20 Science Fiction Stories
Androiden. Was aber steht außerdem noch in den fünfzig Zeitungen?«
»Ich weiß nicht, Herr Blenheim.«
»Es war eine rhetorische Frage. Hier ist die Antwort. Das Wetter.«
»Was?«
»Das Wetter.« Blenheim nickte. »Jedes Verbrechen wurde an einem Tag durchgeführt, an dem die Temperatur über 90° Fahrenheit lag.«
»Aber das ist unmöglich«, entfuhr es Vandaleur. »Auf Lyra Alpha war es kühl.«
»Wir haben keinerlei Berichte über ein Verbrechen auf Lyra Alpha.«
»Nein. Das stimmt. Ich –« Vandaleur war verwirrt. Plötzlich rief er aus: »Nein. Sie haben recht. Der Kesselraum. Dort war es heiß. Sehr heiß sogar! Natürlich. Mein Gott, ja! Das ist die Antwort. Dallas Bradys elektrischer Schmelzofen … Die Reis-Deltas auf Paragon. Sie brennt so heiß wie Paprika. Ja. Aber wieso? Warum? Mein Gott, warum nur?«
In diesem Augenblick betrat ich das Haus und sah Vandaleur und Blenheim im Arbeitszimmer. Ich ging hinein und erwartete neue Befehle.
»Das ist der Android, was?« sagte Blenheim nach einer langen Pause. »Ja«, gab Vandaleur zu, noch immer verwirrt durch die Entdeckung. »Und das erklärt auch, warum er sich damals in der Nacht am Strand weigerte, Sie zu überfallen. Es war nicht heiß genug, um die oberste Direktive zu brechen. Nur in der Hitze … Die Hitze – schwotze, schwatze, schwitze!« Er blickte zu dem Androiden. Ein wahnsinniger Befehl wechselte von dem Mann zum Androiden. Ich weigerte mich. Es ist verboten, Leben zu gefährden. Vandaleur gestikulierte wie wild, dann ergriff er Blenheims Schultern und riß ihn nach hinten, aus seinem Schreibtischsessel zu Boden. Blenheim stieß einen einzigen Schrei aus. Vandaleur sprang ihn wie ein Tiger an, hielt ihn fest auf den Boden gepreßt und hielt seinen Mund mit der Hand zu.
»Such eine Waffe«, rief er dem Androiden zu.
»Es ist verboten, Leben zu gefährden.«
»Das ist ein Kampf zur Selbsterhaltung. Bring mir eine Waffe!« Mit seinem ganzen Gewicht drückte er den sich windenden Mathematiker zu Boden. Sofort ging ich zu der Schublade, in der ich einen Revolver wußte. Ich prüfte ihn. Er war mit fünf Patronen geladen. Ich gab ihn Vandaleur. Ich ergriff ihn, stieß den Lauf gegen Blenheims Kopf und zog ab. Ein kurzes Zittern durchlief seinen Körper.
Wir hatten drei Stunden Zeit, bis die Köchin von ihrem Ausgang zurückkommen würde. Wir plünderten das Haus. Wir steckten Blenheims Geld und Schmuck ein. Wir packten einen Koffer mit Kleidungsstücken. Wir nahmen Blenheims Notizen an uns und vernichteten die Zeitungen; dann gingen wir, nachdem wir die Haustür sorgfältig hinter uns abgeschlossen hatten. In Blenheims Arbeitszimmer ließen wir einen Haufen zerknüllten Papiers unter einer einen Zentimeter hohen Kerze zurück, das Tuch ringsherum tränkten wir in Kerosin. Nein, ich allein tat all dies. Der Android weigerte sich. Es ist mir verboten, Leben oder Besitztum zu gefährden.
Hitze, schwitze!
Sie fuhren mit der Untergrundbahn nach Leicester Square, stiegen um und fuhren weiter zum British Museum. Von dort aus gingen sie zu einem kleinen Haus im georgianischen Stil, gleich neben Russell Square. Auf einem Schild im Fenster stand: N AN W EBB , P SYCHOMETRISCHE B ERATUNG . Vandaleur hatte sich die Adresse schon vor einigen Wochen notiert. Sie betraten das Haus. Der Android wartete im Vorraum mit dem Gepäck. Vandaleur ging in Nan Webbs Büro.
Sie war eine große Frau mit grauen Fäden im Haar, von sehr feinem englischem Aussehen und mit sehr häßlichen englischen Beinen. Ihr Gesicht war ziemlich grob, aber der Ausdruck wachsam. Sie nickte Vandaleur zu, beendete einen Brief, klebte ihn zu und blickte auf.
»Mein Name«, sagte ich, »ist Vanderbilt. James Vanderbilt.«
»Schön.«
»Ich bin als Austauschstudent an der Londoner Universität.«
»Schön.«
»Ich habe mich mit dem mordenden Androiden befaßt und glaube, etwas sehr Interessantes herausgefunden zu haben. Ich würde gern Ihren Rat erbitten. Wie hoch ist Ihr Honorar?«
»Zu welchem College gehören Sie?«
»Warum?«
»Für Studenten habe ich einen verbilligten Preis.«
»Merton College.«
»Das macht zwei Pfund, bitte.«
Vandaleur legte zwei Pfund auf den Tisch und legte Blenheims Notizen dazu. »Zwischen den Verbrechen und dem Wetter besteht eine Korrelation«, sagte er. »Sie bemerken, daß die Verbrechen alle begangen wurden, wenn die Temperatur höher als 90° Fahrenheit lag. Gibt es dafür eine psychometrische Erklärung?«
Nan Webb nickte, studierte
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