorb zu kotzen!
    Ich wartete eine Minute; mein Kopf hing noch immer über dem Mülleimer, mein Körper zuckte, aber es kam nichts mehr. Ich setzte mich auf den Boden, schlang mir die Arme um den Leib und fing an, mich hin und her zu wiegen, hin und her.
Warum ich? Warum ich?
Ich starrte den Papierkorb an, meine Lider wurden schwer, mein Körper wiegte sich noch immer.
    Irgendwann später taten meine Beine weh und ich kroch in meinen Schrank. Mit der Schildkröte unterm Arm schob ich die Tür zu. Ich tastete mich unter den Decken zurecht und schmiegte meinen Kopf an das Kissen. Aber der Schlaf wollte mich nicht holen. Stattdessen war mein Körper verspannt von den Erinnerungen an harte Worte und Geschrei, an Drohungen und Strafe.
    Ich drückte den Körper der Schildkröte ganz fest an mich. Fester. Dann schleuderte ich sie von mir. Sie knallte gegen die Schrankwand und fiel zu Boden. Warum hatte ich das Kleid mitgenommen? Was hatte ich mir dabei gedacht?! Dumm! Bescheuert! Idiotisch!
    Meine Augen brannten und meine Kehle schnürte sich wieder zusammen. Das war nicht fair! Immer, wenn ich glaubte, alles würde besser, wurde es nur noch schlimmer. Ich machte mir Hoffnungen und dann – PENG – schon stürzten sie ab. Ich war ausgetrickst worden. Verraten. Warum war ich nicht schon längst weggelaufen? Ich könnte jetzt bei einer wunderbaren Familie leben und ins Sommerlager fahren. Und mein Punktesystem – das hatte mir ja viel eingebracht. Als ob ich den Preis jemals bekommen würde. Blöde Zahlen. Blöder Preis. Ich kam mir vor wie 1:59. In der Vorhölle. Wo ich darauf wartete, dass etwas zu Ende ginge, dass etwas anfinge oder dass etwas für immer besser würde. HA. Als ob
das hier
jemals besser werden würde …
    Erschöpfung breitete sich in mir aus und lastete schwer auf Schultern und Beinen, aber mein Körper kämpfte mit plötzlichen Zuckungen und Krämpfen dagegen an, bis er endlich aufgab, nachgab, sich geschlagen gab.

    Die Schranktür wurde aufgerissen. »Du bist zu spät!«
    Ich erkannte aus zusammengekniffenen Augen die Umrisse meiner Mutter. »Ich bin krank.«
    »Lügnerin. Du bist eine Diebin und eine Lügnerin. Also Abmarsch. Sonst verpasst du den Bus und ich fahr dich nicht in die Schule. Das ist mein Ernst.«
    Auf irgendeine Weise schaffte ich es. Tyler half mir dabei: Er stupste mich immer wieder an, füllte eine Schüssel mit Müsli und ein Glas mit saurem O-Saft. »Zähneputzen«, sagte er und stellte meine leere Schale in die Geschirrspülmaschine. »Sind das deine Klamotten von gestern?«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Wasch dir das Gesicht – da klebt irgendwas Verkrustetes dran.«
    Ich starrte ihn an.
    »Und kämm dich.«
    Wir standen an der Ecke und warteten auf den Bus. Tyler hob abwechselnd seine Sporttasche und seinen Schulranzen hoch. »Liebeskummer?«
    Ich atmete die kühle Morgenluft. Eine Andeutung vom wärmer werdenden Tag füllte meine Lunge und ich schloss die Augen. »Nein.«
    »Test versiebt?«
    Frust folgte meinem Ausatmen. »NEIN!«
    »Was denn dann?«
    »Was glaubst du wohl?« Ich blickte ihn an.
    »Du und Mom.«
    »Wie hast du das bloß erraten?! Ich hab Hausarrest und darf nicht ins Sommerlager.«
    »Was?« Er runzelte die Stirn. »Warum?«
    Der Bus hielt an und die Türen gingen auf.
    Ich sah mich zu Tyler um, als ich die Stufen hochstieg.»Ich hab eines von ihren Kleidern zu So Gut Wie Neu gebracht. Das hat sie herausgefunden.«
    Tyler warf den Kopf in den Nacken und stöhnte. »Das kann doch nicht wahr sein.« Er marschierte hinter mir her durch den Bus und setzte sich dann neben mich. »Himmel, Hope, warum?«
    »Das würdest du doch nicht verstehen«, murmelte ich.
    »Du kannst das Sommerlager nicht einfach verpassen.« Tyler ließ sich auf seinem Sitz zurücksinken. »Du
musst
hinfahren.«
    Brody wartete an der Klassentür auf mich und ging mit mir zu den Haken für die Mäntel. »Was hat deine Mom gemacht?«
    Wie oft würde ich das noch wiederholen können? Nur noch einmal. »Ich hab Hausarrest. Ich darf nicht zu So
Gut Wie Neu . Ich darf nicht mit ins Sommerlager. Und ich will nicht darüber reden.« Ich ging an ihm vorbei zu meinem Platz, setzte mich und starrte Mr. Hudsons kahle Stelle an, als der etwas an die Tafel

Weitere Kostenlose Bücher