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20 Science Fiction Stories

20 Science Fiction Stories

Titel: 20 Science Fiction Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse
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gibt’s?«
    Er rieb sich das Kinn. »Chef«, begann er, »es ist wegen Witeck.«
    »Na und? Noch ein Zugang?«
    Carias warf mir einen kurzen Blick zu. »Nein, Chef. Es dreht sich noch immer um denselben. Er behauptet, er kommt von – eh – der Mitte der Erde.«
    Ich stieß einen Fluch aus. »Und da muß er ausgerechnet in meinem Distrikt aufkreuzen!« klagte ich. »Er kommt direkt aus dem Irrenhaus und geradewegs –«
    »Chef, vielleicht ist er nicht verrückt«, sagte Carias. »Es klingt sehr glaubhaft, was er sagt.«
    »Warte mal, Carias«, warf ich ein, »niemand kann in der Mitte der Erde leben. Sie ist fest wie eine Kartoffel .«
    »Sicher, Chef«, Carias nickte ernsthaft. »Aber er sagt, daß sie das nicht ist. Er meint, daß da eine, was er eine Neutronium-Schale nennt, ist, oder so ähnlich, mit Schmutz und Felsen auf beiden Seiten. Wir leben auf der Außenseite. Er auf der Innenseite. Seine Leute –«
    »Carias!« brüllte ich. »Sie sind genauso schlimm wie Witeck! Dieser Kerl kreuzt hier auf – ohne blaue Karte, ohne Kennkarte, ohne Beglaubigungsschreiben jeder Art. Soll er etwa einfach sagen: ›Bitte, Chef, ich bin ein Über, bitte fertigen Sie mich ab‹? Natürlich nicht! Folglich denkt er sich eine verrückte Geschichte aus, und ihr fallt darauf rein.«
    »Ich weiß, Chef«, sagte Carias schüchtern.
    »Neutronium-Schale!« Wenn ich Zeit gehabt hätte, hätte ich laut gelacht. »Neutronium! Daß ich nicht lache! Wissen Sie denn nicht, daß es da unten heiß ist?«
    »Er sagt, es ist heißes Neutronium«, bemerkte Carias eifrig. »Ich habe ihn das auch gefragt, Chef. Er sagt, daß nur die Schale –«
    »Gehen Sie zurück an Ihre Arbeit!« brüllte ich ihn an. Ich nahm den Hörer ab und ließ mich mit Witeck verbinden. Ich kochte! Sobald sich Witeck meldete, machte ich ihn fertig, ich ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen. Ich putzte ihn herunter, wie das nur möglich ist. Und ich machte Schluß, indem ich ihm einen direkten Befehl gab. »Machen Sie den Mann zum Über«, befahl ich, »oder ich werde Sie persönlich dazu machen! Verstanden?«
    Es entstand eine Pause, und dann sagte Witeck: »Jerry, wollen Sie mir bitte zuhören?«
    Das ernüchterte mich etwas. Es war das erste Mal in zehn Jahren, seit ich befördert worden war, daß Witeck es wagte, mich mit Vornamen anzureden. Er sagte: »Jerry, hören Sie. Das ist eine ganz große Sache. Dieser Bursche ist wirklich von der Mitte der Erde, ganz ohne Spaß. Er –«
    »Witeck«, unterbrach ich ihn, »Sie sind übergeschnappt.«
    »Nein, Jerry, ehrlich! Und das macht mir Sorgen. Er ist direkt im Nebenzimmer und wartet auf mich. Er sagt, er hätte keine Ahnung gehabt, daß es hier auf der Oberfläche so zugeht. Er ist ganz wild und redet davon, uns fertigzumachen, große Säuberungen vorzunehmen und ganz von vorn anzufangen; er sagt –«
    »Und ich sage, er ist ein Über!« schrie ich. »Kein Wort mehr, Witeck. Das ist ein strikter Befehl – führen Sie ihn aus!«
    Und das war das.
    Letzten Endes brachten wir die Zählperiode doch noch hinter uns, wenn wir auch knapp an Arbeitskräften waren; und Witeck war wirklich schwer zu ersetzen. Ich bin ein wenig sentimental, schätze ich, aber ich konnte nicht umhin, an alte Zeiten zurückzudenken. Wir fingen gemeinsam auf der gleichen Stufe an; er hätte genauso weit wie ich kommen können – aber natürlich traf er seine Wahl, als er heiratete und ein Kind bekam; man kann keine Kinder zeugen und zu gleicher Zeit ein Beamter der Zählbehörden sein. Wenn er nicht die guten Zeugnisse gehabt hätte, hätte er noch nicht einmal als Zähler weiterarbeiten dürfen.
    Ich habe nie mit jemandem über seinen Zusammenbruch gesprochen. Carias hätte es tun können, aber nachdem wir Witecks Körper gefunden hatten, nahm ich ihn mir beiseite. »Carias«, sagte ich, »wir wollen doch keinen Skandal, oder? Hier ist Witeck; er hat ordentliche Papiere und einen guten Ruf als Zähler; er schnappt über und begeht Selbstmord – das ist schlimm genug. Wir wollen die Dinge durch Reden nicht noch verschlimmern, nicht wahr?«
    »Chef«, antwortete Carias verlegen, »wo ist der Revolver, mit dem er sich erschossen hat? Sein Vollstrecker war noch nicht einmal benutzt.«
    Man darf einen Untergebenen gerade so weit gehen lassen, aber nicht einen Schritt weiter. »Carias«, sagte ich scharf, »wir haben noch wenigstens einhundert Über zu erledigen. Sie können an dem einen Ende sein oder an dem anderen. Haben Sie

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