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20 Science Fiction Stories

20 Science Fiction Stories

Titel: 20 Science Fiction Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse
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»Der Befehl kann nicht befolgt werden.«
    Ich stieß den Androiden zurück und sprang auf den Fremden los. Er war groß, kräftig und gelenkig. Er hielt einen Stock in der Hand. Ich sah, daß er blind war.
    »Ja?« sagte er. »Ich höre Sie. Was wollen Sie?«
    »Sir …« Vandaleur zögerte. »Ich bin verzweifelt.«
    »Wir alle sind verzweifelt«, erwiderte der Fremde. »Völlig verzweifelt.«
    »Sir … ich muß etwas Geld haben.«
    »Betteln oder stehlen Sie?« Die blinden Augen streiften Vandaleur und den Androiden.
    »Idi bin zu beidem bereit.«
    »Ah. Das sind wir alle. Es ist die Geschichte unserer Rasse.« Der Fremde deutete über seine Schulter. »Ich habe in St. Pauls gebetet, mein Freund. Was ich wünsche, kann nicht gestohlen werden. Was wünschen Sie, daß Sie so glücklich sind, es überhaupt stehlen zu können?«
    »Geld«, sagte Vandaleur.
    »Geld – wofür? Kommen Sie, mein Freund, schenken wir einander Vertrauen. Ich werde Ihnen erzählen, warum ich bete, und Sie erzählen mir, warum Sie stehlen. Ich heiße Blenheim.«
    »Mein Name ist …Vole.«
    »Ich habe in St. Pauls nicht um das Augenlicht gebetet, Herr Vole. Ich habe um eine Zahl gebetet.«
    »Eine Zahl?«
    »O ja. Rationale und irrationale Zahlen. Imaginäre Zahlen. Positive und negative Integrale. Positive und negative Brüche. Eh? Haben Sie schon mal was von Blenheims unsterblicher Abhandlung über zwanzig Nullen gehört? Oder über die Unterschiede beim Fehlen von Mengenangaben?« Blenheim lächelte bitter. »Ich bin der Zauberer der Zahlentheorie, Herr Vole.
    Und ich habe den Reiz der Zahl für mich erschöpft. Nach fünfzig Jahren Zaubereien wird man allmählich senil, und der Appetit vergeht einem. Ich habe in St. Pauls um Inspiration gebetet. Lieber Gott, so habe ich gefleht, wenn Du existierst, dann schicke mir eine Zahl.«
    Vandaleur hob langsam den Aktenband hoch und berührte damit Blenheims Hand. »Hier drin«, sagte er, »ist eine Zahl. Eine versteckte Zahl. Eine geheimnisvolle Zahl. Die Zahl für ein Verbrechen. Sollen wir tauschen, Herr Blenheim? Unterkunft gegen eine Zahl?«
    »Weder betteln noch stehlen, was?« sagte Blenheim. »Sondern ein Geschäft. So vermindert sich das Leben zum Banalen.« Wieder glitt der leblose Blick über Vandaleur und den Androiden. »Vielleicht ist der Allmächtige nicht Gott, sondern ein Kaufmann. Kommen Sie mit mir nach Hause.«
    Im obersten Stockwerk von Blenheims Haus teilten wir uns ein Zimmer – zwei Betten, zwei Schränke, zwei Waschtische, ein Badezimmer. Vandaleur zerquetschte mir meine Stirn wieder und schickte mich auf Arbeitssuche, und während der Android arbeitete, unterhielt ich mich mit Blenheim und las ihm, einen nach dem andern, die Zeitungsausschnitte aus der Aktensammlung vor.
    Vandaleur erzählte ihm viel: Er wäre Student, sagte ich, der versuchte, eine Dissertation über den mordenden Androiden zu schreiben. In diesen Zeitungen, die er gesammelt hätte, wären die Tatsachen, die die Verbrechen, von denen Blenheim nichts gehört hatte, erklären würden. Es müßte eine Wechselbeziehung geben, eine Zahl, eine Statistik, irgend etwas, das für meine Geistesgestörtheit verantwortlich wäre, erklärte ich, und Blenheim reizte das Geheimnis, die Detektivgeschichte, das menschliche Schicksal in der Zahl.
     
    Wir untersuchten die Zeitungen. Während ich sie laut vorlas, notierte er sich ihren Inhalt in seiner sorgfältig hingemalten Schrift. Und dann las ich ihm seine Notizen vor. Er ordnete die Papiere nach Art, .Aussehen, Tatsachen, Leitartikeln, Berichten, Schreibweise, Worten, Themen, Tendenzen, Bildern, Gegenständen, Politik und Fehlangaben. Er analysierte. Er studierte. Er meditierte. Und wir lebten zusammen im oberen Stockwerk, immer ein bißchen kühl, immer ein bißchen erschrocken, immer ein bißchen näher … enger zusammengeführt durch unsere Furcht davor, durch den Haß, der zwischen uns stand. Wie ein Keil, der in einen lebenden Baum getrieben wird und den Stamm zerspaltet, nur um auf immer mit dem Gewebe der Narbe verbunden zu sein, so wuchsen wir zusammen. Vandaleur und der Android. Hitze, hotze, hatze!
    Und eines Nachmittags rief Blenheim Vandaleur in sein Arbeitszimmer und enthüllte ihm das Ergebnis seiner Überlegungen. »Ich glaube, ich hab’s gefunden«, sagte er, »aber ich verstehe es nicht.«
    Vandaleurs Herz schlug schneller. »Hier sind die Korrelationen«, fuhr Blenheim fort. »In fünfzig Zeitungen sind Berichte über den verbrecherischen

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