2 ½ Punkte Hoffnung
Foto von uns.«
Ich betete, dass Maddie in meinem Zimmer bleiben würde.
»Das muss ein umwerfender Tag gewesen sein«, meinte Mrs. Nelson.
Genau,
dachte ich.
Umwerfend scheußlich.
»Ja«, bestätigte Mom. »Ein wunderbarer Tag.«
Ich erstarrte.
Wunderbar
? Hatte ich richtig gehört?!
»Weiß Hope, wie Ihnen zumute war?«, fragte Mrs. Nelson.
»Haben Sie noch mehr Kinder?«, fragte Mom zurück.
»Nein, Madeleine ist unser erstes«, antwortete Mrs. Nelson.
»Es ist ein Wunder, ein Baby zu bekommen. Ein unvorstellbares Wunder«, sagte Mom langsam. »Aber es beinhaltet sehr viele Dinge, die Sie einfach nicht geplant hatten, Dinge, die Sie aufgeben müssen.«
Meine Schultern sackten nach unten und ich hatte einen Kloß im Hals.
»Hatten Sie irgendwelche Hilfe?« Mrs. Nelsons Stimme klang besorgt.
Mom lachte trocken. »Machen Sie Witze?«
»Ich weiß, eine alleinerziehende Mutter hat es schwer«, sagte Mrs. Nelson. »Aber sie haben ja offenbar großartige Arbeit geleistet. Es ist eine wahre Freude, Hope an unserer Schule haben zu dürfen.«
»Sie hat jedenfalls ihren eigenen Kopf«, meinte Mom.
»Sie wird noch eine gute Anführerin«, sagte Mrs. Nelson. »Ich sehe sie schon als Betreuerin im Sommerlager.«
Ich krümmte mich innerlich.
»Sie meinen, ich sollte mir die Sache anders überlegen, ja?«, fragte Mom.
»Ich meine, Sie befinden sich in einer überaus unangenehmen Lage, und es tut mir leid, dass Sie einen so schweren Entschluss fassen mussten.« Ich spürte förmlich, wie Mrs. Nelson meiner Mutter fest in die Augen blickte. »Aber ich frage mich auch, ob nicht noch eine andere Entscheidung möglich wäre, eine, die Ihnen beiden als angebrachter erscheinen würde. Wir haben in der Schule festgestellt, dass es sich immer lohnt, eine Strafe zu finden, die eng mit dem Problem zusammenhängt. Gäbe es für Hope eine, die irgendetwas damit zu tun hat, dass sie Ihr Kleid genommen hat?«
»Sie meinen, zum Beispiel meine Kleider zu bügeln?«
»Das wäre eine sehr angebrachte Reaktion«, bestätigte Mrs. Nelson. »Sie haben das System schnell erfasst.«
»Danke.« Mom legte eine Pause ein, als ob sie nachdächte, dann fing sie langsam an zu sprechen und wühlte sich einen Weg durch diese neue Idee. »Das würde sicher einen großen Haufen wegschaffen, nur wird Hope vermutlich durch alles ein großes Loch brennen.«
»Nein, ganz bestimmt nicht!« Diese Worte jagten aus dem Flur ins Wohnzimmer.
»Hope!« Mom sprang auf. Mrs. Nelson erhob sich ebenfalls.
»Ich bügele sehr gut!« Ich stürzte zu ihnen ins Zimmer. »Das kannst du mir glauben. Ich kann Seide, Viskose und Baumwolle bügeln. Ich weiß, wie man Falten und Rüschen macht. Ich kann sogar abdämpfen. Und das mit deinem Kleid tut mir leid, Mom. Aber ich habe geglaubt, du wolltest es nicht mehr. Du ziehst es doch nie an, und ich dachte, es erinnerte dich daran, wie viel ich als Baby geweinthabe … und an Dad … und deshalb …« Mir versagte die Stimme und ich spürte, wie Tränen in meinen Augen brannten. »… und da wollte ich es von hier wegschaffen.«
Mrs. Nelson sah aus, als wäre sie am liebsten losgestürzt, um mich in den Arm zu nehmen. Moms Hände schossen zu ihren Hüften. Panik stach in meiner Brust. Meine Worte hatten alles noch schlimmer gemacht! Mom war wütend über meinen Ausbruch und jetzt würde sie sich noch eine Strafe ausdenken. Eine schlimmere.
Aber ich hatte etwas zu sagen. Es war Zeit, mein Schweigen zu brechen und meinem quälenden, einsamen Schmerz freien Lauf zu lassen. Ich war allerdings nicht sicher,
was
ich sagen wollte. Ich wollte, dass meine Worte – jedes einzelne Wort – genau beschrieben, wie mir zumute war. Das hier war meine Chance, vielleicht meine einzige Chance.
Bitte, lass mich ausreden.
»Mom.« Ich sah ihr in die Augen und holte tief Luft. »Mir wird einfach schlecht, wenn du mich
dumm
nennst.«
»Na ja, ich …«, fing Mom an, aber Mrs. Nelson legte ihr die Hand auf die Schulter.
»Und ich komme mir wirklich dumm vor, wenn du sagst, ich sollte ›darüber nachdenken‹ und ›wiederholen, was ich gerade gesagt habe‹.«
»Aber du hast mein Kleid gestohlen und versucht, es zu verkaufen.« Dieselbe alte steinerne Stimme. Sie hatte nichts verstanden.
Sie hatte nichts verstanden!
Ich hielt mir die Ohren zu und schloss die Augen.
Bitte, lieber Gott, bitte, hol mich hier weg. Egal, wohin, nur hol mich hier weg.
Jemand berührte meine Schultern, aber ich machte die Augen nicht auf. Ich holte
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