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2 ½ Punkte Hoffnung

2 ½ Punkte Hoffnung

Titel: 2 ½ Punkte Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Olson
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Pinselstriche.
    »Öhm, ja.«
    »Erinnerst du dich an deinen Vater?«
    »Er hat uns verlassen, als ich noch ein Baby war.«
    »Das tut mir leid.«
    »Mir auch.«
    Mrs. Nelson malte das V von Verletzen . Es beeindruckte mich, wie sie die Buchstaben zusammenbringen konnte, während sie in die Gegenrichtung schrieb, so wie ich immer darüber staunte, wie Mom im Rückwärtsgang unseren Wagen durch die Auffahrt setzen und auf die Straße einbiegen konnte, weil sie in den Rückspiegel schaute.
    »Wie lange hast du diese Kopfschmerzen schon?«
    Ich überlegte einen Moment. »Das ganze Jahr, glaube ich.«
    »Was tust du dagegen?«
    »Ich trage nachts so eine Schiene, damit ich nicht mit den Zähnen knirsche.«
    »Du knirschst mit den Zähnen?« Mrs. Nelson legte den Pinsel über ihr Glas und drehte sich zu mir um. Ich blickte auf – direkt in ihre besorgten Augen, ihre pinkfarbenen Lippen waren zusammengepresst.
    »Gibt Mr. Hudson euch zu viele Hausaufgaben auf?« Sie legte den Kopf auf die Seite.
    »Eigentlich nicht.«
    »Machst du dir Sorgen, weil du nächstes Jahr auf die Junior Highschool kommst?«
    »Nein.«
    Sie starrte aus dem Fenster, als läge der heimliche Grund für meine Kopfschmerzen auf dem Schulhof herum.
    »Was ist mit deinen Freunden?« Mrs. Nelson runzelte die Stirn. »Irgendwelche Probleme mit …«
    »Es liegt an meiner Mom«, platzte es aus mir heraus. »Wir verstehen uns nicht besonders.«
    Sie kam auf mich zu, streckte ihre Hand aus und bedeckte damit, weich und warm wie ein Fausthandschuh, meine vollgemalte Hand. »Das tut mir so leid. Möchtest du darüber reden?« Sie merkte nicht einmal, dass ich den Schwanz des y verwackelte.
    Ich starrte ihre Hand an.
    »Weißt du, dass viele von euch zu mir kommen, um über ihre Eltern zu reden?«
    »Nein.« Mein Blick haftete weiterhin auf ihrer Hand.
    »Einige fühlen sich zu Hause nicht sicher. Manche Eltern schreien oder brüllen, verletzen andere in der Familie, werfen mit Gegenständen, und die Kinder kommen her und teilen ihre Sorgen mit mir.«
    Ich legte meinen Pinsel auf das Glas, und sie nahm nun meine beiden Hände in ihre.
    »Fühlst du dich zu Hause nicht sicher?«
    Meine Augen wanderten zum Fenster und ich sah zu, wie die Drittklässler schaukelten, an Kletterstäben entlanghangelten und Fußball spielten. Sie kamen mir glücklich vor. Hier jedenfalls. Aber was war nach der Schule, zu Hause? Fühlten sie sich da sicher? Fühlte ich mich nicht sicher? Ich glaubte nie, dass Mom mich verletzen würde, mich vielleicht mit einer Zigarette verbrennen, wie manche Mütter das tun. Mir wurde einfach nur schlecht, wenn ich nach Hause gehen musste. Nicht einmal die Schildkröte oder mein Schrank waren noch eine große Hilfe.
    Ich seufzte und schaute unsere Hände und dann Mrs. Nelsons Augen an. »Meine Mutter sagt, ich bin dumm. Und … ein mieses Drecksstück.«
    Mrs. Nelson presste die Zähne aufeinander. Sie sollte lieber vorsichtig sein, dachte ich, sonst brauchte sie womöglich auch noch so eine Zahnschiene. Außerdem quetschte sie meine Finger so sehr, dass ich schon glaubte, sie nie wieder bewegen zu können. Sie zog einen orangefarbenen Stuhl heran und klopfte auf den Sitz. »Die Gelöbnisschilder können warten.« Dann sah sie wieder aus dem Fenster. »Hope, weißt du noch, wie ich bei euch in der Klasse war?«
    »Mm-hm.«
    »Und du erinnerst dich an die verletzenden Worte?«
    »Ja.«
    »Dass sie
misshandelnde
Worte sind?«
    »Ja.« Ich hielt das zwar nicht für ein Quiz, fragte mich aber, worauf Mrs. Nelson mit den vielen Fragen hinauswollte. Ich betrachtete ihren Schreibtisch, der mit gelben, grünen und rosa Klebezetteln bedeckt war, auf vielen standen Fragezeichen, auf anderen Buchtitel und Seitenzahlen. Ein Zitat klebte schief am Rand ihres Computers:
Niemand
kann dir ohne deine Zustimmung das Gefühl geben, nichts wert zu sein. – Eleanor Roosevelt.
    »Macht dir zu Hause noch etwas anderes zu schaffen?« Ich hatte Mrs. Nelson noch nie so ernst erlebt, niemals zuvor hatte sie mir so viel Aufmerksamkeit geschenkt. Ich wollte ihr so gern helfen! Ich las das Zitat auf ihrem Blei stiftbecher: Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.– Albert Einstein.
    Immer wieder.
Wurde ich vielleicht verrückt? Konnte schon sein.
    »Ich mache einfach nichts richtig. Ich versuche es immer wieder, aber jedes Mal stimmt irgendwas nicht. Ich bin nicht schnell genug oder nicht langsam genug oder nicht gut

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