2 ½ Punkte Hoffnung
und gebettelt, dass du zurückkommen darfst.«
Es klingelte an der Tür. »Meine Güte, aufhören!« Mom ließ das Kleid aufs Sofa fallen. »Das hat jetzt besser nichts mit dir zu tun!«
Bitte, mach, dass es nichts mit mir zu tun hat.
Mom spähte durch den Türspion, dann öffnete sie die Tür.
»Hallo, ich bin Mrs. Nelson, Konfliktberaterin an der Eola Hills.«
Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.
»Ich weiß, wer Sie sind«, sagte Mom steif. »Und meine Antwort ist immer noch Nein. Hope fährt nicht mit ins Sommerlager.«
»In Ordnung«, antwortete Mrs. Nelson.
›Was?‹, hätte ich am liebsten gebrüllt. ›Sie sind die Konfliktberaterin. Sie sollen dafür sorgen, dass alles läuft. Sie sollen den Kindern helfen. Geben Sie jetzt nicht auf!‹
Moms Schultern entspannten sich und sie öffnete die Zwischentür.
»Herzlichen Glückwunsch zum Muttertag.« Mrs. Nelson reichte Mom einen kleinen Blumenstrauß. »Die sind aus meinem Garten.«
Mom hielt sich die Blumen ans Gesicht, wie um deren ganze Schönheit in sich aufzunehmen. »Danke. Wie wunderbar die duften!«
»Ich hab sie gepflückt«, sagte eine leise Stimme und ein kleines Mädchen kam ins Haus spaziert. Sie grinste und hielt eine Puppe hoch. »Samantha hat mir geholfen.«
»Maddie«, sagte Mrs. Nelson. »Bitte, sag Mrs. Elliot und ihrer Tochter Hope guten Tag.«
»Hallo. Samantha sagt auch Hallo.« Maddie bewegte den Arm ihrer Puppe. »In Wirklichkeit heiße ich Madeline, aber die Abkürzung ist Maddie, und ich mag Pferde. Später krieg ich mal ein Pferd. Oder vielleicht ein Kätzchen.«
Mrs. Nelson zuckte mit den Schultern und lächelte mich an.
Wir alle folgten Mom ins Wohnzimmer. Mrs. Nelsonsglänzende schwarze Haare wogten über ihre rosa Bluse und Maddie sprang hinterher; die Schleife an ihrem Kleid hüpfte auf und ab.
»Ich bin vier«, sagte Maddie und kuschelte sich auf dem Sofa an Mrs. Nelson.
»Und ich bin zehnmal so alt.« Mom ließ sich seufzend nieder.
»Das ist alt«, beschloss Maddie und setzte sich Samantha auf den Schoß.
Mrs. Nelson verdrehte die Augen. »Hör mal, Herzchen, ich würde gern mit Mrs. Elliot reden.«
Ich lehnte mich an die Wand, hoffte, mit der Tapete zu verschmelzen, und fragte mich, was das alles sollte.
»Wir gehen zu Oma.« Maddie ließ ihre Puppe in die Hände klatschen.
Mrs. Nelson berührte sanft das Knie ihrer Tochter. »Maddie, du und Samantha, ihr könnt still sitzen, oder …« Sie sah mich an und schien mit ihrem Blick um Entschuldigung zu bitten. »Vielleicht könntest du dir Hopes Zimmer ansehen.«
Maddie strahlte. »Ich will ihr Zimmer ansehen.« Sie sprang vom Sofa, rannte zu mir herüber und ergriff meine Hand.
»Na, wir haben Hope ja nicht gerade eine Wahl gelassen, oder?« Mrs. Nelson lachte.
»Ist schon gut«, murmelte ich.
»Danke«, sagte Mrs. Nelson und ihre Worte waren so warm wie Maddies kleine Hand.
Als wir das Wohnzimmer verließen, räusperte Mrs. Nelson sich. »Mrs. Elliot, ich würde gern mit Ihnen über das Sommerlager reden.«
Mein Herz krampfte sich zusammen und ich legte denFinger an die Lippen, um Maddie zu bedeuten, still zu sein.
»Ich respektiere Ihre Entscheidung«, sagte Mrs. Nelson jetzt, ehe Mom oder Maddie sie unterbrechen konnten. »Ich bin sicher, das war nicht leicht.«
»Doch, das war sehr leicht«, entgegnete meine Mutter schroff.
»Au, du drückst zu fest«, flüsterte Maddie laut und riss ihre Hand weg.
»Tut mir leid«, flüsterte ich zurück. »Möchtest du meine Schildkröte kennenlernen?«
»Ja.«
Ich lief mehrmals in die Küche, holte etwas zu trinken für die Schildkröte und Samantha, Plätzchen für Maddie und nutzte jeden Vorwand, um Mom und Mrs. Nelson zu belauschen.
»Sie stellt sich wirklich dauernd quer«, hörte ich Mom gerade sagen. Meine Knie gaben nach. »Das mit dem Kleid war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Sie hat mir etwas weggenommen, jetzt nehme ich ihr etwas weg. Vielleicht macht das endlich Eindruck auf sie!«
Ich schlich zum Ende des Flurs. Mein Herz stand vor Angst fast still.
»Was glauben Sie, warum sie das Kleid genommen hat?«
»Geld. Wieso sonst?«
Pause.
»Hat sie sonst noch etwas genommen?«
»Nein.«
Schweigen.
»Hatte dieses Kleid irgendetwas Besonderes an sich?« Mrs. Nelsons Stimme klang jetzt älter und ernsthafter, als ich es aus der Schule kannte.
»Ich trug es, als ich damals mit Hope aus dem Krankenhaus gekommen bin. Auf meiner Frisierkommode steht ein
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