20 Science Fiction Stories
nützlicher Fund, obgleich ich natürlich später ein Opfer bringen würde, um ganz sicherzugehen, daß der Geist des Eigentümers mich nicht plagt.
Wir hatten uns gerade daran gemacht, den Balken an Land zu ziehen, als Helgi laut aufschrie. Ich griff nach meiner Axt. Wir hatten damals keine Fehden weit und breit, aber Gesetzlose gibt es ja immer.
Dieser schien harmlos. Tatsache war, daß ich ihn für völlig unbewaffnet hielt, als er so über den schwarzen Sand herangetaumelt kam. Er war hochgewachsen und höchst seltsam gekleidet – Jacke und Hose und Schuhe waren wie alle andern, aber sie hatten einen sonderbaren Schnitt, und die Hosen hielt er mit Gamaschen zusammen, statt mit Riemen. Auch hatte ich noch nie einen Helm wie den seinen gesehen: er war fast viereckig und reichte tief in seinen Nacken, einen Nasenschutz hatte er nicht, ein Lederriemen gab ihm festen Sitz. Und das glaubst du nun vielleicht nicht, aber er war nicht aus Metall, und trotzdem war er in einem Stück geschnitten!
Er begann taumelnd zu laufen, als wir näher kamen, schlug mit den Armen um sich und keuchte. Die Sprache hatte ich noch nicht gehört, und ich kenne eine ganze Men ge: Es hörte sich wie das Bellen eines Hundes an. Ich sah, daß er frisch rasiert war, seine schwarzen Haare waren kurz geschnitten, und ich dachte mir, daß er eigentlich gut ein Franzose sein könnte. Er war noch ziemlich jung, sah gut aus, mit blauen Augen und regelmäßigen Gesichtszügen. Seiner Haut nach konnte er nicht viel im Freien leben, er hatte aber eine gute Figur. »Ob er ein Schiffbrüchiger ist?« fragte Helgi.
»Seine Kleider sind trocken und sauber«, sagte ich. »Auch kann er nicht weit gegangen sein, denn sein Kinn hat keine Stoppeln. Aber mir ist nicht bekannt, daß hier irgendwo ein Fremder zu Besuch ist.«
Wir senkten unsere Waffen, als er sich uns keuchend näherte. Ich sah, daß die Jacke und das Hemd hinten mit stäbchenartigen Knöpfen verschlossen waren; keine Schnüre, und die Stoffe waren aus dickem Gewebe. Um den Hals schlang sich ein Stoffstreifen, der in den Mantel gesteckt war. Alle Kleidungsstücke waren von bräunlicher Farbe. Schuhe hatte ich in der Art, wie er sie trug, noch nie gesehen: fugenlos zusammengeflickt. An verschiedenen Stellen seiner Jacke fielen mir Blechstücke auf, auf jedem Jackenärmel waren drei Streifen und ein schwarzes Band mit Buchstaben darauf, die auch auf dem Helm standen. Aber es waren keine Runen, sondern römische Buchstaben: MP. Um die Hüfte hatte er einen breiten Gürtel geschlungen, darin steckten ein keulenförmiges Ding aus Metall und eine richtige Keule. »Es muß ein Kriegsgefangener sein«, murmelte einer meiner Männer. »Wozu sonst diese Zeichen?«
»Vielleicht sind sie nur zur Zierde da, oder als Schutz gegen Zaubereien«, beruhigte ich ihn. »Ich bin Ospak Ulfsson von Hillstead«, fuhr ich zu dem Fremden gewandt fort. »Mit welchem Auftrag kommst du hierher?«
Seine Brust hob und senkte sich, in seinen Augen blitzte es. Dann seufzte er, ließ sich auf der Erde nieder und bedeckte das Gesicht mit beiden Händen.
»Wenn er krank ist, bringen wir ihn besser ins Haus«, sagte Helgi. Seine Augen strahlten – wir sehen hier nur wenig neue Gesichter.
»Nein … nein …« Der Fremde blickte auf. »Ich will mich einen Augenblick ausruhen –«
Er sprach unseren nordischen Dialekt ganz gut, obgleich er einen harten Akzent hatte und viele fremde Worte beimengte, die ich nicht verstand.
Grim, einer meiner Männer, hob den Speer. »Sind Wikinger gelandet?« fragte er.
»Wann sind wohl jemals Wikinger nach Island gekommen?« schnaubte ich. »Wo denkst du hin?«
Der Fremde schüttelte den Kopf, als hätte man ihm einen Schlag versetzt. Zitternd erhob er sich. »Was ist los?« sagte er. »Was ist mit der Stadt geschehen?«
»Welcher Stadt?« fragte ich verblufft.
»Reykjavik!« jammerte er. »Wo ist sie geblieben?«
»Fünf Meilen südlich von hier, wo du hergekommen bist – außer du meinst die Bucht selbst«, antwortete ich.
»Nein! Da war ja nur der Strand, und ein paar schäbige Hütten und –«
»Das sage lieber nicht zu laut! Wenn Hjalmar Broadnose das hört!« riet ich.
»Aber hier war doch eine Stadt!« rief er. »Ich habe die Straße überquert, es gab einen Sturm, dann ein Krachen, und plötzlich stand ich hier am Strand, und die Stadt war weg!«
»Er ist verrückt«, stellte Sigurd fest und trat einen Schritt zurück.
»Seid vorsichtig … wenn ihm Schaum auf die Lippen
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