2 ½ Punkte Hoffnung
die Butter mit einem Bratenwender.
Wir drängten uns um ihn zusammen, als er am Rand der Kaffeedose ein Ei zerschlug und dann in die Butterlache fallen ließ. Das Ei zischte und blubberte und verwandelte sich dann ganz schnell aus Schleim in einen gelbweißen Augapfel. »Ihr könnt das Umdrehen üben«, meinte Mr. Hudson und drehte das Ei mit dem Bratenwender. Er zwinkerte uns zu. »Das steckt im Handgelenk.« Mit einem weiteren Drehen warf er das Spiegelei auf einen Pappteller und reichte es Peter Monroe.
Wir wollten protestieren, verstummten aber, als Mr. Hudson Pfannkuchenteig auf den Kocher gab und wir alle nacheinander umdrehen und essen durften.
Am nächsten Nachmittag ließen wir die Jalousien herunterund im Zimmer war es so dunkel wie in einer Höhle. Mr. Hudson schaltete Laptop und Beamer an. Auf der Leinwand an der Wand tauchten einige Schüler und Eltern auf.
»Hier seht ihr den großen Abmarsch zum SL-Lebewohl für fünf ganze Tage«, erklärte er. »Wenn ihr zum ersten Mal von zu Hause weg seid, könnten eure Eltern ein wenig rührselig werden. Aber sollen sie. Sie haben einfach Probleme mit dem Großwerden. Oder vielleicht damit, dass ihr groß werdet.« Alle, außer mir, lachten höflich, als ob sie plötzlich einige Jahre älter geworden und voller Mitleid mit ihren armen, sentimentalen Eltern wären.
»Das sind die Duschen.« Mr. Hudson nickte zu dem kleinen Ziegelbau auf der Leinwand hinüber. »In der Woche gibt es eine Dusche.«
»Eine?«, rief jemand entsetzt.
»Richtig«, sagte Mr. Hudson. »Je nachdem, wie ihr riechen wollt, könnt ihr ja Deo mitnehmen.« Er achtete nicht auf unser Kichern.
»Ihr werdet auf jeden Fall einen warmen Schlafsack brauchen. In einigen Jahren hat es da oben geschneit.« Das nächste Bild zeigte eine Gruppe von Campern um einen Schneemann mit einem Eola-Hills-SL-T-Shirt.
»Und vergesst nicht den Lagernamen eures Betreuers oder eurer Betreuerin«, bläute Mr. Hudson uns ein, während er das Bild wechselte. »Wenn ihr erwischt werdet, wie ihr den richtigen Namen benutzt, kostet das fünfundzwanzig Cent Strafe.« Betreuer und Betreuerinnen tauchten auf der Leinwand auf und waren zu einer dreistufigen Pyramide angeordnet. »Fungus, Grille und Gummibonbon, Gewürz und Raupe und Maulwurf. Sie kommen auch dieses Jahr wieder mit, also prägt euch ihre Namen ein.«
Nach der Beamervorführung kam Mr. Hudson zu meinem Tisch. »Du hast dein SL-Paket dabei, hoffe ich, Hope?«
Ich seufzte und starrte den Boden an. »Mom will einfach die Formulare nicht ausfüllen.«
»Aber möchtest du mitkommen?«
Mein Kopf schoss so schnell nach oben, dass ich schon dachte, er würde abbrechen und durch die Klasse kullern. »Machen Sie Witze?!«
»Braves Mädchen.« Mr. Hudson trommelte mit den Fingerknöcheln auf den Tisch. »Ich rufe deine Mutter heute Abend an, falls sie irgendwelche Fragen hat.«
Jedesmal, wenn an diesem Abend das Telefon klingelte, schlich ich durch den Flur zur Küche und hielt den Atem an. Zuerst war es Lydia, dann jemand für Tyler. Und dann hörte ich Mom in den Hörer säuseln: »Ach, Mr. Hudson, wie reizend, von Ihnen zu hören. Ja, aha. Hm, ich hatte die ganze Woche einfach
so
viel zu tun. Soso. Aber sicher doch. Ich hatte nur angenommen, dass Hope sowieso nicht mitdarf, weil sie doch immer nur Ärger macht. Ach, wirklich? Hervorragend? Ich habe keine rosa Zettel gesehen. Aha. Na, bestimmt ist es eine großartige Erfahrung. Nein, sie hat noch nie gecampt. Ich würde mich ja freiwillig melden, aber ich kann hier einfach nicht weg. Ja, ihr Bruder hat einen Schlafsack. Okay. Nein, sonst fällt mir nichts mehr ein. Haben Sie vielen Dank für den Anruf, Mr. Hudson. Auf Wiederhören.« Sie legte auf, knipste die Küchenlampe aus und ging zurück ins Wohnzimmer.
Am nächsten Morgen lungerte ich in der Küche herum und betete darum, dass ich nicht betteln müsste. Vielleicht würde sie mir das Paket mit einem Lächeln geben und sagen: ›Du wirst eine großartige Zeit im Sommerlager haben, Hope.‹
»Du machst mich nervös, Hope, wenn du hier wie eine kranke Katze herumschleichst.« Sie stand vom Frühstückstisch auf. »Los, sieh zu, dass du den Bus nicht verpasst.«
»Hast du, wirst du, äh, könntest du …«
»Um Himmels willen, Hope, spuck’s schon aus.«
»Das Sommerlagerpaket«, sagte ich atemlos.
Sie verdrehte die Augen. »Ich kann mich nicht erinnern, dass Tyler je soviel Müll aus der Schule nach Hause geschleppt hat.« Sie schob ihren Stuhl an
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